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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auf,
klappte ihn wieder zu, machte ihn wieder auf, aber es kam immer noch kein Ton.
    »Einen ungeschickten Mann kann
ich ja noch vertragen«, fuhr sie gnadenlos fort, »aber ein Schwachkopf, der
angeblich ein Profi sein will, ist unmöglich. Sie sind fertig, Boyd, und zwar
ab sofort.«
    Sie stand auf, zog sich den
Stetson ins Gesicht, schob die Hände in die Vordertaschen ihrer Kunstlederhose
und hakte die Daumen in den breiten Ledergürtel.
    »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre,
Boyd, würde ich mich morgen ins nächste Flugzeug setzen und meinen Verlust von
der Steuer absetzen.«
    »Meinen Sie wirklich, daß Sie
es besser machen können?« fragte ich ungläubig. »Ein Mädchen, so ganz allein?
Die werden Sie in kleine Stückchen hacken und als Köder benutzen, wenn sie
angeln!«
    »Ich bin die Tochter meines
Vaters«, sagte sie unbeeindruckt. »So schnell lasse ich mich nicht
auseinanderschneiden. Ich kann schon auf mich aufpassen. Kümmern Sie sich um
Ihre Angelegenheiten, Boyd, und sehen Sie zu, daß Sie bei Ihrem nächsten Kunden
bessere Arbeit leisten, sonst sehe ich schwarz für Ihr Geschäft!«
    »Nehmen wir einmal an, Sie
bekommen Ihr Geld zurück«, sagte ich. »Was dann?«
    »Dann nehme ich das nächste
Flugzeug nach Wyoming und sorge dafür, daß das heiße Geld diesmal besser
versteckt wird.«
    »Und die drei Musketiere?«
fragte ich. »Willie, Walt und Fay?«
    »Was soll mit ihnen sein?« Sie
sah mich fragend an.
    »Die wollen Sie nicht
anzeigen?«
    »Wozu denn?« Ihr Mund wurde
hart. »Sie sind wirklich unmöglich, Boyd. Das ist doch mein As. Sie werden mir
das Geld zurückgeben, weil sie wissen, daß ich sie hochgehen lassen kann. Und
ich werde ihnen sagen, daß alle Einzelheiten ihrer Geschäfte bei meinem Anwalt
im Tresor liegen und daß er weiß, was er mit dem Material zu tun hat, wenn mir
plötzlich etwas zustoßen sollte. Sie werden sich hüten, nach Wyoming zu
kommen.«
    »Sie sind gewalttätig und
böse«, sagte ich langsam. »Wenn sie so weitermachen, werden sie eines Tages
jemanden ermorden — wenn das nicht schon geschehen ist.«
    Sie zuckte die Achseln. »Nicht
mein Problem.«
    »Aber meins«, sagte ich. »Wenn
Sie die drei nicht anzeigen, werde ich es tun.«
    Ihre blauen Augen wurden eine
Schattierung dunkler, als sie mich anstarrten. »Sie meinen das ernst, was?«
    Ich nickte. »Allerdings.«
    »Ich nehme an, auch Geld kann
Sie nicht umstimmen?«
    Das war eine eklige Frage, und
ich wollte nicht erst lange darüber nachdenken, weil ich fürchtete, schwach zu
werden. »Nein«, sagte ich rasch.
    »Dann machen wir einen Handel«,
sagte sie. »Geben Sie mir zwei Tage, ehe Sie zur Polizei gehen. Wenn ich
schnell genug bin, bekomme ich vorher noch mein Geld zurück.« Sie grinste
schief. »Das sind Sie mir schuldig, Boyd. Der Tausender war für einen Monat,
erinnern Sie sich noch? Und es sind erst zwei Wochen vergangen.«
    »Gut, einverstanden.«
    »Ich sage Ihnen in zwei Tagen
Bescheid«, sagte sie. »Und jetzt haben wir uns wahrscheinlich nichts mehr zu
sagen.«
    »Bestimmt nicht. Wie geht’s
Pattie?«
    »Gut.«
    »Gefällt es ihr auf der Ranch?«
    »Sie sitzt unten in der Bar.«
Primel mußte über mein dummes Gesicht lachen. Es wurde zur schlechten
Angewohnheit, dachte ich mir, in Primels Gegenwart
dauernd den Mund offenstehen zu haben. Und ihre Reden gefielen mir auch nicht.
Ich ließ mich nicht gern von einem Klienten herumschubsen, der mir unablässig
zu verstehen gab, wie dumm ich war.
    »Ich habe sie als
Verhandlungsobjekt mitgebracht!« Das Knallen der Tür brachte mich dazu, meinen
Mund wieder zuzuklappen. Ich goß mir noch einen Schlaftrunk ein und hoffte, daß
er die Wut in meinem Bauch ertränken würde.
    Ich schlief wie ein Toter, kaum
daß ich im Bett lag, und als ich erwachte, fühlte ich mich großartig. Ich hatte
den Fehler begangen, die Behandlung zu vergessen, die Louise mir verpaßt hatte,
ehe Primels Unverschämtheiten meinen Pulsschlag
hochtrieben. Ich frühstückte auf der Hotelterrasse und fühlte mich so wohl, daß
ich die Zigarette, die ich mir zur zweiten Tasse Kaffee genehmigte, ohne
Schuldkomplexe genoß.
    Es war ein herrlicher,
kalifornischer Morgen, die Sonne schien aus wolkenlosem Himmel, und ich sah
sogar einen richtigen, lebendigen Vogel übers Meer fliegen, was bewies, daß es
um die Umwelt doch nicht so arg bestellt war. Ich fuhr mit dem Mietwagen zum
Farmhaus auf dem Felsvorsprung und nahm mir ein paar Minuten Zeit, den Ausblick
zu bewundern, ehe ich

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