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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ein schlanker langer
Zeigefinger drückte auf einen Knopf. Eine versteckt eingebaute Stereoanlage
begann leise Gitarrenmusik zu produzieren. Louise drückte einen zweiten Knopf,
und der Raum versank in Finsternis, bis auf das Gemälde, das plötzlich grell
beleuchtet war, so daß man noch die kleinste Einzelheit erkennen konnte,
einschließlich eines zweiten Paares hinter dem ersten, das ich bisher nicht
entdeckt hatte. Als ich mir betrachtete, was sie taten und wie sie es anfingen,
fürchtete ich, daß sie gebrochene Halswirbel riskierten.
    Der Zeigefinger legte sich auf
einen weiteren Knopf und setzte eine bunte Miniatur-Lightshow in Gang. Der
vierte Knopf schaltete einen Scheinwerfer ein, der auf die Mitte des Bettes
gerichtet war, so daß der Spiegel auch noch das kleinste Detail mit gnadenloser
Genauigkeit reflektierte. Der fünfte Knopf versetzte das Bett in langsame
Schaukelbewegungen, aber
der sechste und letzte setzte allem die Krone auf. Als sie ihn gedrückt hatte,
begann das Faun- und Nymphenbild sich langsam in seinem Rahmen zu drehen, bis
ein lebensgroßes Porträt der nackten Louise, das nichts der Phantasie überließ,
sichtbar wurde.
    »Na, was meinst du?« fragte
Louise leise.
    »Eines kann ich dir sagen«,
stieß ich rauh hervor, »das hier ist bestimmt kein
Bestattungsinstitut!«
    Sie gluckste vor Lachen. »So,
jetzt hast du es gesehen. Gehen wir jetzt wieder hinunter in die Pietät und
trinken noch einen?«
    »Was soll das heißen?« fragte
ich. »War das etwa nur eine Fata Morgana?«
    »Ich hatte mir gedacht«, sagte
sie leichthin, »daß wir uns nicht so zu beeilen brauchen. Du bleibst doch über
Nacht, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte ich. »Das geht
nicht.«
    »So?« Ihre Stimme klang
plötzlich eisig. »Entschuldige, wenn ich indezent war!«
    »So war es nicht gemeint«,
sagte ich. »Ich erwarte aber einen wichtigen Anruf aus Wyoming.«
    »Und ich hoffe nur, daß er dich
sexuell anregt«, fauchte sie. »Ich mache mir jetzt noch was zu trinken.« Sie
drückte einen Knopf, und das Schlafzimmer verwandelte sich wieder in seinen
Normalzustand. »Ich nehme an, du findest den Weg nach unten allein. Immer einen
großen Fuß vor den anderen setzen, und sieh dich vor, damit du nicht
stolperst!«
    »Ich glaube, Walt hatte doch
recht«, sagte ich versonnen. »Gestern wollte ich ihm nicht glauben.«
    »Was hat Walt gesagt? Etwas
über mich?«
    »Er hat gesagt, daß du niemals
den Mund hältst. Nie und nimmer.« Ich kam langsam in Fahrt. »Es wäre, als würde
man mit einem Transistorradio schlafen!«
    »Mit einem — was?«
    »Einem Transistorradio«, sagte
ich fröhlich. »Man knipst es an, und dann hört es nicht mehr zu schwatzen auf.«
Ich deutete auf das Schaltpult an der Tür. »Hast du vielleicht irgendwo auch
einen Knopf, der dich abschaltet?«
    Sie gab ein ersticktes Geräusch
von sich, drängte sich an mir vorbei und ging auf die Badezimmertür zu. Kurz
davor blieb sie plötzlich stehen und drehte sich um.
    »Das hätte ich beinahe
vergessen«, sagte sie gepreßt.
    Und da kam sie
zurückmarschiert, weiter auf mich zu, bis ihre prächtigen Brüste kräftig gegen
meine Brust stießen. Ihre Arme schlangen sich um meinen Hals, und sie preßte
die Lippen mit einer Sinnlichkeit auf meinen Mund, die mir den Atem geraubt
hätte, wenn mir eine Chance zum Atmen geblieben wäre. Aber das war erst der
Anfang. Kurz darauf öffnete sich ihr Mund, und ihre Zunge begann eine
Forschungsreise, die keine Geschmacksknospe unberührt ließ. Nach langer, langer
Zeit erkannte ich betäubt, daß dies der Weltrekord im Küssen sein mußte. Dieser
Kuß bekam alle Preise und Pokale, gewann in allen Disziplinen: Dauer,
Geschicklichkeit, Lüsternheit.
    Als sie sich endlich von mir
löste, mußte ich einen raschen Schritt vorwärts tun, um nicht vornüberzukippen.
Sie lächelte träge — Zufriedenheit, Genugtuung?
    »Ich hoffe, es hat dir
gefallen, Danny-Liebling«, schnurrte sie. »Denn davon wirst du sehr lange
zehren müssen!«
    Das war eine dieser
Hätte-ich-das-gewußt-Situationen, dachte ich zerknirscht. Ich hatte sie
verletzt, weil ich es abgelehnt hatte, über Nacht zu bleiben, und sie hatte
sich auf die einzigartige Weise gerächt, wie es nur eine sinnliche Frau kann.
Da siehst du, was dir entgangen ist, Dummkopf! Was blieb mir anderes übrig, als
den guten Verlierer zu spielen?
    »Na schön«, sagte ich unsicher,
»dann gehe ich halt wieder hinunter in die Pietät und trinke noch einen zum
Abschied.«
    »Du tust,

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