Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)
versöhnlicher gezeigt – wahrscheinlich weil seine Frau Nora immer wieder ein gutes Wort für Juliana einlegte. Er schrieb regelmäßig Briefe, lud Juliana sogar ein, ihn zu besuchen, und bot an, ihr die Kleider und Bücher nachzuschicken, die sie zurückgelassen hatte. Doch bei allem, was die Erbschaft betraf, blieb er unnachgiebig.
Selbst als John Holden vor einem Jahr ganz unerwartet gestorben war und damit als möglicher Ehemann für Juliana für immer ausschied, gab er nicht nach. Dann, nachdem sie Monate gebraucht hatte, um all ihren Mut zusammenzunehmen und ihn um einen bescheidenen Bankwechsel zu bitten, da ihr Gehalt sehr gering war, hatte Clay mit Worten geantwortet, die bis heute an Julianas Stolz nagten. „Ich werde nicht zusehen, wie du Geld zum Fenster rauswirfst, um Schuhe und Schulbücher für eine Meute rothäutiger Waisen und Herumtreiber zu kaufen“, hatte er geschrieben.
Bei der Erinnerung schnürte sich ihr noch immer die Kehle zusammen.
Clay würde erst aufhören, sie zu bestrafen, wenn sie nicht mehr unterrichtete und einen Mann heiratete, der seine Zustimmung fand. Dann – und nur dann – würde er nachgeben. Das war die traurige Wahrheit.
Was für eine Närrin sie gewesen war, ihn abermals um Geld zu bitten, damit sie Joseph und Theresa sicher nach Hause schicken und sich so lange um die beiden Kleinen kümmern konnte, bis sie ein anständiges Zuhause für sie gefunden hatte.
Dass Julianas Vorgesetzter Mr Philbert, der Beauftragte des
Bureau of Indian Affairs
, davon ausging, dass die vier Schüler schon längst zusammen mit den älteren Schülern zu ihrer alten Schule in Missoula zurückgeschickt worden waren, erschwerte die Situation zusätzlich. Früher oder später würde Mr Philbert erfahren, dass sie seine Befehle nicht nur missachtet, sondern ihn auch noch angelogen hatte. Zumindest teilweise.
Als offizieller Repräsentant der amerikanischen Regierung konnte der Mann sie wegen Kindesentführung einsperren und Daisy und Billy-Moses in eine andere Institution einweisen lassen, irgendwo weit weg, wo sie im besten Fall einfach nur vernachlässigt werden würden. Juliana, die in mehreren solcher Einrichtungen gearbeitet hatte, wusste, dass nur die wenigsten Erzieher in der Lage waren, über die Hautfarbe ihrer Schützlinge hinwegzusehen.
Um sich Mr Philbert und seine unvermeidliche Reaktion aus dem Kopf zu schlagen, dachte sie an ihre Schüler, von denen sie sich hatte verabschieden müssen: Mary Rose, siebzehn und selbst kurz davor, die
Normal School
zu besuchen, Ezekiel, sechzehn, der die Schule beenden und dann zu seinem Stamm zurückkehren wollte. Und dann war da noch Angelique, ebenfalls siebzehn wie ihre Cousine Mary Rose, süß und bescheiden und schrecklich verliebt in einen Jungen, den sie in Stillwater Springs kennengelernt hatte.
Halb Blackfoot und halb weiß hatte Blue Johnston sie ein paarmal besucht. Er war ein hübscher, sympathischer junger Mann mit blitzendem Lächeln und der Aussicht auf einen Job als Viehtreiber auf einer Ranch außerhalb von Missoula. Obwohl Juliana das junge Paar im Auge behalten und Angelique wiederholt vor den Gefahren der körperlichen Liebe gewarnt hatte, war es den beiden immer wieder gelungen, sich zusammen aus dem Staub zu machen.
Insgeheim hatte Juliana befürchtet, dass Angelique und ihr Prinz bei der erstbesten Gelegenheit zusammen weglaufen und heiraten würden. Und diese Gelegenheit hatte sich möglicherweise vor einer Woche ergeben, als Angelique und die anderen in den Zug gestiegen waren, um nach Missoula zurückzukehren. Falls ihre Befürchtungen sich bewahrheiten sollten – oder bereits hatten –, würde Mr Philbert in Wutgeschrei ausbrechen, sich aber innerlich die Hände reiben, da er nun eine Sorge weniger hätte.
Schritte auf dem Flur rissen Juliana aus ihren Gedanken. Wieder wurde eine Tür geöffnet und geschlossen, dann war alles still.
Das ganze Haus schien sich zur Ruhe zu betten. Nur Juliana nicht.
Sanft löste sie sich von den schlafenden Kindern und stieg aus dem Bett.
Die Eiseskälte prallte gegen ihren Körper wie die Druckwelle nach einer Explosion. In dem Zimmer stand zwar ein kleiner Ofen, doch darin brannte kein Feuer.
Zitternd durchquerte sie das Zimmer und fand zu ihrer Erleichterung Streichhölzer, Zeitungspapier, Anmachholz und größere Holzstücke in einem Korb. Mit tauben Fingern öffnete sie die Ofentür und machte Feuer.
Die beißende Kälte des Bodens drang durch die Sohlen ihrer nackten
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