Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)
rief er über seine Schulter. „Ist wahrscheinlich schon Wochen her, dass du was Anständiges in den Magen bekommen hast.“
„Ich lasse mir doch nicht die Gelegenheit entgehen, eine gut aussehende Frau unter die Lupe zu nehmen.“
Als Lincoln wieder aus dem Holzschuppen herauskam, sah er, dass Wes das Pferd und den Esel einfach hatte stehen lassen. Er führte sie in den Stall, sattelte das Pferd ab und gab beiden Futter und Wasser. Dann striegelte er sie so, wie er es zuvor mit seinem eigenen Pferd gemacht hatte.
Er tat all diese Dinge, die sein Bruder hätte tun sollen, aber es machte ihm nichts aus. Denn Wes tauchte zu den unmöglichsten Zeiten mit den unmöglichsten Geschenken auf.
Obwohl Juliana sich nichts anmerken ließ, war sie ein einziges Nervenbündel, und nicht nur, weil Lincoln Creed ihr kurz zuvor am Küchentisch beinahe einen Heiratsantrag gemacht hatte. Viel mehr erschütterte sie, dass sie vielleicht sogar Ja sagen würde, falls er es wirklich tun sollte.
John Holden wäre ein absolut passender Mann für sie gewesen, trotz seiner abscheulichen Töchter. Doch ihn hatte sie abgewiesen. Auch andere Männer hatten ihr in den vergangenen Jahren den Hof gemacht, aber auch diese hatte sie immer enttäuscht. Denn wenn sie jemals heiratete, dann nur aus wilder leidenschaftlicher Liebe. Sie wollte von den Füßen gerissen, von der Lust überwältigt werden!
Und Lincoln hatte etwas in ihr geweckt, ein grundlegendes Bedürfnis, das konnte sie nicht abstreiten. Aber wilde leidenschaftliche Liebe? Nein.
Auf der anderen Seite wusste sie, dass er ein netter großzügiger Mann war. Dass er hart arbeitete, ein liebevoller Vater war und Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilte. Und dass er morgens, wenn er sich rasierte, seine Hosenträger baumeln ließ.
Bei der Erinnerung an die Hosenträger musste sie lächeln, gerade in dem Moment, in dem Tom ihr Weston Creed vorstellte und Gracie vor Begeisterung quietschend in die Küche raste, um sich in die Arme ihres lachenden Onkels zu werfen.
Er wirbelte sie herum. „Ich habe dir einen Christbaum mitgebracht. Dein Dad schafft ihn gerade in den Schuppen, damit er trocknen kann. Und was bekommst du dieses Jahr von Santa Claus?“
Gracie antwortete nicht sofort, stattdessen fing ihre Unterlippe an zu beben. „Ich hoffe, er kommt nicht“, gestand sie nach einer Weile aufgewühlt.
Weston wirkte ehrlich überrascht, wobei Juliana vermutete, dass alles, was er je sagte und tat, ein wenig übertrieben war. „Warum solltest du dir so etwas wünschen?“
„Weil er nicht weiß, dass die anderen hier sind“, erwiderte sie den Tränen nahe. „Und ich möchte keine Geschenke, wenn Billy-Moses und Daisy und Joseph und Theresa nichts bekommen.“
Juliana ging das Herz auf. Falls Lincoln ihr tatsächlich einen Heiratsantrag machen sollte, würde sie ihn vielleicht wirklich annehmen. Sie liebte ihn nicht – aber in seine Tochter war sie schon jetzt ganz vernarrt.
4. KAPITEL
A ls Lincoln ins Haus kam, stand Wes mitten in der Küche und hielt eine völlig aufgelöste Gracie in den Armen.
„Nun“, erklärte Wes seiner Nichte feierlich, „dann müssen wir Santa Claus eben möglichst schnell Bescheid geben.“
„Weihnachten ist doch schon in vier Tagen“, murmelte Gracie. „Und der Zug fährt erst wieder
nächste
Woche durch Stillwater Springs. Wie sollen wir ihm da noch rechtzeitig schreiben?“
Lincoln und Juliana wechselten einen Blick. Lincoln sah neugierig aus, Juliana wehmütig.
„Daddy! Können wir Santa Claus ein Telegramm schicken?“
„Wie bitte?“, fragte Lincoln verblüfft.
„Er wird den anderen keine Geschenke bringen, weil er gar nicht weiß, dass sie hier sind!“, erklärte sie ihm verzweifelt.
Etwas regte sich tief in seinem Herzen, und nicht nur, weil er so nah bei Juliana stand, dass ihre Schultern sich fast berührten. Wann war er überhaupt zu ihr hinübergegangen?
Er dachte an die Geschenke im Schrank seiner Mutter und die Wasserfarben, die er gestern spontan im Gemischtwarenladen gekauft hatte. „Oh, das habe ich bereits getan“, log er.
Aber Gracie war nicht nur großzügig, sondern auch unglaublich klug. Sie runzelte die Stirn, als Wes sie sanft auf dem Boden absetzte. „Wann?“, fragte sie skeptisch.
„Gestern in der Stadt“, erwiderte ihr Vater. „Sobald feststand, dass wir Besuch haben werden, bin ich direkt ins Telegrafenamt gegangen und habe dem alten Herrn eine Depesche geschickt.“
Während Gracie über
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