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Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)

Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)

Titel: Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)
Autoren: Linda Lael Miller
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das nächste Mal zum Stall zurückfuhren, kam ihnen Joseph schon entgegen, bis zur Hüfte im Schnee und mit beiden Armen winkend.
    Lincoln beschlich ein unangenehmes Gefühl.
    Der Junge schrie etwas, das Lincoln nicht verstehen konnte. Aber das spielte keine Rolle. Irgendetwas stimmte nicht, das war alles, was er wissen musste.
    Er trieb die Zugpferde noch härter an, während Tom vom Schlitten sprang und durch den tiefen Schnee auf den Jungen zueilte.

5. KAPITEL
    L incoln hörte die Schreie bereits, als er die Pferde bei Joseph ließ, damit er sie abspannen und in den Stall bringen konnte. Er folgte Tom so schnell er konnte in die kleine Hütte. Als er einen kurzen Blick zum Haupthaus warf, entdeckte er Gracie und Theresa, die mit besorgten blassen Gesichtern am Fenster standen.
    Die Hütte hatte nur neun Quadratmeter, somit war es unmöglich, die in den Wehen liegende Frau auf dem Bett zu übersehen. Juliana saß neben Rose-of-Sharon, hielt ihre Hand und sprach besänftigend auf sie ein. Allein ihr Anblick beruhigte Lincoln ein wenig.
    Ben dagegen war überhaupt nicht zu beruhigen.
    Er lief vor dem Bett auf und ab und fuhr sich bei jedem Schritt verzweifelt durch die Haare. Er sah wie ein Wilder aus, wie ein Einsiedler aus dem Hochwald, der sich in diesem neuen Umfeld nicht zurechtfand.
    „Geh in unser Haus“, befahl Tom dem jungen Ehemann. „Du bist uns hier keine große Hilfe.“
    Ben biss die Zähne zusammen, starrte seine weinende, schwitzende Frau an und wirkte, als wollte er jemanden niederschlagen. Doch dann beugte er sich über Rose-of-Sharon, küsste sie auf die Stirn und tat, was ihm gesagt worden war. Fahrig zog er seinen Mantel an, ging ohne ein Wort oder einen Blick an Lincoln vorbei und schloss mit einem leisen Knall die Tür hinter sich.
    Lincoln, der nicht wusste, ob er bleiben oder sich Ben an die Fersen heften sollte, verharrte an der Tür und betrachtete den kleinen, armseligen Christbaum, der mit bunten Wollfäden und ungeschickt ausgeschnittenem Papierschmuck behängt war. Zwei in braunes Papier gewickelte und mit grobem Garn zugebundene Päckchen lagen darunter.
    „Atme ganz langsam, Rose-of-Sharon“, hörte er Juliana sagen. So weich und ruhig ihre Stimme auch klang, ihre Sorge konnte sie nicht ganz verbergen.
    Lincoln versuchte selbst, langsamer zu atmen, weil er das für eine gute Idee hielt.
    Rose-of-Sharon, ein hübsches Ding mit glänzend braunem Haar, war längst nicht mehr in der Lage, sich gegen die Hilfe eines Indianers zu wehren. „Kommt … kommt der Arzt bald?“, fragte sie nach einem langen erstickten Stöhnen, das einem in den Ohren schmerzte.
    Inzwischen war der Schnee so tief, dass selbst die Zugpferde es kaum geschafft hatten, sich ihren Weg zu bahnen.
    „Ja“, log Tom, krempelte die Ärmel auf und neigte den Kopf leicht in Julianas Richtung. „Er ist ganz sicher schon unterwegs.“
    Juliana und Tom mussten ein wortloses Signal ausgetauscht haben, denn Juliana nickte und hob die Bettdecke an.
    Das Leintuch und Rose-of-Sharons Nachthemd waren dunkelrot.
    Lincoln wandte den Blick ab und machte sich daran, ein Feuer in dem kleinen Ofen zu entzünden, der zugleich zum Kochen und Heizen diente. Weil die Fugen zwischen den Holzstämmen der Wände dicht waren, würde der Raum warm bleiben.
    Rose-of-Sharon kreischte auf, ihre Stimme kratzte an Lincolns Innerstem wie eine scharfe Kralle. Einen Moment lang lag Beth in diesem Bett und nicht Ben Gainers junge Frau.
    Er fragte sich erneut, ob er nicht besser gehen sollte, so wie Ben, aber irgendetwas hielt ihn zurück. Er würde nur gehen, wenn Tom ihn dazu aufforderte, ansonsten beschloss er zu bleiben und zu tun, was er konnte, was vermutlich nicht gerade viel war.
    „Stell Wasser auf den Herd“, hörte er Tom hinter sich sagen. „Und dann hol mir meinen Medizinbeutel aus dem Haus.“
    Lincoln nickte – sprechen konnte er nicht –, fand einen Wasserkessel, ging nach draußen, um ihn mit Schnee zu füllen, weil der Eimer leer war, und stellte ihn auf den Herd. Dann lief er mit dem Eimer zum Brunnen, um ihn mit Wasser zu füllen, und trug ihn wieder in die Hütte. Anschließend stapfte er zum Haus, verärgert, dass er nur langsam vorankam. In der Küche stellte er fest, dass alle Kinder und Ben sich am Tisch versammelt hatten und auf ihre Hände herabschauten.
    Aus irgendeinem Grund traf ihn dieser Anblick mitten ins Herz, einen Moment lang konnte er sich nicht rühren. Als es ihm endlich gelang, den Bann zu brechen,
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