Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)

Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)

Titel: Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
rannte er in Toms Zimmer, das eigentlich nicht viel mehr als eine Kammer war, und zog den ihm so vertrauten Lederbeutel unter dem Bett hervor. Josephs Schlaflager, zusammengebaut aus gefalteten Decken und Leintüchern, lag zerknittert in einer Ecke.
    Als er den Raum wieder verließ, wäre er beinahe mit Ben zusammengestoßen.
    „Rose-of-Sharon?“, stieß Ben mit heiserer Stimme aus, seine Augen lagen tief in den Höhlen.
    „Es ist noch zu früh, um mehr zu wissen“, sagte Lincoln und ging an ihm vorbei.
    „Ich mache mich auf den Weg zum Arzt.“ Ben folgte ihm zur Hintertür.
    Lincoln drehte sich um. „Nein“, sagte er. „Du wirst es nie bis in die Stadt schaffen, und selbst wenn, wird der alte Doc Chaney bei diesem Wetter keinen Schritt vor die Tür wagen.“
    „Meine Frau könnte sterben!“
    Lincoln sah an ihm vorbei direkt in Gracies Augen. Sie war bleich vor Entsetzen, zweifellos dachte sie an den Tod ihrer eigenen Mutter. Er wäre so gern zu ihr gegangen, um ihr zu versichern, dass alles gut gehen würde.
    Das Problem war nur, dass er das nicht wusste.
    „Ja“, erwiderte er ernst, weil es jetzt nichts mehr zu sagen gab als die reine Wahrheit. „Sie könnte sterben. Aber es ergibt trotzdem keinen Sinn, wenn du irgendwo zwischen hier und Stillwater Springs erfrierst, egal ob sie stirbt oder nicht. Davon abgesehen, wenn Rose-of-Sharon und das Baby überleben, dann brauchen sie dich.“
    Ben dachte einen Moment über diese Worte nach, schluckte hart und nickte dann widerwillig.
    Lincoln stürzte aus der Tür und watete mühsam durch den Schnee zur Hütte zurück. Der Riemen des Medizinbeutels schnitt scharf in seine Schulter.
    Juliana hatte noch nie in ihrem ganzen Leben solche Angst gehabt. Gleichzeitig war sie merkwürdig ruhig, als ob ein anderes Ich in ihr die Lehrerin zur Seite geschoben und die Kontrolle übernommen hätte.
    Die Szenerie glich einem Albtraum mit all dem Blut und der armen Rose-of-Sharon, die brüllte, als ob ihr Innerstes zerreißen würde.
    Kaum war Lincoln endlich zurück, nahm Tom ihm den Beutel aus der Hand und fischte mit feierlichem Gesicht ein Säckchen mit seltsamen Brandzeichen heraus. Mit seinen blutverschmierten Händen reichte er es Juliana und bat sie, etwas von den Samen darin unter Rose-of-Sharons Zunge zu legen.
    Zitternd gehorchte sie.
    „Nicht schlucken“, befahl Tom dem Mädchen. „Das wird in ein paar Minuten den Schmerz lindern, und dann werden wir dafür sorgen, dass dieses Kind geboren wird.“
    „Muss ich sterben?“, fragte Rose-of-Sharon mit flehender Stimme, ihr Blick jagte unruhig zwischen Juliana und Tom hin und her. Sie sah so klein und jung aus – nicht älter als fünfzehn. Für Mädchen ihrer Herkunft war es üblich, so jung zu heiraten. „Wird mein Baby sterben?“
    Tom antwortete mit seinem indianischen Akzent, bei dem gewisse Silben kaum betont wurden. „Nein“, sagte er mit solcher Überzeugungskraft, dass Juliana zu ihm aufblickte. Sein Gesicht wirkte entschlossen, ruhig und unerschütterlich. „Aber es könnte eine Weile dauern. Sie müssen jetzt so tapfer wie nur möglich sein.“
    Rose-of-Sharon biss sich fest auf die Unterlippe, dann nickte sie, ihre Haut glänzte vor Schweiß, und sie suchte Julianas Blick. Halt mich fest, schienen ihre Augen zu sagen.
Und lass nicht los.
    „Ich bin hier“, erwiderte Juliana in demselben Ton, den sie bei den Kindern anschlug, wenn sie krank waren oder nachts Angst bekamen. Sie drückte Rose-of-Sharons kleine Hand. „Ich bin genau hier, Rose-of-Sharon, und ich werde nicht weggehen.“
    Diese Worte, so ruhig ausgesprochen, standen im absoluten Gegensatz zu ihren wahren Gefühlen. Wenn es nach ihr ginge, wäre sie aufgesprungen und hinaus in den Schnee gerannt, um tief Luft zu holen und sich dann die Lunge aus dem Leib zu schreien.
    Was hielt sie davon ab?
    Sicherlich die Notwendigkeit, zumindest zum Teil. Und Toms ruhige Selbstsicherheit. Aber vor allem blieb sie, weil sie wusste, dass Lincoln hier war, sie spürte deutlich seine Anwesenheit.
    Er wirkte so stark und unerschütterlich wie die Berge, die sich in der Ferne in den Himmel aufrichteten.
    Als das Wasser kochte, bat Tom um eine Schüssel, dann forderte er Lincoln auf, noch mehr Wasser zu erhitzen. Juliana wusch Rose-of-Sharon und half ihr in ein frisches Nachthemd, während Tom die beschmutzten Leintücher wechselte.
    Zwischen den klagenden Schreien, wenn ihr Körper sich mit aller Macht anspannte, ruhte Rose-of-Sharon sich mit

Weitere Kostenlose Bücher