Ein Cowboy zum Verlieben: In einer zärtlichen Winternacht (German Edition)
gelang ihr nicht, noch einmal einzuschlafen. Die Kinder waren schon auf, Juliana hörte ihre Stimmen und Schritte. Davon abgesehen, hatte sie sich ausreichend ausgeruht.
Sie musste sich ankleiden, irgendetwas mit ihrem Haar anstellen und dann hinüber zur Hütte gehen, um nach Rose-of-Sharon und dem Baby zu sehen. Wenn nun das Feuer ausgegangen war und die beiden sich erkälteten?
Ihr Kleid, das wahrscheinlich sowieso niemand mehr retten konnte, war verschwunden. Ein hübsches blaues Hauskleid aus Wolle lag am Fußende des Betts. Lincoln musste es dort hingelegt haben. Wahrscheinlich hatte dieses Kleid seiner Frau gehört, denn es wirkte nicht matronenhaft genug für seine Mutter. Im Gegensatz zu dem Nachthemd, das sie trug.
Kurz überlegte sie, eines ihrer anderen beiden Kleider anzuziehen, allerdings waren sie beide an den Nähten ausgefranst und vielfach ausgebessert – und nicht annähernd warm genug für diese winterlichen Temperaturen.
Zaghaft berührte Juliana den schönen blauen Wollstoff, öffnete die vorderen Knöpfe und schlüpfte hinein. Davon abgesehen, dass das Kleid an der Brust etwas zu eng war, passte es bemerkenswert gut.
Die Kinder hatten sich bereits in der Küche versammelt. Sie saßen am Tisch und starrten sie verwundert an, als ob ihr in der Nacht Hörner gewachsen wären. Lincoln machte Frühstück – Eier und Pfannkuchen –, und Tom kam gerade durch die Hintertür herein und trat sich den Schnee von den Schuhen ab.
Bei seinem Anblick vergaß Juliana ihre Verlegenheit. „Rose-of-Sharon?“, fragte sie. „Wie geht es ihr? Und dem Kind?“
Toms strahlte sie an. „Ihr geht es gut und dem kleinen Mann auch. Aber ich schätze, sie hätte nichts gegen etwas weibliche Gesellschaft einzuwenden.“
Juliana nickte, dann schaute sie die Kinder an. „Heute findet kein Unterricht statt“, erklärte sie. Alle außer Gracie wirkten erfreut. „Und ich erwarte von euch, dass ihr euch benehmt.“
Sie alle nickten feierlich. Ihre Augen waren riesig; ob wegen des blauen Kleids oder der Tatsache, dass sie die Nacht in Lincolns Schlafzimmer verbracht hatte, was bereits jeder in diesem Haus zu wissen schien, konnte sie nicht sagen.
Suchend blickte sie sich nach ihrem Mantel um, dann ging ihr auf, dass der wahrscheinlich genauso beschmutzt war wie ihr Kleid.
„Nimm meinen“, bot Lincoln ihr an.
Nach einem kurzen Zögern zog Juliana den langen und überraschend schweren schwarzen Mantel vom Haken und streifte ihn über. Sie versank beinahe darin. Mit einer Hand hob sie den Saum an, damit er nicht auf dem Boden schleifte.
Ob Lincoln in die Stadt reiten würde, um den Friedensrichter zu holen, jetzt, wo das Wetter sich gebessert hatte? Ein köstlicher Schauer durchfuhr sie, während sie auf die Hütte der Gainers zusteuerte. Hinter dem einzigen Fenster brannte Licht. Rauch kräuselte sich aus dem Rauchabzug.
Natürlich konnte sie sich weigern, Lincoln zu heiraten. Obwohl sie in seinem Zimmer geschlafen hatte, in seinem Bett, um genau zu sein, war nichts Ungehöriges geschehen. Er hatte sie nicht einmal geküsst.
Tief errötend versuchte sie, die Erinnerung an das Bad aus ihren Gedanken zu verbannen. Er hatte sie ausgezogen, hatte sie nackt gesehen, hatte sie
gewaschen
. Zu diesem Zeitpunkt war sie zu erschöpft gewesen, um sich zu wehren. Die Ereignisse waren ihr nicht …
real
vorgekommen.
Jetzt aber konnte sie nachträglich spüren, wie glitschig die Seife gewesen war, wie heiß das Wasser, wie zart Lincolns Hände, gerade so, als würde es in diesem Augenblick geschehen. Sie beschleunigte ihre Schritte, doch vor ihren Gefühlen konnte sie nicht davonlaufen.
Welche Erleichterung, als Ben Gainer die Tür öffnete, um sie von einem Ohr zum anderen grinsend zu begrüßen.
„Rose-of-Sharon hat schon nach Ihnen gefragt“, begrüßte er sie.
Juliana eilte in die Hütte, damit er die Tür so schnell wie möglich wieder schließen konnte. Ein Feuer brannte im Kamin. In der Hütte war es behaglich warm, es duftete nach Kaffee und frisch gebackenen Brötchen. Selbst der armselige dürre Christbaum schien in neuem Glanz zu erstrahlen. Rose-of-Sharon saß von Kissen gestützt aufrecht im Bett und stillte gerade ihr Kind hinter einem drapierten Tuch.
Das Gesicht des Mädchens schien von innen zu leuchten, was Juliana einen neidvollen Stich versetzte.
Ben nahm ihr Lincolns Mantel ab und bot ihr Kaffee und Brötchen an. Tom hätte sie gebacken, erklärte er. „Ich komme zurück, sobald wir die
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