Ein Dämon auf Abwegen
daran seltsam?« fragte mein Ausbilder ihn wieder herausfordernd. »Schön, wir sind neu in der Gegend, na und?«
Der Jüngling musterte ihn reglos.
»Es ist seltsam«, bemerkte er ruhig, »weil dieser Weg da nur von Veygus nach Ta-hoe führt und umgekehrt. Vielleicht könntet ihr mir mal erklären, wieso ihr einen Weg entlangwandert, ohne zu wissen, wo ihr herkommt und wo ihr hingeht?«
Einen Augenblick herrschte betroffenes Schweigen, dann zog ich meinen Arm aus der Anhängerschlinge.
»Na, Aahz«, fragte ich seufzend, »wie reden wir uns denn jetzt raus?«
»Steck den Arm wieder in die Schlinge«, zischte Aahz. »Er wird langsam mißtrauisch.«
»Er ist mißtrauisch«, erwiderte ich. »Die Frage ist nur, was wir jetzt tun sollen.«
»Keine Bange.« Mein Ausbilder zwinkerte mir zu. »Paß mal auf, wie ich die Sache angehe.«
Trotz meiner Sorge merkte ich, wie ich voller Vorfreude zu lächeln begann. Niemand kann solche Lügenmärchen erzählen wie Aahz, wenn er erst einmal in Fahrt ist.
»Die Erklärung ist eigentlich recht einfach«, fing Aahz an und wandte sich lächelnd dem Jüngling zu. »Weißt du, wir sind Magiker, die gerade aus einer anderen Welt hierher gekommen sind. Und weil wir eben erst eingetroffen sind, haben wir natürlich auch noch keine Orientierung.«
»Junge, was für ein raffiniertes Alibi!« bemerkte ich trocken.
Aahz gönnte mir einen seiner schmutzigsten Blicke.
»Wie ich schon sagte«, fuhr er fort, »sind wir gekommen, um der ruhmreichen Stadt Ta-hoe im kommenden Krieg unsere Dienste anzubieten.«
Mir fiel auf, daß diese Behauptung doch auf ziemlich wackligen Beinen stand. Ich meine, zu Beginn des Gesprächs hatten wir schließlich ganz eindeutig nichts von einem Krieg gewußt. Zum Glück bemerkte der Jüngling diese Feinheiten nicht.
»Magiker?« erwiderte er mit skeptischem Blick. »Für mich seht ihr eigentlich nicht nach Magikern aus.«
»Zeig's ihm, Junge«, wies mich Aahz an.
»Was zeigen?« fragte ich verständnislos.
»Genau«, nickte er aufmunternd. »Heb unsere Tarnung auf, aber immer nur eine auf einmal.«
Achselzuckend steckte ich meinen Arm wieder in die Schlaufe des Anhängers und ließ meine Tarnung verschwinden.
»Ich bin Skeeve«, verkündete ich, »und das hier ...« Ich hob Aahz' Verkleidung auf, » ... ist mein Freund und Magikerkollege Aahz.«
Wenn wir ihm ein Feuer unter dem Hintern entzündet hätten, hätte die Wirkung auf den Jüngling nicht größer sein können. Er ließ seine Stange fallen, sprang auf die Beine und wich immer weiter zurück, daß ich schon befürchtete, er würde in den See fallen. Seine Augen waren vor Angst geweitet, und sein Mund öffnete und schloß sich ununterbrochen, ohne daß er jedoch auch nur einen einzigen Ton hervorbrachte.
»Das genügt, Kind.« Aahz zwinkerte mich an. »Jetzt haben wir ihn überzeugt.«
Hastig erneuerte ich unsere Tarnung, aber das beruhigte den Jüngling nur wenig.
»Keine schlechte Illusion, was, Sportsmann?« fragte mein Mentor hechelnd und mit falschem Lächeln.
»Ich ... ich ...«, stammelte der Jüngling. Dann hielt er inne und preßte die Lippen kurz aufeinander. »Nach Ta-hoe geht's in die Richtung dort.«
»Danke«, erwiderte ich lächelnd. »Dann machen wir uns jetzt auf den Weg.«
»Nicht so schnell, Junge«, winkte Aahz ab. »Wie heißt du eigentlich, mein Sohn?«
»Griffin ...«, erwiderte der Jüngling unsicher.
»Nun, Griffin«, fuhr Aahz lächelnd fort. »Wie war's denn, wenn du uns den Weg zeigtest?«
»Warum?« fragte ich plump.
»Wach doch endlich auf, Junge!« tadelte mich mein Ausbilder. »Wir können ihn nicht einfach hier zurücklassen. Er weiß, wer und was wir sind.«
»Klar«, bemerkte ich pikiert. »Weil du es ihm gesagt hast.«
» ... und außerdem«, sprach er weiter, als hätte ich nichts gesagt, »ist er unser Passierschein, falls wir auf irgendwelche Militärpatrouillen stoßen sollten.«
»Eigentlich würde ich lieber nicht ...«, fing Griffin an.
»Natürlich gibt es noch eine andere Möglichkeit«, unterbrach ihn Aahz. »Wir könnten ihn auch gleich an Ort und Stelle töten.«
»Ich bestehe darauf, euch zu begleiten!« verkündete der Jüngling in diesem Moment.
»Willkommen, Genösse!« sagte ich freundlich lächelnd.
»Siehst du, Junge?« lächelte auch mein Mentor und schlug mir auf die Schulter. »Ich habe dir doch gleich, gesagt, daß du auch ohne meine Hilfe zurechtkommst.«
»Äh ... hmmm ... Da ist allerdings ein Problem«, bemerkte
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