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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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protestierte ich. »Und das heißt, daß wir die Trophäe stehlen müssen.«
    »Richtig!« sagte Aahz strahlend. »Es freut mich, daß du es endlich begriffen hast.«
    »Häh?« fragte ich besonders intelligent.
    »Du hast es also immer noch nicht begriffen«, seufzte mein Ausbilder. »Schau mal, Kind. Unser Vorhaben ist noch nicht erledigt. Wir werden die Trophäe stehlen.«
    »Aber ich kann Masshas Fallen im Trophäenhaus doch nicht umgehen!«
    »Natürlich nicht«, pflichtete Aahz mir bei. »Deshalb stehlen wir sie ja auch während der Parade.«
    »Während der Parade?« fragte ich fassungslos. »Bei hellichtem Tag, während die halbe Armee und die ganze Stadt zusieht?«
    »Natürlich«, meinte Aahz achselzuckend. »Das ist doch die beste Gelegenheit, die wir uns wünschen können.«
    Mir kam in den Sinn, daß entweder mit meiner Vorstellung von besten Gelegenheiten etwas nicht stimmte, oder daß mein Ausbilder nun endgültig den Verstand verloren hatte.

14
Jeder Magier kann es bestätigen: das Geheimnis des Erfolgs ist die Irreführung.
B. S. Rajneesh
    »Verstehst du denn nicht, Junge? Der Grund, weshalb das die beste Gelegenheit ist, ist der, daß alle so sicher sind, daß sie nicht gestohlen werden kann!«
    Jedesmal, wenn ich ihn gefragt hatte, immerhin bereits zum zehnten Mal, hatte Aahz mir die gleiche Antwort gegeben, also verpaßte ich ihm jetzt auch wieder die gleiche Abfuhr.
    »Der Grund, weshalb alle so sicher sind, ist der, daß sie eben nicht gestohlen werden kann. Die halbe Bevölkerung von Veygus wird zusehen, mindestens, Aahz, und zwar werden sie genau auf jene Trophäe starren, die wir klauen wollen! Das muß doch jemand merken!«
    »Nicht, wenn du dich an deine Instruktionen hältst, dann nicht«, erwiderte mein Ausbilder augenzwinkernd. »Vertrau mir ruhig.«
    Das beruhigte mich keineswegs. Nicht, daß ich etwa kein Vertrauen in Aahz gehabt hätte, oh nein. Sein Geschick, mich in Schwierigkeiten zu bringen, wurde nur noch von seiner Fähigkeit übertrumpft, mich da auch wieder herauszuhauen. Ich hatte nur das dumme Gefühl, daß diese Fähigkeiten diesmal bis an die Grenzen ihrer Leistungskraft gefordert werden würden.
    Das wollte ich Aahz gerade mitteilen, als aus der uns umgebenden Menge ein Aufschrei ertönte, der jedes weitere Gespräch unmöglich machte. Die Trophäe kam soeben in Sichtweite.
    Wir hatten unseren Standort sorgfältig gewählt. Dies war der Punkt, an dem die Prozession am dichtesten an der Nordmauer von Veygus vorbeikam ... und folglich auch die Stelle, an der die Trophäe dem Tor, das auf dem Weg nach Ta-hoe führte, am nächsten sein würde.
    Aahz' Plan folgend, wedelten wir mit unseren Fäusten durch die Luft und sprangen auf und ab, als die Trophäe zusammen mit ihrer Militäreskorte vorbeizog. Es hatte allerding keinen Sinn, zu schreien. Die Menge machte auch so bereits einen solchen Lärm, daß zwei Stimmen mehr oder weniger nicht weiter auffielen, und wir mußten unsere Puste für unser eigentliches Vorhaben aufsparen. Es war auch kein Problem, in die hinteren Reihen des Mobs zu gelangen. Wir brauchten lediglich keinen Widerstand zu leisten, während alles nach vorne drängte, und so gelangten wir bald an die gewünschte Stelle.
    »So weit, so gut«, murmelte Aahz und musterte die Rücken der vor uns Stehenden, um sicher zu gehen, daß wir unbeobachtet waren.
    »Vielleicht sollten wir es aufgeben, solange wir noch können«, schlug ich voller Hoffnung vor.
    »Halt's Maul und mach dich an die Arbeit«, bellte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Mit einem tiefen Seufzer schloß ich die Augen und begann, kleinere Veränderungen an unserer Tarnung durchzuführen.
    Als ich den Tarnungszauber erlernte, geschah dies zunächst mit dem Ziel, die Gesichts- und Körpermerkmale eines Lebewesens so zu verändern, daß es einem anderen glich. Später, nach beträchtlicher Übung, lernte ich dann, wie man das äußere Erscheinungsbild toter Gegenstände verändern konnte, vorausgesetzt, sie waren früher einmal lebendig gewesen. Aahz hatte sich auf diese Variante gestützt, um ihr eine neue Richtung zu geben. Jetzt ging es darum, das Aussehen unserer Kleidung zu variieren. Als ich fertig war, sahen wir nicht nur aus wie Jahks, wir trugen auch' noch die Uniformen veyganischer Soldaten.
    »Das genügt, Junge«, knurrte Aahz und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. »Los jetzt!«
    Damit stürzte er sich auch schon in die Menge und bahnte uns einen Weg zur Straße

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