Ein Dämon auf Abwegen
>körperlich mitkommen meinte, aber ich beherrschte mich. Wortspiele waren Aahz' Stärke, und im Augenblick bestand meine Aufgabe lediglich darin, ihm ausreichenden Handlungsspielraum zu verschaffen.
»Mit Schmeichelei kommst du überall durch«, gluckste Massha anerkennend, »nur an meiner direkten Frage kommst du damit nicht vorbei — und meine hast du noch nicht beantwortet. Wenn ihr keine Arbeit sucht, was wollt ihr dann hier?«
Das war eine gute Frage, aber zum Glück hatte Aahz die Antwort bereits parat.
»Wir machen gerade einen kleinen Urlaub«, log er, »und haben mal in Jahk vorbeigeschaut, um beim Wetten unsere Reisekasse aufzubessern.«
»Beim Wetten?« Massha legte die Stirn in Falten. »Aber das Große Spiel ist doch schon vorbei.«
»Das Große Spiel!« schnaubte Aahz. »Ich will dir reinen Wein einschenken,. Wir verstehen nicht genug vom Publikumssport, um dabei zu wetten, aber von Kriegen verstehen wir was — und wir haben gehört, daß sich hier einer zusammenbraut. Ich schätze, wenn wir beide nicht wenigstens ein bißchen intelligenter setzen können als ein Haufen von Bauerntölpeln, die seit fünfhundert Jahren keinen Krieg mehr zu sehen bekommen haben, dann haben wir es verdient, unser Geld zu verlieren.«
»Das erklärt, weshalb ihr in Jahk seid«, meinte Massha nachdenklich nickend. »Aber nicht, was ihr hier zu suchen habt — in meinem Arbeitsraum. Was kann ich für euch tun, was ihr nicht selbst für euch tun könntet?«
»Darauf könnte ich dir ein paar wirklich hübsche Antworten geben«, meinte Aahz anzüglich und feixte dabei, »aber die Wahrheit ist, daß wir Informationen brauchen. Soweit wir die gegenwärtige Lage beurteilen können, kann sich das Blatt in diesem Krieg durch Magik jederzeit wenden. Wir hätten gerne ein paar Insiderinformationen darüber, wieviel Einfluß du auf den Verlauf des Krieges nehmen wirst und ob du mit Schwierigkeiten von Seiten der Gegenpartei rechnest.«
»Von Seiten der Gegenpartei? Meinst du etwa den Magiker von Ta-hoe?« Sie legte den Kopf zurück und lachte schallend. »Eins kann ich euch garantieren, Jungs, diesen ... wie heißt er noch gleich ... Ganzfix putze ich mit der linken Hand weg. Vorausgesetzt allerdings, daß diese Linke mit einigen meiner Spielzeuge bewaffnet ist.« Sie zappelte mit den Fingern, um ihre Worte zu unterstreichen, und die Farben der Ringe glitzerten und tanzten umher wie ein bösartiger Regenbogen. »Das ist gut, was den Krieg angeht«, nickte Aahz. »Aber wie steht es hier in der Stadt? Was sollte die Leute aus Ta-hoe daran hindern, die Trophäe vor Kriegsausbruch zurückzustehen?«
»Oh, ich habe einige Leckerchen drüben am Trophäenhaus angebracht, die jeden rösten werden, der versucht, sie zu klauen — vor allem dann, wenn er es mit Magik versuchen sollte. Natürlich sind die Dinger einzeln durchaus unzureichend, aber ich habe sie so miteinander gekoppelt, daß die Entschärfung des einen das andere auslöst. Die Trophäe wird keiner entwenden, bevor ich sie freigebe.«
»Klingt gut«, kommentierte mein Ausbilder mit einem Lächeln, das mir doch ein wenig gezwungen vorkam. »Solange du die völlige Kontrolle über die Trophäe hast, wird also wohl kaum etwas schiefgehen.«
»Ich habe keine völlige Kontrolle darüber«, stellte Massha richtig. »Während der Parade ist die Armee dafür verantwortlich.«
»Parade?« blubberte ich. »Was für eine Parade?«
»Ich weiß ja, daß es dämlich ist.« Sie schnitt eine Grimasse. »Deshalb habe ich ja auch jede Verantwortung dafür abgelehnt. Das habe ich sogar in den Vertrag hineinschreiben lassen. Ich mache keine Vorführungen und halte keine Paraden ab.«
»Was für eine Parade?« wiederholte Aahz.
»Ach, sie tragen einmal am Tag die Trophäe durch die Straßen, um die Einwohner anzuheizen. Man sollte eigentlich meinen, daß sie es irgendwann leid wären, aber nein, jedesmal, wenn das Ding auftaucht, drehen alle wieder durch, als wäre es das erste Mal.«
»Ich nehme doch an, daß die Trophäe unter militärischem Begleitschutz steht«, bemerkte Aahz.
»Du machst wohl Witze? Die halbe Armee ist dabei, wenn sie herumgetragen wird. Die verwenden mehr Zeit darauf, die Trophäe zu begleiten, als sich auf den Krieg vorzubereiten.«
»Ich verstehe«, murmelte mein Ausbilder. »Na, dann wissen wir ja jetzt, was wir wissen wollten. Wir sollten uns wieder auf den Weg machen.«
Bevor er sich bewegen konnte, war Massha ans Bettende geschossen und grabschte nach
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