Ein Dämon auf Abwegen
hinter der Trophäenprozession. Sich durch bewegliche Objekte wie Leute einen Weg zu bahnen, ist eine der Sachen, die Aahz am besten beherrscht.
»Gebt den Weg frei!« schnauzte er. »Beiseite! Gebt den Weg frei!«
Dicht hinter ihm, trug auch ich meinen Teil zum allgemeinen Getöse bei.
»Ta-hoer!« schrie ich. »An der Südmauer! Ta-hoer!«
Das ist eine der Sachen, die ich am besten kann — panisch schreien.
Einen Augenblick lang schien uns niemand zu hören. Dann drehten sich ein paar Köpfe zu uns um. Einige Stimmen nahmen meinen Ruf auf.
»Ta-hoer!« schrien sie. »Wir werden angegriffen!«
Wie ein Lauffeuer sprach es sich in der Menge vor uns herum, und als wir schließlich den Schwanz der Prozession erreicht hatten, war diese bereits zum Stillstand gekommen. Die Soldaten scharten sich umeinander und verhedderten ihre Waffen und Leiber, als sie versuchten, gleichzeitig die Menge, die Dächer und den Himmel mit ihren Blicken abzusuchen.
»Ta-hoer!« rief ich und drang zwischen sie.
»Wo?«
»An der Südmauer!«
»Wo?«
»An der Südmauer!«
»Wo?«
»Ta-hoer!«
»Wo?« Dieser Unsinn hätte noch stundenlang so weitergehen können, wäre nicht plötzlich ein Offizier auf der Bildfläche erschienen. Er war ganz offensichtlich etwas intelligenter als die ihn umgebenden Soldaten - was bedeutet, daß er in einem Streitgespräch mit einer Steckrübe möglicherweise nicht den kürzeren gezogen hätte. »Was geht hier vor?« fragte er, und seine befehlsgewohnte Stimme brachte die Mannschaftsdienstgrade zum Schweigen. »Ta-hoer!« keuchte ich, durch meine Aktion immer noch ein wenig aus der Puste. »Sie greifen die Südmauer an.«
»Südmauer?« Der Mann legte die Stirn in Falten. »Aber Ta-hoe liegt doch nördlich von hier!«
»Wahrscheinlich haben sie die Stadt umrundet!« meinte ich hastig. »Sie greifen an der Südmauer an.«
»Aber Ta-hoe liegt doch nördlich von hier«, beharrte der Mann. »Warum sollten sie denn dann an der Südmauer angreifen?« Seine Begriffsstutzigkeit war nervtötend. Darüber hinaus drohte sie auch unseren Plan zunichte zu machen, der schließlich auf unserem Tempovorteil fußte. »Willst du hier vielleicht die ganze Zeit rumstehen und diskutieren, während diese gelbblauen Idioten die Stadt einnehmen?« fragte Aahz und drängte sich an mir vorbei. »Wenn wegen deiner Unentschlossenheit alles niedergemacht wird, wird dich die Ratsversammlung degradieren und dir einen Mannschaftsdienstgrad verpassen.«
Das war nicht sonderlich logisch, weshalb der Narr es sich auch zu Herzen nahm. Er zog seinen Degen und drehte sich zu seinen Männern um.
»Zur Südmauer!« befahl er. »Mir nach!«
»Zur Südmauer!«
Der Schrei vervielfachte sich, als die Soldaten herumwirbelten und die Straße zurückstürzten, die sie gekommen waren.
»Zur Südmauer!« schrie auch ich und wollte hinter ihnen herlaufen:
Plötzlich packte eine kräftige Hand meine Schulter und rammte mich mit einer Wucht gegen die Mauer, daß mir die Luft wegblieb.
»Zur Südmauer!«
Es war Aahz, der sich zurücklehnte, um mich in der Zange zu behalten, während er die Soldaten weiterdirigierte.
Schließlich drehte er den Kopf ein kleines Stück in meine Richtung.
»Wo willst du denn hin?« fragte er neugierig.
»Zur Südmauer«, erwiderte ich kleinlaut.
»Warum?«
»Weil die Ta-hoer ... oh!«
Jetzt kam ich mir wirklich äußerst dämlich vor. Außerdem gewann ich immer mehr den Eindruck zermalmt zu werden. Aahz ist nicht gerade ein Fliegengewicht.
»Ich kann besser denken, wenn ich auch atmen kann«, erklärte ich ihm.
Der Boden kam auf mich zu, und ich knallte hin, als Aahz sein Gewicht nach vorne verlagerte.
»Hör auf, hier rumzualbern, Kind!« raunzte er und riß mich wieder auf die Beine. »Wir müssen arbeiten.« Wie ich schon mal erwähnte, besitzt Aahz die beneidenswerte Fähigkeit, das Offensichtliche zu erfassen. Ein Dutzend Soldaten scharte sich noch immer um die Trophäe, deren Tragbahre inzwischen auf dem Boden ruhte. Abgesehen davon war da nur noch die Kleinigkeit, daß die Menge der Schaulustigen herumlungerte und über die jüngsten Ereignisse debattierte.
»Was sollen wir tun, Aahz?« zischte ich.
»Überlaß das alles nur mir«, erwiderte er zuversichtlich.
»In Ordnung«, nickte ich.
»Ich will, daß du folgendes tust ...«
»Ich dachte, ich sollte das alles dir überlassen?« meckerte ich.
»Halt den Mund und hör gefälligst zu«, befahl er. »Ich will, daß du mein Gesicht und
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