Ein Dämon dreht durch
hättest du irgendwelche Kontakte zum organisierten Verbrechen.«
Ich dachte an Don Bruce und das Syndikat. Plötzlich erschien mir meine Zusammenarbeit mit ihnen als gar nicht mehr so harmlos wie damals, als ich zum erstenmal einwilligte, als Repräsentant des Syndikats auf Tauf zu arbeiten. Glücklicherweise wußte niemand auf Tauf davon außer meiner eigenen Mannschaft, und die würde bestimmt nicht reden. Aber dennoch: So, wie es in letzter Zeit um mein Glück bestellt war, erschien es nicht sonderlich sinnvoll, das Risiko einer polizeilichen Untersuchung einzugehen. Und ich sah auch keinen Sinn darin, Kalvin zu beunruhigen, indem ich ihn wissen ließ, auf was für einem Pulverfaß ich möglicherweise gerade saß.
Kapitel 9
Irgendwo muß man ja anfangen ...
M. ENDE
Ich hatte eigentlich geplant, am nächsten Morgen lange auszuschlafen. Sicher, ich war erpicht darauf, Aahz aufzuspüren, aber es war auch eine der wenigen Gelegenheiten, da ich mal ein paar Stunden länger im Bett herumlungern konnte.
Normalerweise ging das Geschäft so gut, daß ich meistens schon sehr früh ins Büro trabte, um wenigstens etwas Arbeit erledigt zu bekommen, bevor es mit den täglichen Fragen und Problemen losging. Und selbst wenn ich einmal entschied, etwas länger zu schlafen, pflegten die anderen bereits auf zu sein, so daß ich mich unter Druck fühlte, aufzustehen und mich ihnen anzuschließen, aus Furcht, mir könnte ein interessantes oder wichtiges Gespräch entgehen. Folglich wollte ich nun meine Gelegenheit, länger zu schlafen, voll ausnutzen. Außerdem hatten Restaurantbesuch und Polizeibegegnungen durchaus an meinen Nerven gezehrt. Leider hatte es allerdings den Anschein, als sei der ganze Rest der Welt anderer Meinung, was meine Schlafgewohnheiten anging.
Es war mir ohnehin schon schwergefallen, einzuschlafen, was an dem unvertrauten Verkehrslärm und der ganzen Umgebung lag. Als es mir schließlich gelang, schien ich nur gerade kurz die Augen geschlossen zu haben, als es plötzlich heftig an meiner Zimmertür klopfte.
»Was ist los?« rief ich und mühte mich, die Augen weit genug zu öffnen, um mich wenigstens zu orientieren.
Zur Antwort wurde die Tür geöffnet, und der Liftboy, der am Tag zuvor mein Gepäck hergebracht hatte, trat ins Zimmer.
»Tut mir leid, Sie schon so früh zu stören, Mr. Skeeve, aber da...«
Abrupt brach er ab und blinzelte durchs Zimmer. Ich versuchte immer noch gerade herauszufinden, wonach er eigentlich suchte, als er den Blick wieder auf mich richtete.
»Mr. Skeeve?« fragte er wieder, und seine Stimme wirkte ebenso zögerlich wie sein Verhalten.
»Ja?« erwiderte ich und versuchte dabei, meine Verärgerung zu zügeln. »Sie wollten mir etwas mitteilen? Etwas, das vermutlich nicht bis zu einer zivilisierteren Stunde warten konnte?«
Wenn ich gehofft haben sollte, ihn damit einzuschüchtern, so scheiterte ich jämmerlich. Beim Klang meiner Stimme erhellte sich seine Miene, und er entspannte sich sichtlich.
»Dann sind Sie es dochl Einen Augenblick lang haben Sie mich reingelegt. Sie haben sich verändert, seit Sie das Zimmer bezogen haben.«
Es dauerte eine Sekunde, bis ich endlich begriff, worüber er eigentlich sprach. Dann fiel mir wieder ein, daß ich meinen Tarnungszauber nicht erneuert hatte, seit ich am Abend zuvor mit dem Gesetz zusammengestoßen; war. Ich schätze, es kann einen doch ein wenig verblüffen, einen Perfekter zu erwarten und statt dessen einen Klahd vorzufinden. Ich überlegte, ob ich die Tarnungszauber wieder aktivieren sollte, entschied dann aber spontan, die Dinge lieber so zu belassen, wie sie waren. Die Perfekterverkleidung schien mir mehr Ärger einzubringen, als sie mir ersparte. Ich würde es für einen Tag als Klahd versuchen und feststellen, wohin das führte.
»Tarnung«, sagte ich herablassend. »Was ist los?«
»Nun, da. Ist das die Tarnung, oder war sie es gestern?«
»Das hier ist mein wirkliches Ich, sofern das eine Rolle spielen sollte. Also, worum geht es nun?«
»Oh, mir ist das egal. Hier ins Hotel kommen Leute aus den verschiedensten Dimensionen. Ich sage immer, es spielt überhaupt keine Rolle, woher sie kommen, solange ihr Gold...«
»WORUM GEHT ES??«
Ich hatte mal festgestellt, daß meine Toleranz gegenüber Belanglosigkeiten im Gespräch in direktem Verhältnis zur Qualität meines Nachtschlafes steht, und der heutige Tag erwies sich nicht als Ausnahme.
»Oh, tut mir leid. Unten in der Ladezone wartet ein Taxifahrer auf Sie.
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