Ein Dämon dreht durch
davongestürmt!«
»Entschuldigung«, erwiderte ich knapp, mehr aus Gewohnheit denn aus irgendwelchen anderen Gründen. Ehrlich gesagt war mir das Wohlbefinden des Djinns im Augenblick nicht gerade das wichtigste aller Anliegen. Ich hatte uns von Edvik zurück ins Hotel fahren lassen, nachdem unser Besuch bei Schmetterling beendet war. Doch anstatt aufs Zimmer zu gehen, war ich den Gehsteig entlanggestürmt. Der Straßenhändler, mit dem ich zuvor gesprochen hatte, winkte mir freundlich zu, aber ich reagierte nur mit einem knappen Nicken. Die Bemerkungen, die der Schmetterling über mein Leben gemacht hatte, hatten in meinem Kopf eine Gedankenexplosion ausgelöst, und ich überlegte mir, daß ein forscher Spaziergang mir vielleicht dabei helfen würde, wieder mit mir selbst ins reine zu kommen.
Ich weiß nicht, wie lange ich marschiert bin, bis mich Kalvins Bitte aus meinen Gedankenstrudeln riß. Ich konnte mich nur dunkel daran erinnern, wie ich mir mit Schultern und Ellenbogen einen Weg durch die Passanten bahnte und jene anschnauzte, die schnell genug waren, um mir freiwillig aus dem Weg zu gehen. Die Polizei hätte ihre wahre Freude an mir gehabt. Erst zwei Tage auf Perv, und schon konnte ich mich auf der Straße bewegen wie jeder Einheimische.
»Hör mal, willst du vielleicht darüber reden? Vielleicht sollten wir uns irgendwo mal hinsetzen?«
Ich musterte den Djinn genauer. Er sah wirklich müde aus, sein Gesicht war schweißüberströmt, und sein kleiner Brustkasten hob und senkte sich sehr schnell, als er versuchte, wieder Luft zu bekommen. Merkwürdig, denn ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, mich irgendwie angestrengt zu haben.
»Worüber reden?« sagte ich und merkte erst beim Sprechen, wie gepreßt die Worte hervorkamen.
»Komm schon, Skeeve, es ist doch nicht zu übersehen, daß das, was der Schmetterling sagte, dich aufgewühlt hat. Ich weiß zwar nicht, warum, denn ich hielt das für einen ziemlich guten Rat, aber vielleicht könnte es dir helfen, ein wenig darüber zu reden.«
»Warum sollte ich aufgeregt sein?« fauchte ich. »Er hat nur sämtliche Prioritäten in Frage gestellt, nach denen ich bisher gelebt habe; und er hat angedeutet, daß mein bester Freund wahrscheinlich das Schlimmste ist, was mir im Leben widerfahren konnte. Warum sollte mich das jucken?«
»Das sollte es auch nicht«, erwiderte Kalvin unschuldig, »es sei denn, er hat recht. Dann würde ich allerdings einsehen, daß es dich kratzt.«
Ich öffnete den Mund für eine wütende Erwiderung, schloß ihn aber lieber wieder. Mir fiel wirklich nichts ein. Der Djinn hatte gerade meine schlimmsten Befürchtungen in Worte gekleidet, solche, auf die ich keine Antwort wußte.
». und es nützt auch nichts, davor wegzulaufen! Du mußt dich der Sache irgendwann stellen, sonst wirst du nie Respekt vor dir selbst haben, und andere vor dir übrigens auch nicht.«
Kalvins Stimme ertönte ein Stück hinter mir, und ich merkte, daß ich wieder losgeprescht war. Zugleich begriff ich aber auch, daß er recht hatte. Ich versuchte tatsächlich vor den Problemen davonzulaufen, bildlich wie wörtlich. Mit dieser Erkenntnis überkam mich auch mit einemmal die ganze Erschöpfung meiner geistigen und körperlichen Anstrengungen, und ich blieb mitten auf dem Gehsteig stehen.
»Schon besser. Können wir uns jetzt unterhalten?«
»Klar. Warum nicht? Ich glaube, ich muß sowieso mal was in den Magen bekommen.«
Der Djinn stieß ein theatralisches Winseln aus.
»Au weh! Soll das heißen, daß wir schon wieder versuchen werden, ein Restaurant ausfindig zu machen? Erinnerst du dich nicht an das letzte Mal?«
Trotz meiner Stimmung mußte ich darüber lächeln.
»Tatsächlich dachte ich eher an etwas zu trinken.«
Noch während ich sprach, hielt ich Ausschau nach einer Bar. Eins war mir auf Perv aufgefallen, daß man nämlich so gut wie nie außer Sichtweite irgendeines Etablissements geriet, das Alkoholika ausschenkte. Auch jetzt entdeckte ich sofort einen trinkfreudigen Ort in der Nähe.
»Das hier sieht genausogut aus wie alles andere auch«, meinte ich und griff nach der Tür. »Komm schon, Kalvin, ich gebe die erste Runde aus.«
Das war eigentlich als Witz gedacht, denn seit ich ihn aus seiner Flasche befreit hatte, hatte ich den Djinn nie dabei beobachtet, wie er irgend etwas aß oder trank. Doch der Gedanke schien ihn ziemlich aufzuregen, denn er wich zurück, anstatt bei mir zu bleiben.
»Warte, Skeeve, ich glaube nicht, daß
Weitere Kostenlose Bücher