Ein Dämon dreht durch
fragen, weshalb ich so erpicht darauf war, mich nach allem, was ich über die Küche von Perv gesagt habe, auf Experimente mit einem unbekannten Getränk einzulassen. Nun, um ehrlich zu sein, hoffte ich fast, daß dieses Unternehmen in einer Katastrophe enden würde, inzwischen hatte ich mich nämlich hinreichend abgekühlt, um einzugestehen, daß Kalvin mit seinem Vorschlag, ins Hotel zurückzukehren, wahrscheinlich im Recht war. Aber ich hatte ja eine so große Sache daraus gemacht, meine eigenen, unabhängigen Entscheidungen zu treffen, daß es nun sehr peinlich gewesen wäre, sie wieder rückgängig zu machen. Im Zuge dieses Gedankengangs kam ich auf die Idee, daß ich einen unanfechtbaren Vorwand hätte, meine frühere Entscheidung zu widerrufen, wenn mir von diesem neuartigen Getränk schlecht werden sollte.
Mit diesem Gedanken hob ich das Glas an die Lippen und nippte daran.
Der eisige Schwall, der meine Kehle traf, war eine solche Überraschung, daß ich unversehens einen weiteren Zug nahm ... und noch einen. Ich hatte gar nicht gewußt, wie durstig ich nach meinem forschen Spaziergang geworden war, bis ich das Glas geleert hatte, ohne es auch nur einmal abzusetzen. Was immer das für ein Zeug sein mochte, es schmeckte jedenfalls absolut köstlich, und der schwache bittere Nachgeschmack erinnerte mich nur daran, daß ich noch mehr davon haben wollte.
»Bringen Sie mir noch eins davon«, befahl ich dem Barkeeper, der sich noch immer durch mein Kleingeld wühlte. »Und haben Sie vielleicht ein größeres Gefäß?«
»Ich könnte Ihnen einen Krug bringen«, knurrte er.
»Wunderbar. Und nehmen Sie sich auch etwas Trinkgeld für Ihre Mühe.«
»Hm, danke.«
Als er zur Theke zurückschritt, schien der Barkeeper seine Meinung von mir zum Besseren geändert zu haben. Ich gratulierte mir selbst dafür, daß ich mich daran erinnert hatte, was Edvik über Trinkgelder gesagt hatte.
»Ich schätze, es wäre wohl ziemlich nörgelig, wenn ich jetzt versuchte, dich darauf hinzuweisen, daß du auf leeren Magen trinkst«, bemerkte der Djinn trocken.
»Überhaupt nicht«, erwiderte ich grinsend.
Ausnahmsweise war ich ihm mal einen Schritt voraus und rief dem Barkeeper zu: »He! Können Sie mir etwas von dem Popcorn dort bringen, wenn Sie schon dabei sind?«
Die meisten Snacks auf der Theke befanden sich in irgendwelchen Drahtbehältnissen, damit sie nicht davonkrochen oder -hopsten. Inmitten dieser Grauen jedoch hatte ich schon beim Eintreten eine Schachtel Popcorn entdeckt und es mir gemerkt, wobei ich daran dachte, daß offensichtlich wenigstens einige Formen des Junkfood in allen Dimensionen die gleichen zu sein schienen. »Bist du jetzt zufrieden?«
»Ich wäre noch zufriedener, wenn du dir etwas ausgesucht hättest, das weniger salzig ist«, meinte Kalvin, »aber ich schätze, es ist wohl besser als nichts.«
Der Barkeeper brachte meinen Krug und einen Korb Popcorn, dann schlenderte er davon, um einige neue Gäste zu begrüßen, die soeben eingetreten waren. Ich stopfte mir eine Hand voll Popcorn in den Mund und kaute darauf, während ich mein Glas aus dem Krug auffüllte. Tatsächlich schmeckte es eher würzig als salzig, was mich dazu brachte, einen Teil meinen früheren Urteils über die Universalität des Junkfood zu überdenken, doch ich beschloß, Kalvin nichts davon zu sagen. Der Flaschengeist nörgelte auch so schon genug an mir herum.
»Also, worüber wolltest du reden?« fragte ich und zwang mich dazu, das Popcorn nicht sofort mit einem Riesenschluck aus dem Glas herunterzuspülen.
Der Djinn lehnte sich zurück und hob eine Augenbraue.
»Nun, deine Stimmung scheint sich zwar gebessert zu haben, aber ich hatte eigentlich den Eindruck, daß du über den Ratschlag sprechen wolltest, den der Schmetterling dir heute nachmittag gegeben hat.«
Kaum hatte er das gesagt, als meine frohgemute Leichtigkeit auch schon wie eine Seifenblase zerplatzte und die Depression mich wie ein Faustschlag traf. Ohne nachzudenken, leerte ich das halbe Glas.
»Ich weiß nicht, Kalvin. Ich habe großen Respekt vor dem Schmetterling, und ich bin sicher, daß er es gut gemeint hat, aber das, was er sagte, hat einige Fragen aufgeworfen. Fragen, die ich mir selbst nie wirklich gestellt habe.«
Wie beiläufig leerte ich mein Glas und hoffte dabei, daß der Djinn nicht bemerken würde, wie schnell ich das Zeug trank.
»Was für Fragen zum Beispiel?«
»Na ja, beispielsweise ... Gibt es überhaupt Freunde ... Ich meine,
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