Ein Dämon dreht durch
»Wer hätte je behauptet, daß es leicht ist? Nichts ist leicht. Manchmal ist es vielleicht weniger schwierig als zu anderen Zeiten, aber leicht ist es nie. Ein Teil deines Problems besteht darin, daß du immer wieder glaubst, alles müsse leicht sein, und deshalb nimmst du an, daß der leichte Weg auch der richtige ist. Nehmen wir ein Beispiel: Du wußtest, daß es schwierig sein würde, mich zu bitten, bei dir zu bleiben, nachdem ich den Vertrag erfüllt hatte, deshalb hast du beschlossen, daß es richtig wäre, mich nicht darum zu fragen, und dabei hast du ignoriert, wie schwierig es für dich wäre, ohne meine Hülfe die Jagd nach Aahz fortzusetzen.«
»Aber es wäre doch leichter für mich, wenn du bliebest...«
»Das ist richtig. Es ist ein Widerspruch«, grinste Kalvin. »Verwirrend, nicht wahr? Also vergiß mal für einen Augenblick, was richtig oder falsch ist, und sage mir, was du willst.«
Das war wirklich leicht.
»Ich möchte, daß du bleibst und mir bei der Suche nach Aahz hilfst«, sagte ich entschieden.
Der Djinn lächelte und nickte.
»Kommt nicht in Frage«, erwiderte er.
»Wie?«
»Habe ich gestottert oder so was? Ich habe gesagt...«
»Ich weiß auch, was du gesagt hast!« unterbrach ich ihn. »Es ist nur, daß du gesagt hast, ich meine, bevor du gesagt hast...«
»Oh, es ist kein Problem mich zu fragen ... und deine Bedingungen sind auch keins. Es ist nur so, daß ich nicht bleiben werde.«
Inzwischen wirbelte mir der Kopf vor Verwirrung, aber ich versuchte soviel Haltung zu wahren, wie mir noch übriggeblieben war.
». aber ich dachte, oh, na ja. Ich schätze, da habe ich mich wohl geirrt.«
»Nein, das hast du nicht. Wenn du mich gleich gebeten hättest zu bleiben, wäre ich auch geblieben.«
»Warum ...«, fing ich an, doch der Djinn schnitt mir mit einer Geste das Wort ab.
»Es tut mir leid, Skeeve. Ich sollte dich zu einer solchen Zeit nicht auch noch mit Denksportaufgaben an der Nase herumführen. Der Grund, weshalb ich es mir anders überlegt habe, war eine deiner Bemerkungen, als du mir erklärt hast, warum du mich nicht darum gebeten hast. Du hast gesagt, daß du verängstigt und verunsichert bist, was ja nur vernünftig ist, wenn man alle Dinge mal zusammennimmt. Aber dann hast du noch etwas hinzugefügt, nämlich, daß du deinem eigenen Urteil nicht traust und deshalb jemanden dabeihaben mußt, der dir sagt, ob du richtig oder falsch liegst.«
Er hielt inne und schüttelte den Kopf.
»Dabei kann ich nicht mitmachen. In diesem Augenblick ist mir nämlich klargeworden, daß ich dann in dieselbe Falle tappen würde wie alle deine anderen Kollegen, nämlich unfreiwillig für dich mitzudenken, sobald wir unsere Meinung sagen. Das Traurige daran ist, daß es ja gar nicht wirklich stimmt. Schließlich entscheidest du selbst, auf welchen Rat du hörst und auf welchen nicht. Das Problem ist nur, daß du dich immer nur daran erinnerst, wenn du einen Ratschlag nicht befolgt hast und die Sache schieflief, beispielsweise heute abend, als du dich betrunken hast. Erweist sich ein Urteil aber als richtig, dann gehst du davon aus, daß es von deinen >Ratgebern< stammt. Nun, du hast mich davon überzeugt, daß du in Ordnung bist, Skeeve. Jetzt mußt du nur noch dich selbst davon überzeugen. Und deshalb kehre ich nach Djinger zurück und überlasse dich deinem eigenen Problem, damit du es aus eigener Kraft löst. Ob richtig oder falsch, es wird jedenfalls niemanden geben, der dann das Lob oder den Tadel mit dir teilen muß. Es ist allein deine Sache. Ich für meinen Teil werde darauf wetten, daß du das Richtige tust.«
Er streckte die Hand aus. Ich nahm sie und schüttelte diesem Wesen die Hand, das mir schon so viel geholfen hatte.
»Ich ... nun, danke, Kalvin. Du hast mir viel zum Nachdenken gegeben.«
»Es war mir ein ehrliches Vergnügen, Skeeve, wirklich. Viel Glück bei der Suche nach unserem Freund. Ach, übrigens...«
Er nestelte etwas aus seiner Schärpe hervor und legte es in meine Hand. Als er es losließ, verwandelte es sich in eine ausgewachsene Visitenkarte.
»Das ist meine Adresse auf Djinger. Halte mich auf dem laufenden ... und sei es nur, um mir mitzuteilen, wie sich die ganze Sache entwickelt hat.«
»Das werde ich tun«, versprach ich. »Paß auf dich auf, Kalvin ... und nochmals danke!«
»Ach, und noch etwas, was deine Probleme mit deinen Freunden angeht. Gib den Versuch auf, immer stark zu sein. Deine wirkliche Stärke liegt darin, daß du ein
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