Ein Dämon dreht durch
ganz guten Start.«
»Oh«, entfuhr es mir. Nicht, daß ich seine Schätzung in Frage stellen wollte, aber die Anfangskosten waren doch etwas höher, als ich erwartet hatte. Ich hatte nur zweitausend dabei, und davon würde ich den größten Teil brauchen, um Edviks Dienste und die Hotelrechnung zu bezahlen. Soviel zum Thema großzügige Gesten!
»Ich, äh, muß darüber nachdenken.«
J. R.s Miene verdüsterte sich.
»Na schön, Sie wissen ja, wo Sie mich finden, wenn Sie sich entschieden haben sollten.«
Er machte kehrt und ging die Straße entlang, ohne sich noch einmal umzudrehen. Es war zwar albern, sich mies zu fühlen, nur weil ich ein Angebot nicht erfüllte, das ich doch gar nicht hätte zu machen brauchen, aber ich tat es trotzdem.
»Nun, jetzt ist es wohl Zeit, ins Hotel zurückzukehren, nicht wahr, Skeeve?« meldete Kalvin sich zu Wort.
Die Sache mit J. R. hatte ich zwar versiebt, aber ich beschloß, wenigstens jetzt richtig zu handeln.
»Nein«, erwiderte ich.
»Nein?« wiederholte der Djinn. »Wo gehen wir dann hin?«
»Genau darum geht es ja, Kalvin. Wir gehen nirgendwo. Ich kehre ins Hotel zurück. Und du kehrst zurück nach Djinger.«
Er schwebte auf Augenhöhe herab und legte stirnrunzelnd den Kopf schräg.
»Das verstehe ich nicht. Warum soll ich nach Djinger?«
»Weil du deinen Vertrag erfüllt hast. Das bedeutet, daß du wieder frei bist, und deshalb gehe ich auch davon aus, daß du gehen wirst.«
»Das habe ich getan?«
»Klar. In der Seitenstraße. Du hast mich mit einem Zauber wieder nüchtern gemacht, bevor ich gegen diese Schläger kämpfen mußte. Meiner Meinung nach hast du damit deinen Kontrakt erfüllt.«
Der Djinn strich sich nachdenklich durch den Bart.
»Ich weiß ja nicht«, meinte er. »Das war eigentlich kein besonders großartiger Zauber.«
»Du hast ja auch nie besonders viel versprochen«, beharrte ich. »Genaugenommen hast du dir sehr viel Mühe gegeben, mich damit zu beeindrucken, wie wenig du eigentlich kannst.«
»Ach, das«, meinte Kalvin mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Das erzählen wir doch allen Kunden. Damit verhindern wir, daß sie von einem Djinn zuviel erwarten. Du glaubst ja gar nicht, was manche Leute von uns fordern. Aber wenn wir ihre Erwartungen herunterschrauben können, dann sind sie leichter zu beeindrucken, wenn wir tatsächlich unsere Nummern abziehen.«
»Nun, es hat jedenfalls funktioniert. Ich bin beeindruckt. Wenn du die Nummer dort in der Seitenstraße nicht abgezogen hättest, hätten die mir schon das Fell über die Ohren gezogen gehabt, bevor J. R. auf der Bildfläche erschien.«
»Freut mich, wenn ich dir helfen konnte. Es war weniger gefährlich, als dir beim Gemenge beizustehen.«
»Vielleicht, aber nach meiner Rechnung sind wir damit quitt. Du hast mir eine kleine Hilfestellung versprochen, und die hast du auch im entscheidenden Augenblick geliefert. Das ist alles, wozu du vertragsmäßig verpflichtet warst, ja sogar mehr als das.«
Der Djinn verschränkte die Arme und starrte stirnrunzelnd einige Augenblicke lang in die Ferne.
»Jetzt hilf mir mal bitte, Skeeve«, sagte er schließlich, »bisher habe ich dir doch geholfen, richtig?«
»Richtig«, meinte ich nickend und fragte mich, worauf er wohl hinauswollte.
»Und bisher war ich dir doch eine ganz gute Gesellschaft, nicht wahr? Ich meine, klar, manchmal plappere ich vielleicht ein bißchen viel, aber alles in allem scheinst du bisher nicht viel dagegen gehabt zu haben, daß ich da war.« »Wieder richtig.«
»Warum versuchst du dann, mich loszuwerden?«
Plötzlich ging die ganze Last des Tages mit mir durch. Der gutgemeinte Rat des Schmetterlings, das Trinken, die Prügelei, die Auseinandersetzung mit der Polizei - alles braute sich in meinem Innern zu einem gefährlichen Gemisch zusammen
- das explodierte.
»ICH VERSUCHE NICHT, DICH LOSZUWERDEN!!« kreischte ich den Djinn an, und meine Stimme schnappte über. »Meinst du etwa, ich wollte dich nicht dabeihaben? Meinst du, ich wüßte nicht, daß meine Chancen, Aahz in dieser völlig wahnwitzigen Dimension auf eigene Faust zu finden, gleich Null sind? Verdammt, Kalvin, ICH VERSUCHE DOCH NUR, NETT ZU DIR ZU SEIN!!!«
»Vielleicht könntest du mal ein bißchen weniger nett sein und aufhören zu brüllen?«
Ich merkte, daß ich ihn über den Gehsteig gejagt und mit der Wucht meiner >Nettigkeit< gegen die Mauer gedrückt hatte. Ich tat einen langen, tiefen Atemzug und versuchte mich wieder zu
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