Ein Dämon dreht durch
beherrschen.
»Hör mal«, sagte ich vorsichtig, »ich wollte dich nicht anschreien. Es ist nur...«
Irgend etwas tropfte meine Wange herab, und ich ahnte, daß meine Tränendrüsen peinlicherweise ihre Arbeit aufgenommen hatten. Zum Teufel! Ich begann zu weinen. Lautstark räusperte ich mich, und während ich den Mund bedeckte, wischte ich die Tränen klammheimlich weg. Ich hoffte, daß Kalvin es nicht bemerken würde. Falls er es doch tat, so war er jedenfalls zu höflich, um etwas dazu zu sagen.
»Paß auf, ich werde noch mal von vorne anfangen.«
Abgehackt atmete ich ein.
»Du bist mir eine große Hilfe gewesen, Kalvin, mehr, als ich jemals hätte erwarten dürfen, als ich dein Fläschchen öffnete. Deine Ratschläge waren gut und vernünftig, und wenn ich überhaupt irgendwelche Schwierigkeiten gehabt habe, dann nur, weil ich sie nicht beherzigte.«
Ich stockte und versuchte meine Gedanken zu ordnen.
»Ich versuche nicht, dich loszuwerden ... wirklich nicht. Nichts wäre mir lieber, als wenn du bei mir bliebest, wenigstens so lange, bis ich Aahz aufgespürt habe. Ich möchte lediglich unsere Freundschaft nicht ausnutzen. Ich habe deine Dienste im Zuge eines ehrlichen Geschäfts erworben ... eines, bei dem du nichts zu sagen hattest, wenn es stimmt, was du über Djinger erzählt hast. Wenn ich mich vorhin vielleicht etwas kühl angehört habe, als ich dir sagte, daß unser Vertrag meiner Meinung nach erfüllt ist, dann lag das daran, daß ich gegen die Versuchung ankämpfen mußte, dich anzuflehen, bei mir zu bleiben. Ich hatte Angst, daß ich dich damit in eine miese Position manövrieren würde ... Tatsächlich hätte es mich in eine miese Position manövriert. Wenn ich dich aufwendig darum gebeten hätte, und wenn du es abgelehnt hättest, dann hätten wir uns beide ziemlich schlecht gefühlt, es wäre das ungute Ende einer ansonsten doch für beide gewinnbringenden Verbindung gewesen. Das einzige, was noch schlimmer hätte sein können, wäre gewesen, daß du aus Mitleid eingewilligt hättest, bei mir zu bleiben. Dann hätte ich mich die ganze Zeit schuldig gefühlt, weil ich gewußt hätte, daß du dich eigentlich um deine eigenen Sachen kümmern könntest und solltest, und es auch tätest, wenn ich nicht zu schwach gewesen wäre, allein mit einer an sich doch sehr einfachen Aufgabe zurechtzukommen.«
Inzwischen strömten die Tränen ungehindert, aber ich machte mir nicht mehr die Mühe, sie zu verbergen. Meine Tränendrüsen waren mir mittlerweile egal geworden.
»Was du zum überwiegenden Teil getan hast«, fuhr ich fort, »war, mir Gesellschaft zu leisten. Seit ich in diese Dimension gekommen bin, fühle ich mich verängstigt und einsam. Nein, ich hätte es getan, wenn du nicht dabeigewesen wärst. Ich habe eine solch abscheuliche Angst davor, einen Fehler zu begehen, daß ich wahrscheinlich zu Eis erstarren und überhaupt nichts mehr tun würde, es sei denn, ich hätte jemanden im Schlepptau, der Beifall klatscht, wenn ich das Richtige tue, und der mich zurechtstaucht, wenn ich etwas Falsches mache ... nur damit ich auch den Unterschied merke. So verunsichert bin ich ... Ich vertraue nicht mal mehr auf mein eigenes Urteil darüber, ob ich recht oder unrecht habe in dem, was ich tue! Das Problem ist, daß ich in Sachen Freundschaft in letzter Zeit nicht gerade sonderlich erfolgreich gewesen bin. Aahz hat mich verlassen, die Mannschaft von der Chaos Corporation glaubt, daß ich sie im Stich gelassen habe ... Ach, Mist, ich habe es ja sogar fertiggebracht, J. R. zu beleidigen, indem ich versuchte, lieber mit meiner Brieftasche danke zu sagen als mit dem Mund.«
Mir fiel auf, daß ich wie ein Sentimentalist zu schwafeln begann. Mit matter Geste fuhr ich mit dem Ärmel über mein tränenüber-strömtes Gesicht und zwang mich zu einem Lächeln.
»Jedenfalls ist es mir unmöglich, Druck auf dich auszuüben, sei es als Freund, sei es als Geschäftspartner, nur damit du mir in schwierigen Zeiten das Händchen hältst. Das bedeutet nicht, daß ich nicht dankbar für das wäre, was du getan hast, oder daß ich versuchen würde, dich jetzt loszuwerden. Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du bei mir bliebest, aber ich meine, nicht das Recht zu haben, dich darum zu bitten.«
Nachdem ich nicht mehr wußte, was ich noch sagen sollte, hörte ich mit einem halbherzigen Achselzucken auf. Es war seltsam: Nun, da ich mir die Dinge vom Herzen geredet hatte, die mich bedrückten, fühlte ich mich schon um
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