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Ein Dämon kommt selten allein

Ein Dämon kommt selten allein

Titel: Ein Dämon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sonderlich laut, aber es mußte wohl deutlich zu hören gewesen sein. Wenige Herzschläge später sprang die Tür auf und enthüllte Königin Schierlingsfleck ... und das meine ich ganz wörtlich. Ich kann ihre Kleidung leider nicht beschreiben, weil sie keine anhatte. Nicht einen einzigen Fetzen!
    »Roddie!« zwitscherte sie und ignorierte die Wachen und Badaxe, die angesichts ihrer Nacktheit Stielaugen bekamen. »Komm doch rein. Was, um alles in der Welt, machst du hier?«
    »Wartet auf mich«, wandte ich mich an Badaxe im befehlendsten Ton, dessen ich fähig war.
    »Ge... gewiß, Euer Majestät!« erwiderte er und riß seinen Blick von der Königin los, um strammzustehen.
    Damit betrat ich das Lager der Königin.
    »Na, was hast du für mich?«
    Sie schloß die Tür und lehnte sich dagegen. Durch diese Bewegung zeigte sie deutlich auf mich, obwohl sie die Hände hinter dem Rücken hielt.
    »Wie bitte?«
    »Die Audienz«, erklärte sie. »Du wolltest sie, jetzt hast du sie. Was ist los?«
    Irgendwie empfand ich diese Frage unter den gegebenen Umständen als etwas peinlich.
    »Ich ... äh ... ich meine ... könntest du dir vielleicht etwas anziehen? Ich empfinde deine Kleidung, beziehungsweise deren Nichtvorhandensein, als ziemlich ablenkend.«
    »Na schön. Aber es ist wirklich tierisch heiß hier drin.«
    Sie huschte durchs Zimmer und holte ein winziges Etwas, in das sie zwar hineinschlüpfte, ohne es jedoch völlig zu schließen.
    »Gleich nach der Hochzeit«, verkündete sie, »will ich, daß das Fenster vergrößert wird. Oder, noch besser, daß die ganze Wand rausgerissen wird. Irgendwas, Hauptsache, hier kann ein bißchen gelüftet werden.«
    Sie ließ sich in einen Sessel fallen und winkelte die Beine an. Das verminderte meine Verlegenheit zwar, aber nicht wesentlich.
    »Ähh ... eigentlich bin ich gerade deswegen gekommen.«
    »Wegen des Fensters?«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Nein. Wegen der Hochzeit.«
    Daraufhin runzelte sie die Stirn noch etwas mehr.
    »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, daß ich sämtliche Hochzeitsvorbereitungen in die Hand nehme. Na schön, wenn du irgendwelche besonderen Änderungswünsche haben solltest, es ist noch nicht zu spät, um ...«
    »Das ist es nicht«, unterbrach ich sie hastig. »Es ist... nun, mir ist zu Ohren gekommen, daß die hohen Preise, die Possiltum deinem Reich für Nahrungsmittellieferungen abverlangt, dich zu dieser Hochzeit bewegt haben. Da ich nicht wünsche, daß du unter einem solchen Druck eine Bindung eingehen mußt, habe ich beschlossen, unsere Preise zu halbieren, wodurch die Notwendigkeit unserer Hochzeit hinfällig wird.«
    »Ach, Roddie, sei doch nicht albern. Das ist doch nicht der Grund, weshalb ich dich heirate!«
    Anstatt empört zu reagieren, schien die Königin von meinem Vorschlag amüsiert zu sein.
    »Nicht?«
    »Natürlich nicht. Sackgaß ist so reich, daß wir eure Jahresernte auch zum doppelten Preis aufkaufen könnten, wenn wir wollten, ohne daß es unser Budget auch nur im geringsten schmälern würde.«
    Mir sank das Herz in die Hosentasche.
    »Dann willst du diese Heirat wirklich. Du wirst also nicht aus politischen Gründen dazu gezwungen?«
    Die Königin lächelte mich mit blitzenden Zähnen kurz an.
    »Natürlich gibt es politische Gründe dafür. Ich meine, wir sind schließlich Könige, nicht wahr? Ich bin überzeugt davon, daß du ein recht netter Bursche bist, aber ich kann so viele nette Burschen haben, wie ich will, ohne sie heiraten zu müssen. Königliche Hoheiten heiraten keine Leute, sondern Machtblöcke.«
    In dem was sie sagte, schien ein Hoffnungsschimmer aufzuleuchten, und ich stürzte mich mit voller Kraft darauf.
    »... was uns zum zweiten Grund führt, weshalb wir die Hochzeit absagen sollten«, sagte ich großspurig.
    Das Lächeln der Königin erstarb.
    »Was soll das heißen?« fragte sie in scharfem Ton.
    Als Antwort hob ich meine Tarnzauber auf.
    »Weil ich gar keine königliche Hoheit bin. Weil ich zu den Leuten gehöre.«
    »Ach so, das«, meinte die Königin achselzuckend. »Kein Problem. Das habe ich schon die ganze Zeit gewußt.«
    »Das hast du gewußt?« keuchte ich.
    »Na klar. Du warst verlegen ... zweimal. Einmal, als ich im Palast eintraf, und dann gerade eben noch einmal, als ich im Evakostüm die Tür öffnete. Könige sind nicht verlegen. Das liegt ihnen im Blut. Ich wußte die ganze Zeit, daß du nicht Rodrick bist. Ich vermute, du bist der Große Skeeve, der Hofzauberer, nicht wahr?

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