Ein Daemon kommt selten allein
Vald!«, befahl Dimitri und hielt den Transportfluch hoch, »oder ich schicke dich in die dritte Ebene der Hölle!«
Vald hielt inne, sein Gesicht war vor Wut verzerrt und – dem Himmel sei Dank – von Zweifeln. »Wenn du diesen Fluch loslässt, schickst du Lizzie ebenfalls in die dritte Ebene der Hölle«, stellte er fest und wedelte mit dem dünnen Energiefaden, der mich mit dem Dämon der fünften Stufe verband. »Ich habe meine Zweifel, ob es ihr dabei so gut ergehen würde wie mir.«
Dimitri zog den Fluch zurück wie eine Waffe. »Schon möglich«, grummelte er; seine Stimme war kälter als die Eisklippen. »Aber dich wäre ich los.«
Ich hasste es, wenn Dimitri recht hatte. Vielleicht bluffte er ja nur, aber ich hoffte nicht.
Obwohl meine Kräfte rasend schnell dahinschwanden, war ich immer noch eine Dämonenkillerin. Und wir lebten nach den drei Wahrheiten. Sieh nach draußen. Akzeptiere das Universum.
Opfere dich selbst.
»Tu es«, wies ich Dimitri an.
Vald erstarrte. »Tu nichts Voreiliges, Greif«, sagte er schnell. »Ich gebe dir deine beiden Schwestern, wenn du sie jetzt nimmst und verschwindest.«
Vald neigte seinen Kopf in meine Richtung. »Ich habe länger für Lizzie gebraucht, als ich erwartet hatte.«
Der Dämon deutete mit einem Nicken auf eine Reihe von Gläsern am anderen Ende des Raums. »Öffne das Glas mit dem blauen Deckel. Darin befindet sich der Fluch.«
Im Inneren des Glases tanzte ein silberner Blitz.
»Weißt du es« Ich formte die Worte lautlos mit den Lippen, denn es fehlte mir die Energie, sie auszusprechen.
Dimitri nickte. Er steuerte rückwärts gehend das Regal am hinteren Ende des Raums an, öffnete den Deckel, griff hinein und zerquetschte den Fluch. Seine Augen leuchteten für den Bruchteil einer Sekunde vor Erleichterung, bevor sein Blick sich wieder verhärtete. »Was bist du für ein bescheuerter Dämon«, stellte Dimitri grinsend fest. »Den Transportfluch habe ich doch immer noch.«
Vald feuerte einen Schleuderstern auf Dimitri ab. Er durchschnitt seine Brust und landete in der Wand hinter ihm. Ich sah entsetzt zu, wie Dimitri einen Moment ungläubig mit einem grässlich dampfenden Loch in der Brust dastand, bevor er vornüber zu Boden stürzte. Blut strömte aus ihm heraus und bildete im Nu eine schnell größer werdende Lache.
»Was bist du für ein bescheuerter Greif«, stellte Vald fest. »Ich hatte nämlich einen Schleuderstern.«
Dies war der wohl schlimmste Moment in meinem Leben. Ich konnte nichts für ihn tun. Ich konnte ihn nicht einmal halten. Valds hellblaue Augen funkelten, als er mich angrinste. »Ah, Schleudersterne. Die Dinger sind wirklich ziemlich nützlich, weißt du«, stellte er fest und wandte sich erneut der Aufgabe zu, mich ganz langsam umzubringen. »Aus zwanzig Meter Entfernung kannst du keinen Fluch loslassen.«
Mein starres, betäubtes Entsetzen wich rasender, blinder Wut. Dimitri hätte sich mit dem Transportfluch retten können. Er hätte ihn in dem Augenblick loslassen können, in dem er gewusst hatte, dass seine Schwestern in Sicherheit waren. Aber er war geblieben, um mir zu helfen, und ich sollte verdammt sein, wenn ich ihn in dieser Blutlache liegen und verrecken ließe. Ich war eine Dämonenkillerin, und ich musste endlich anfangen, wie eine solche zu handeln.
Das Böse in Vald wand sich in seinem Herzen. Ich konnte es förmlich schmecken, so wie ich auch die schwarzen Seelen wahrgenommen hatte, als sie sich in JRs Brust gewunden und pulsiert hatten. Ich beugte mich vor, näherte mich Vald, als würde ich durch Wasser schwimmen. Er riss mich an sich, während meine Essenz in seine Hände blutete.
Ich sog den Geruch von Gewürzgurkensoße und Seetang ein, während ich meine Hand auf seine Brust legte. Gleich würde mir das schweflige Aroma von schwarzem, klebrigem Dämonenblut in die Nase steigen. Ich biss die Zähne zusammen, aktivierte jedes bisschen Kraft, das mir noch geblieben war, und grub meine Finger in sein Fleisch. Er brüllte und zerrte an mir, und für einen Augenblick dachte ich, er würde mich abschütteln, doch ich grub immer tiefer, durch Muskeln und Rippen und durch die klebrige Masse, die sich um meine Handgelenke und meinen Arm wickelte. Ich umfasste sein Herz mit beiden Händen und riss daran.
»Genug!«, befahl er.
Der Muskel zuckte in meiner Hand. Er zog sich zusammen und pumpte und spritzte schwarzes Blut. Lebendig. Leer. Ich versuchte, Valds Essenz zu spüren, sein lebendes Wesen.
»Dämonen
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