Ein Daemon kommt selten allein

Herzens durchbohrte. Ich packte sie am Arm, während sie erst einen, dann noch einen und schließlich noch einen Tropfen Blut in das Glas schnippte.
    »Was für eine Lahmarschfrage ist das dennGib her!« Sie nahm mir den Schlangenkopf ab und drückte ihn wieder auf ihren Ring. Dunkles feuchtes Blut verfärbte ihr Kiss-My-Asphalt -T-Shirt. »Blut. Ein kleiner Tod. Verstärkt das Zauberelixier.« Sie klemmte sich das Smucker’s-Glas zwischen die Oberschenkel und setzte sich schwungvoll ihren Helm auf. »Wir werden eine gehörige Portion Magie benötigen, um hier herauszukommen.«
    »Oh, Eichhörnchen!« Pirate strampelte wie wild in seiner Frettchentrage; seine Beine nahmen automatisch die Verfolgung auf.
    Keine Eichhörnchen. Mir stockte die Stimme. Drei – nein – mindestens fünf schattenartige Kreaturen schlichen auf uns zu. Ich griff nach meinem Helm, wenn auch nur, um sie damit umzunieten. Sie wanden sich um die Zapfsäulen und vorbei an dem einzigen anderen Auto an der Tankstelle, einem weißen Chevy Nova. »Hilfe!«, rief ich und hoffte inständig, dass der Nova einem Cowboy gehörte, der exotische Tiere hielt.
    »Halt die Klappe! Keiner außer uns kann die Kobolde sehen.«
    Kobolde
    Na, herrlich. Ich würde mich bei Großmutter bedanken müssen, dass sie mir die Augen für die Welt der Zauberwesen öffnete. Unter meinen Achseln und unter meiner Brust sammelte sich Schweiß. Die geballte Atmung der Kobolde wurde immer aufgeregter, je näher sie kamen. Lilafarbene Augen glühten unter dunklen, pelzigen Brauen. Sie hatten wieselartige Gesichter und die Körper dicker, hastig zusammengesetzter Menschen. Dunkles Haar klebte an ihren gebückten Gestalten.
    »Confudi!« Großmutter schleuderte ihnen das Smucker’s-Glas entgegen, das zwischen zweien von ihnen zerschellte. Die Luft glühte für den Bruchteil einer Sekunde, und die Wesen kreischten.
    Die Kobolde zogen sich so schnell zurück, wie sie aufgetaucht waren. Puh. Ich wagte wieder zu atmen. »Du musst mir unbedingt beibringen, was es mit diesen Gläsern auf sich hat«, sagte ich. Vielleicht sollte ich es mal mit ein oder zwei SoBe-Flaschen versuchen.
    Großmutters Augen wurden groß. »Weg!« Sie drückte uns beide gegen eine der Zapfsäulen, und ich spürte eine Energiewelle vorbeiknistern.
    Ich riss den Kopf herum und sah ihr ins Gesicht; Pirate baumelte zwischen uns. »Was war das«
    Riesige Flügel formten über uns einen blauen Streifen. Ich sah zum Himmel, und Angst stieg in mir auf. Ein monströser Adler mit dem Rumpf eines Löwen kreiste über dem Mini-Markt. Er war so groß wie ein Lastwagen und kreischte und zeigte uns seine roten, violetten, grünen und blauen Federn. Unmöglich . Heilige Melonen. Wer war ich, nach dem heutigen Tag, so etwas zu denken
    »Die Dunkle Bedrohung!« Pirates Pfoten griffen nach ihr. »Hast du noch nicht genugSchwing deine Schwanzfeder, und komm her! Ich zeige es dir!«
    Die Kreatur verdeckte den Mond, als sie sich auf uns stürzte. Ich warf mich auf den harten Ledersitz der Harley. Meine Schuhsohlen rutschten von den Fußstützen, als Großmutter von dem Parkplatz preschte. Einen Herzschlag später waren wir auf der Route K und rasten so schnell dahin, dass mir schwindelig wurde.
    »Ich fliege wie ein Schmetterling und steche wie eine Biene!«, brüllte Pirate, während wir durch die Nacht brausten. Ich klammerte mich an Großmutter fest und schloss die Augen. Ich hatte keine Ahnung, wie wir diesem Ding entfliehen wollten. Mein Haar wirbelte unter der Helmkante hervor, und ich hatte das Gefühl, als ob sich mein Gesicht mit dem Wind dehnte. Bei jedem Hügel, den wir erklommen, konnte ich schwören, dass das Motorrad für eine oder zwei Sekunden durch die Luft flog. Gott steh uns bei.
    »Heilige Scheiße!«, brüllte Großmutter, als wir in einer Haarnadelkurve bei einer Geschwindigkeit, die ich lieber nicht wissen wollte, ins Schlingern gerieten. Das Motorrad kam ins Rutschen, hüpfte über ein Schlagloch und landete erneut krachend auf dem Asphalt. Meine Finger krallten sich in Großmutters Seiten, als ich die Straße vor mir sah, beziehungsweise das Fehlen einer Straße.
    Der asphaltierte Streckenabschnitt, auf dem wir uns befanden, endete in einem kleinen See. Er verschluckte beide Spuren der Straße und den die Straße säumenden Wald.
    Großmutter beugte sich tief nach vorn über die Lenkstange. »Halt dich fest!«
    »Was Halt an!« Mein Magen verkrampfte sich, als wir direkt auf den See zudonnerten. Eine