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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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Sturzflut wie diese konnte ein Auto fortschwemmen, ganz zu schweigen von drei Idioten auf einem Motorrad.
    Es gab keine Umleitungsschilder, keine Absperrkegel. Keinen Grund für das Wasser. Meine Zehen rollten sich ein, und ich krallte mich noch fester an Großmutter. Wir fuhren bergauf. Wasser floss nicht bergauf. Dieses Wasser aber doch.
    Pirate kämpfte mit der Frettchentrage. »O nein. Ich mag kein Wasser. Wasser ist nicht gut.« Er ruckelte hin und her, so wie er es immer tat, wenn ich versuchte, ihn …
    »In die Badewanne zu tunken!«, brüllte er und warf sich nach links.
    »Schei…!«, schrie ich, als ich das Gleichgewicht verlor und durch die Luft flog.
    »Heilige Hölle!« Großmutter packte uns an der Hundeleine. Das Motorrad stürzte in den See und schlitterte auf der Seite durch das wogende Wasser. Aus den Tiefen des Sees quollen Verzweiflung und Wut empor. »Das ist ein Hinterhalt!«
    Wir verloren das Motorrad in einer Welle. Ich hielt Pirate fest, als wir kopfüber in die Tiefe stürzten. Mit geschlossenen Augen kämpfte ich mich an fleischartigen Strängen von Seetang vorbei, die mir schwer und strähnig an den Armen klebten.
    Bitte lass es Seetang sein, auch wenn wir tausend Meilen vom Meer entfernt sind.
    Pirates strampelndes Bein traf mich am Arm, und ich zuckte zusammen, als seine Hundekrallen tief in mein Fleisch schnitten.
    Wir brachen durch die Wasseroberfläche, und zum Glück konnte ich den Grund berühren. Aus Angst, zu viel Aufmerksamkeit zu erregen, kauerte ich mich im Wasser zusammen und kam gerade so weit hoch, dass Pirate seinen Kopf über die aufgewühlte Finsternis strecken konnte. Die Verzweiflung des Ortes umzingelte uns. Wellen der Hoffnungslosigkeit und Angst wühlten mein Inneres auf. Großmutter war nirgends zu sehen.
    Pirate strampelte in seiner Trage wie wild mit den Beinen. »O Mann, beruhige dich. Bist du ruhigIch bin ganz ruhig. O Mann!«
    »Pst! Mit dir ist alles in Ordnung.«
    »Scheiße.« Pirate schüttelte sich, so gut er konnte, und bespritzte mich mit fauligem Wasser. »Das sagte ich doch. Ich habe gesagt, dass mit mir alles in Ordnung ist.«
    »Halte nach Großmutter Ausschau.«
    Pirate versuchte eines seiner Beine aus der Trage zu befreien. »O ja, die Dame, die mir gedroht hat, aus meinen Eingeweiden ein Halsband zu machenAlles klar, suchen wir nach ihr.«
    Warte ab. Konzentriere dich . Ich suchte die Gegend nach Dämonen, Hexen und allem anderen ab, das nicht hundertprozentig normal war. Großmutter hatte dies einen Hinterhalt genannt. Irgendjemand oder – ich schluckte – irgend etwas hatte mitten auf der Straße diesen See geschaffen. Und sie hatten uns völlig zum Stillstand gebracht.
    Ein Schimmer war durch das Wasser zu erkennen. Gänsehaut kroch meine Arme hinauf. Heiliger Bimbam. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. »Spinne ich, oder leuchtet das Wasser grün«
    »O Mann«, stöhnte Pirate, der im Begriff war, meine Schultern hinaufzuklettern. »Du weißt doch, dass ich farbenblind bin.«
    Ein smaragdgrünes Licht schimmerte in den Tiefen des Wassers und bahnte sich in einem brodelnden Strudel einen Weg zur Oberfläche. Aufgewühlter Schaum saugte an meinen Schultern. »Das reicht.« Hinterhalt oder nicht – ich rannte drauflos, das taillentiefe Wasser spritzte von uns ab. Wir mussten hier raus.
    Plötzlich tauchte Großmutter auf der anderen Seite des Sees am Waldrand auf. Aus allen Richtungen stürzten Schatten auf sie zu. »Lizzie, lauf weg!«, schrie sie, bevor sie verschwand.
    »Großmutter!« Ich stürmte auf die Stelle zu, an der ich sie gesehen hatte. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, aber irgendetwas musste ich tun. Die Luft vibrierte und rauchte. Es roch nach angesengtem Haar.
    »Stopp! Halt! Lass den Unsinn!«, schrie Pirate. »Eine Mauer!«
    »Eine Mauer« Dann sah ich sie. Sie glänzte wie eine gigantische Seifenblase. Zum Anhalten war es zu spät. Ich spürte, wie meine Zehen die Bodenhaftung verloren, als wir hindurchgesaugt wurden.
    Dickes nasses Gestrüpp wand sich um meine Fußknöchel. Ich suchte Halt, war auf das Schlimmste gefasst. Ich umklammerte Pirates kleinen Körper und blinzelte. Wir waren kopfüber auf eine Waldlichtung gestürzt, die übersät war mit unzähligen uns anstarrenden, nagetierartigen Gesichtern. Kobolde. Ihre glühenden purpurfarbenen Augen zuckten durch die Dunkelheit, während sie auf uns zuhuschten, lange Reihen funkelnder Zähne entblößend.
    Am anderen Ende der Lichtung bot Großmutter

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