Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
Vom Netzwerk:
sämtliche Kräfte auf. Schwere eiserne Handschellen fesselten ihre Handgelenke und Fußknöchel. Sie quälte sich ab, um die Hand- und Fußschellen trotz der Gewichte, die an ihnen hingen, von ihrem Körper fernzuhalten. Ein unheimliches Kribbeln kroch über meine Haut, als ich registrierte, warum. Gebogene, schlangenartige Reißzähne ragten aus den Handschellen und den sie verbindenden Ketten, bereit, ihre Haut zu durchbohren, sollte sie sich dem Gewicht ihrer Fesseln ergeben. Ich fragte mich, welche Gräuel wohl in den Reißzähnen warteten.
    »Mann, das läuft ja super«, sagte sie, vor Anstrengung schwer atmend. »Ich habe dir gesagt, dass du abhauen sollst. Ich habe nicht gesagt, dass du in die Falle laufen sollst. Also ehrlich, Lizzie.«
    Sie hätte wenigstens so tun können, als wäre sie dankbar. »Vergiss es. Ich rette dich«, sagte ich. Irgendwie . Die Kobolde schnatterten wie psychotische Wiesel, während sie näher heranschlichen. Ich kraulte Pirate, der nicht aufgehört hatte zu zittern, seit wir die Wand durchbrochen hatten.
    »Ach ja« Großmutter kämpfte weiter dagegen an, dass die rasiermesserscharfen Reißzähne sich in ihre Haut bohrten. »Also gut, wenn du mich retten willst«, sagte sie und hielt inne, um nach Luft zu schnappen, »mach den verdammten Hund los, und lass uns an die Arbeit gehen.«
    »Gut. Genau das habe ich gemeint«, entgegnete ich, verzweifelt versuchend, meine Angst zu kaschieren. »Lernen durch Praxis.« Ich ließ Pirate los. Sein drahtiger Körper glitt an meinem herunter auf den Boden. Ich musste mich konzentrieren, meine Kräfte finden. Wenn mir das nicht gelang, wollte ich lieber nicht daran denken, was uns womöglich bevorstand.
    Konzentriere dich. Atme. Finde einen Weg.
    Sie mochten zwar zahlenmäßig überlegen sein, aber ich hatte Xerxes zur Hölle geschickt, also konnte ich das Gleiche mit den Kobolden tun.
    Pirate umkreiste meine Beine, während die Kobolde sich von allen Seiten an uns heranpirschten. »Ihr solltet eure Ärsche lieber rückwärts bewegen«, sagte er, »ihr schmuddeligen was weiß ich für Kreaturen. Riechen tut ihr ganz angenehm. Aber stellt mich nicht auf die Probe. Ich verpasse euch einen Tritt, dass euch Hören und Sehen vergeht. Und glaubt mir, ich mache meine Drohung wahr.«
    Ich ignorierte Pirate und horchte tief in mich hinein. Ich war der penibelste, disziplinierteste Mensch, den ich kannte, und das musste ich nutzen. Über was für eine unausgegorene Magie auch immer ich verfügte, was auch immer es mir ermöglicht hatte, Xerxes aus meinem Badezimmer zu verbannen – ich würde sie finden und mich ihrer bedienen. Jetzt.
    »Wassernymphe auf Position zwei Uhr«, warnte uns Großmutter. Eine tropfnasse grüne Fee erhob sich aus dem Sumpf am Ufer des Sees und schwebte auf uns zu. Hätte sie nicht so traurig ausgesehen, wäre sie vielleicht eine Schönheit gewesen. Sie war groß und hatte die Figur eines Dessous-Models. Doch ihre Gesichtszüge hingen herab, und in ihren Augen stand so viel Entsetzen, dass ich mir das Grauen, das sie ausdrückten, nicht einmal vorstellen mochte. Sie trug ein Unterkleid, das aussah – igitt! -, als ob es aus der Haut der Kobolde hergestellt worden wäre. Und – ich schluckte – sie hatte Handschellen bei sich, die gleichen, mit denen Großmutter gefesselt worden war.
    Ich grub meine Fingernägel in meine Handflächen. Zeig keine Regung. Stattdessen bündelte ich all meine Willenskraft, die in mir steckte, und spürte die mir innewohnenden magischen Kräfte in mir herumwirbeln. Das Zentrum meines Körpers summte vor Energie, und ich fühlte sie bis in meine Fingerspitzen fließen. Ich ließ meinen Instinkt das Ruder übernehmen und schrie das Erste heraus, was mir einfiel. »Hinfort!« Meine eigene Stimme zerrte an der Rückseite meiner Kehle, als ich meine Kräfte in die Lichtung hinausschleuderte.
    Die Kobolde duckten sich, pressten sich auf den Boden. »Hinfort!« Ich schoss eine weitere Salve auf sie ab, in die ich alles legte, was in mir steckte. Diesmal standen sie still und musterten mich. Die Wassernymphe war bereits nach meinem ersten Versuch in eine Pfütze gesunken. Jetzt näherte sie sich mir, Neugier umspielte ihre Gesichtszüge. O nein.
    »Solvo dimittium« , brüllte Großmutter.
    Hoffnung loderte auf und erstarb schnell wieder. Darauf reagierten sie auch nicht.
    »Lizzie.« Großmutter kämpfte gegen ihre Ketten an. »Du musst es sagen! Solvo dimittium .«
    »Okay.« Ich nickte und widerstand

Weitere Kostenlose Bücher