Ein Daemon kommt selten allein
gehabt. Mir war gleichzeitig heiß und kalt, und ich hatte es absolut satt, untätig in der Gegend herumzustehen. »Hilfst du mir nun, Pirate zu holen, oder nicht« Ich trat zur Seite, die kalte Nachtluft umhüllte mich und ließ meinen Schweiß kondensieren, und ich wünschte, ich hätte mehr Kleider am Leib als nur Friedas Tanktop. Dann marschierte ich in die Richtung los, in der ich die Hexen vermutete.
Dimitri umfasste meine beiden Handgelenke mit einer Hand. »Niemals!« Hitze kroch meine Arme hoch, und mir wurde mit aller Intensität bewusst, über was für eine ungeheure Kraft er verfügte.
»Ich lasse mich von dir nicht daran hindern.« Ich rang um jedes Wort und versuchte, meine Verzweiflung zu bekämpfen, bis ich es fast nicht mehr aushielt. Dimitris Finger schnitten in meine Handgelenke, und das war alles, was nötig war. Ich stieß einen Schrei aus, der es mit jedem Schlachtruf hätte aufnehmen können. Ich musste das tun . Wenn ich meine Verzweiflung nicht zum Kochen brachte, würde ich anfangen zu heulen. Und ich konnte es mir nicht leisten, jetzt zusammenzubrechen, dann würde womöglich jemand verletzt – oder gar getötet – werden, und es wäre meine Schuld.
Er riss mich wütend an seine Brust. »Ist dir eigentlich mal der Gedanke gekommen, dass ich versuche, dir das Leben zu retten«, fragte er mich, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. »Die Hexen haben einen Plan. Du nicht. Falls es tatsächlich Vald ist, der zurückgekehrt ist – und meine Vermutung ist, dass er es ist -, könnte er dir deine Seele aussaugen, bevor du auch nur dazu kämst, nach deinem kleinen Hund Ausschau zu halten. Ohne jedes Vorspiel. Ohne Warnung. Weg ist sie. Und du ebenfalls.«
Meine Eingeweide zogen sich vor Angst zusammen. »Aber ich bin eine Dämonenkillerin.« Ich war die Einzige, die – vielleicht – imstande war, den Kerl zu killen. Das musste mir doch irgendeinen Vorteil verschaffen.
Er schüttelte den Kopf und rang sich ein gequältes Lächeln ab, das seine Augen nicht ganz erreichte. »Noch nicht. Du bist noch keine Dämonenkillerin. Hast du je versucht, einem Dämon die Essenz zu stehlenOder einen Schleuderstern geworfen« Seine Augen verengten sich angesichts meiner offenkundigen Verwirrung. »Deine Großmutter hat dir nicht einmal von den drei Wahrheiten erzählt, oder«
Ich schüttelte den Kopf.
»Verdammt!«
An dem, was er sagte, war was dran. Das alles klang gar nicht gut. Vielleicht hatte ich kein Recht, zurückzugehen, und vielleicht konnten Großmutter und die Red Skulls allein zurechtkommen. Es wäre verdammt viel einfacher gewesen, abzuhauen und mich zu verstecken, bis ich meine Hausaufgaben gemacht hätte. Doch ich konnte nicht den Luxus in Anspruch nehmen, zu warten. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn Pirate etwas zustieße, während ich tatenlos herumgestanden hatte.
Ich atmete kraftvoll aus und betrachtete den Mann, der sich bedrohlich im Mondlicht vor mir aufgebaut hatte. In diesem Moment erinnerte er mich an einen wütenden Berglöwen, zugleich gerissen und gefährlich und Herrscher über ein Gebiet von einer Meile.
Und er machte keine Anstalten, wegzugehen. »Mir ist klar, woher du kommst«, teilte ich ihm mit. »Und unter anderen Umständen würde ich dir ja zustimmen. Aber in den vergangenen zwölf Stunden habe ich mein Zuhause verloren, meine Arbeit, meine Freunde, meine Klamotten …« Legte er es wirklich darauf an, dass ich das noch weiter ausführte»Verdammt noch mal, ich habe jeglichen Sinn dafür verloren, was in dieser Welt normal ist. Jetzt will ich nicht auch noch meinen Hund verlieren!«
Er besaß nicht einmal die Höflichkeit, mit einem Augenzwinkern zu reagieren.
Ich drängte mich an ihm vorbei. »Schön. Wenn du mir nicht helfen willst, geh mir wenigstens aus dem Weg.«
Endlose Reihen von Bäumen ragten um mich herum empor, und ich machte mich in eine Richtung auf den Weg.
»Lizzie! Bleib stehen! Du darfst nicht gehen.«
Im Gegenteil, ich durfte und ich würde.
Außerdem – als Dimitri Großmutter und mich zu dem Hexenzirkel gebracht hatte, hatte er sich doch wegen der Kobold-Killer Sorgen gemacht, die hinter uns her gewesen waren. Vielleicht hätte ich ja Glück und würde nur gewöhnliche Mörder vorfinden. Was wohl die alte Lizzie dazu sagen würde
Er holte mich ein, blieb einen Schritt hinter mir und warf seinen langen Schatten im Mondschein über meinen. »Geh nicht dorthin zurück. Es ist … gefährlich.« Er klang
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