Ein Daemon kommt selten allein
um.«
Sein Ton gefiel mir nicht. Ich drehte mich um. Die Spalte endete etwa zwei Meter rechts von mir; der Fels bildete ein V. Und in diesem V … o nein. Ich registrierte eine Bewegung. Ich blinzelte, mein Herz hämmerte in meiner Brust. Eine riesige schwarze Schlange wand sich in einem Nest aus heruntergefallenen Blättern.
»Aaah!« Ich zuckte zurück, und die Schlange zischte; ihr weißes Maul wurde vom Mondlicht angestrahlt. O mein Gott!
»Warte«, forderte Dimitri mich auf. »Warte, bis sie sich beruhigt hat.«
Das konnte eine Weile dauern. Ich bemühte mich, nicht zu tief zu atmen.
»So ist es gut«, sagte Dimitri. »So ist es gut. Jetzt zieh dich zurück.«
Ich schluckte und ging drei Schritte zurück.
»Langsam«, riet mir Dimitri. »Sachte. So ist es gut. Ganz sachte. Ich lasse dir mein T-Shirt herunter. Halt dich daran fest, ich ziehe dich heraus.«
Ich ließ die Schlange nicht aus den Augen, deren Giftzähne aus ihrem weit geöffneten Maul hervorragten.
»So ist es gut. Okay. Greife hinter dich.«
Meine Hand bekam das schwarze T-Shirt zu fassen, das noch warm war von seinem Körper.
Die Schlange richtete sich auf. Das war nicht gut. »Schnell! Schnell! Schnell!« Ich krallte meine Finger um den Stoff des T-Shirts und kletterte die Felswand hinauf; mein verletzter Knöchel schmerzte höllisch von der Anstrengung. Dimitri packte meine Hand und zog mich hoch und in Sicherheit. Ich gab ihm sein T-Shirt zurück und stand, nach Luft ringend, da. Du lieber Himmel! Das war knapp gewesen.
Dimitri strafte mich mit einem vernichtenden Blick. Ich hatte ihn verärgert oder zumindest krank vor Sorge gemacht. Gut.
Ich schüttelte die Erde und die Blätter aus meinem Haar. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich vermutet, dass es ihm gefiel, ohne T-Shirt dazustehen. Natürlich sah er fabelhaft aus. Seine muskulöse Brust verlieh ihm eine subtil erotische Ausstrahlung. Ein Wirbel schwarzer Haare zog sich seinen Bauch hinunter und weiter runter bis zu seinem … oje! Mein unverhohlenes Interesse zu so einem Zeitpunkt schreibe ich entweder einem Kopftrauma zu oder all den Jahren, in denen ich Johanna Lindsey gelesen habe. Wahrscheinlich lag es an beidem.
Er sah, dass ich ihn anglotzte, woraufhin sich seine Lippen zu einem lüsternen Grinsen verzogen. »Es gäbe da etwas, was wir tun könnten, wenn du dich so von mir angezogen fühlst.«
»Genau, lass uns ein bisschen rummachen. Das wird bestimmt alle Probleme lösen.« Falls er meinen sollte, dass ich ihn nach all dem, was er abgezogen hatte, noch anfassen wollte, irrte er sich.
Ich starrte die Bäume an, die uns umgaben, und versuchte, mich zurechtzufinden. »Ich hätte mich in der Höhle verkriechen sollen«, sagte ich. Dann hätte ich ihn vielleicht überhaupt nicht gebraucht.
»Schlechte Idee. Da drinnen gibt es Fledermäuse.« Er zog sich sein T-Shirt über den Kopf. »Drei von ihnen haben Tollwut. Rate mal, welche drei du aufgescheucht hättest«
Mein Knöchel pochte. Ich lehnte mich einen Moment lang an einen Baum, legte meine Hände auf die Knie und stieß einen langen Seufzer aus. »Warum das alles«, fragte ich, obwohl ich nicht einmal mehr eine Antwort erwartete.
»Ganz einfach. Du bist eine Dämonenkillerin. Das heißt, du wirst von Gefahren, Problemen und Dingen angezogen, die geregelt werden müssen.«
Oh, ein Problem hatte ich in der Tat. Es stand direkt vor mir.
»Betrachte es als eine besondere Fähigkeit einer Dämonenkillerin«, fuhr er fort, »und zwar eine sehr wertvolle. Du musst imstande sein, das Böse zu spüren. Deine Kräfte verleihen dir ein Verständnis für die Natur und die Beschaffenheit von dem, dem du entgegentreten musst, was auch immer es ist. Wenn du ordentlich geschult wärst, wärst du vorhin imstande gewesen, den Weg zurück zu den Hexen zu finden. Und ich hätte dich gehen lassen. Aber betrüblicherweise bist du nicht geschult, nicht ausgebildet. Unterentwickelt. Als du versucht hast, dich darauf zu konzentrieren, den Weg zurück zu finden, hast du stattdessen begonnen, jede potenzielle Gefahr zu spüren und direkt in sie hineinzurennen, ohne zwischen dem Übernatürlichen und einer Wassermokassinotter zu unterscheiden.«
Mann, er wusste wirklich, was er tun musste, damit ein Mädchen sich gut fühlte. »Dann willst du mir also sagen, dass mein Kompass fürs Übernatürliche defekt ist«
Er dachte über die Frage nach. »Nicht defekt. Ungeübt. Schwach. Unreif.«
»Ich hab’s
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