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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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eine Bombe hätte detonieren lassen. Blutroter Rauch quoll aus dem heruntergekommenen doppelstöckigen Gebäude. Eine Welle von Mitleid für die Hexen überkam mich. Wie sehr mussten sie in Angst und Schrecken versetzt worden sein, als ihr Zirkel attackiert worden warWie viel hatten sie verloren
    Ich presste mir die Hand auf den Mund, als ob ich den ätzenden Schwefelgeruch, der mir bei jedem Atemzug in der Luftröhre brannte, auf diese Weise irgendwie fernhalten könnte. Dimitri drückte meine Schulter. Es war ein gutes Gefühl, ihn dabeizuhaben. In diesem Augenblick hätte ich nicht allein sein wollen. In dem Wald, der das Gebäude umgab, war es totenstill – nicht einmal eine Grille wagte zu zirpen. Die Luft fühlte sich schwer an, unheilverkündend.
    Ein seltsamer Dampf quoll kräuselnd an den Rändern der Hintertür mit der Aufschrift »Zutritt nur für Personal« hervor. Aus sämtlichen Fensterrahmen zischte es, und – mir stockte der Atem – aus dem offenen Fenster von Friedas Zimmer im ersten Stock quollen Rauchschwaden. Der Rauch ähnelte auf unheimliche Weise dem Nebel, den ich früher am Abend aus dem Yardsaver-Schuppen hatte dringen sehen, als Großmutter mit dem Dämon Vald in Verbindung getreten war.
    Ich blickte zu dem Vorratsschuppen hinüber und sah, dass er an den Rändern weggeschmolzen war. Eine Spur angesengten Grases und gekochten Asphalts führte von dem Schuppen zur Kneipe. Mein Herz setzte für einen Moment aus. »Ach du heilige Scheiße!«
    Dimitris Schulter streifte meine. »Heilig würde ich das nicht nennen.«
    Pirate war nirgends in Sicht.
    Jedes idiotische Fitzelchen Dämonenkiller-Instinkt, das mir innewohnte, wies mich an – nein, schrie auf mich ein -, in das Haus zu stürmen und dem gegenüberzutreten, was auch immer da drinnen auf der Lauer lag. In einem hatte Dimitri recht gehabt. Ich war von allem und jedem wie magisch angezogen, das mir die Knochen brechen oder den Kopf abhacken konnte.
    Als ob er meine Angst spürte, trat Dimitri näher zu mir heran. »Willst du es dir noch mal überlegen«, fragte er mit besorgter Stimme.
    Hm, ja. Ich sah hinter den Fenstern oben schimmernde Lichter tanzten. Vielleicht sollte ich es mir lieber noch ein drittes, ein viertes und ein fünftes Mal überlegen. Zumindest fing Dimitri an, mich eher wie eine Verbündete zu behandeln, anstatt wie eine Schutzbefohlene.
    Vielleicht drang ich endlich zu ihm durch. Gerade jetzt konnte ich einen Partner gut gebrauchen. Ein leises Stöhnen ertönte irgendwo im Inneren des Gebäudes, und ich kämpfte gegen den Drang an, ganz weit wegzulaufen. Wenn es mir schon so ein Grauen bereitete, mir das Haus nur anzusehen, wie musste Pirate sich erst fühlen, falls er noch da drinnen war Halt durch, kleiner Kerl.
    Jetzt, da er nicht mehr versuchte, mich zurückzuhalten, konnte Dimitri sich als mein Ass im Ärmel entpuppen. »Also«, krächzte ich und räusperte mich verlegen, um wieder deutlich sprechen zu können. »Lass uns vorn herumgehen und sehen, ob wir etwas in Erfahrung bringen können.«
    Wir wagten uns so weit vor, wie die Bäume und Büsche uns Deckung boten. Ein violetter Nebel lag über der Straße vor der Kneipe. Die Motorräder, die bei unserer Ankunft am Abend in einer akkuraten Reihe vor dem Gebäude gestanden hatten, lagen auf dem Boden wie achtlos hingeworfene kleine Matchbox-Autos. Ich schöpfte Mut, als ich sah, dass etwa die Hälfte der Maschinen fehlte. Wenigstens einige der Hexen waren also entkommen. Dimitris Geländewagen lag mit zerborstenen Fenstern auf der Seite. Es war unmöglich, zu sagen, was den Crash verursacht hatte, aber wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich auf Godzilla getippt.
    Das Motorrad mit dem Sozius konnte ich nirgends entdecken. Ich hoffte, dass Bob entwischt war, und wünschte, ich wüsste, ob er Pirate mitgenommen hatte. Eines war jedenfalls klar. Großmutter hätte die Kneipe nicht verlassen, wenn noch irgendein Mitglied ihres Zirkels in dem Gebäude gewesen wäre. Das wiederum bedeutete zweierlei: Erstens mussten wir das Gebäude überprüfen, ob wir wollten oder nicht, und zweitens musste ich ein Geständnis ablegen.
    Dimitri stand neben mir, dunkel und stark. Was ich ihm zu offenbaren hatte, würde alles andere als einfach sein. Ich stieß einen Seufzer aus und hoffte, dass ich nicht dabei war, unseren Waffenstillstand zu torpedieren. »Ich muss dir etwas sagen«, fing ich an und erschauderte. »Ich sollte heute Nacht den Schutz des Hexenzirkels

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