Ein Daemon kommt selten allein
Training vielleicht ganz gut geeignet. Sportler trugen Stollenschuhe, wenn sie Bälle warfen. Ich würde sie tragen, um Schleudersterne abzufeuern. Andrea, der gefallene Engel der Barmherzigkeit, hatte mir in Wahrheit ein ziemlich gutes Dämonenkillerin-Outfit verpasst.
Pirate hob den Kopf. »Dimitri ist zurück.«
»Woher willst du das wissen«, fragte ich ihn und ging zum Fenster.
»Hundeintuition«, erwiderte er und folgte mir.
Und, siehe da, er hatte recht. Ich zog den verstaubten Vorhang zur Seite und sah Dimitri und Scarlet auf den Shoney’s-Parkplatz einbiegen. Gott sei Dank. Wir hatten schließlich eine Menge Arbeit zu erledigen.
Ich gesellte mich im Shoney’s zu Dimitri, wo er – zum Anbeißen in einem sauberen schwarzen T-Shirt und einer Levi’s 501 – mit einem Mann Kaffee trank, der der böse Zwillingsbruder von Mr. T hätte sein können. Der Typ war schwer mit Schmuck behängt, und die Aura, die er verbreitete, erweckte in mir den Wunsch, sofort drei Schritte zurückzuweichen.
Dimitri bedachte mein Outfit mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Lizzie, das ist Fang. Er ist der Leitwolf des Blue-Moon-Rudels.« Er kippte ein Tütchen Zucker in seinen Kaffee und rührte so gleichgültig um, als würden er und ein alter Freund sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge bringen. Ich kaufte ihm seine Show nicht eine Sekunde lang ab.
FangSo, so. Dies war also der Wolf, den Rex besiegen musste. Du lieber Himmel! Ich hoffte, dass Fang die Macht noch so lange in den Händen behielt, wie wir brauchten, um Großmutter zu retten und aus Dodge zu verschwinden. Der große Werwolf nahm mich von oben bis unten in Augenschein, als wäre ich eine Entlaufene aus einer Irrenanstalt. Ich hoffte, dass es an meinem Outfit lag. »Das ist also die Dämonenkillerin, häIch hatte mir dich irgendwie anders vorgestellt.« Seine Augen verengten sich.
»Das höre ich häufiger«, stellte ich, an ihn gewandt, klar.
Dimitri klopfte auf den Platz neben ihm, woraufhin ich in die Nische schlüpfte. Das Ganze stank durch und durch nach Unheil. Wenn die Red Skulls nicht den Schutz dieses Typen benötigt hätten, wäre ich aus diesem Laden schneller wieder draußen gewesen, als man brauchte, um »tote Dämonenkillerin« zu sagen.
Fang legte seine fleischigen Arme auf den Tisch. »Die schwarzen Seelen, die hier herumschweben, sind eine Bedrohung für mein Rudel. Beseitige sie bis morgen um Mitternacht, oder alles ist möglich.« Er starrte uns finster an; er erwartete eindeutig eine Kampfansage.
Dimitri zog nur eine Augenbraue hoch. »In Ordnung«, entgegnete er. Seine Hand griff nach meiner und drückte sie kurz. »Bist du bereit, Lizzie« Ich nickte, erfüllt von einem Gefühl der Unsicherheit darüber, auf was ich mich soeben eingelassen hatte.
KAPITEL 12
Gott sei Dank und halleluja – endlich ließ ich zwei Finger in die fein gearbeiteten Löcher eines Schleudersterns gleiten. Man muss sich einen Schleuderstern als eine Art Frisbee vorstellen. Er war flach und rund und hatte in etwa die Form eines kleinen Esstellers. Der Rand war rundherum mit fünf Klingen besetzt. In Dimitris Händen waren sie stumpf gewesen. Als ich sie berührt hatte, glühten sie.
Dimitri brachte mit festem Griff meine Schultern in Position. »Denk immer an die richtige Haltung.«
Die Abendbrise blies mir ein paar lose Haarsträhnen ins Gesicht, die mich an der Nase kitzelten. Ich widerstand dem Drang, mich zu kratzen, und nahm stattdessen das Ziel ins Visier, eine Zweihundert-Liter-Plastiktonne, in der, der in Großbuchstaben auf der Seite aufgetragenen Aufschrift zufolge, einst Schweinefett der Güteklasse A aufbewahrt worden war. Cliffs und Hillarys perfekte Arterien wären schon beim bloßen Anblick dieser Tonne verstopft.
Wir standen weit entfernt von der Wohnwagengemeinschaft, die sich auf der Wiese hinter Shoney’s angesiedelt hatte. Theoretisch waren wir auch mindestens ein Fußballfeld weit von neugierigen Blicken entfernt. Doch in Wirklichkeit waren uns etliche der Werwölfe zum Trainingsgelände gefolgt. Sie hatten ein paar wacklige alte Sofas und Sessel aufgestellt, Andrea hatte es sich natürlich am äußeren Rand des schäbigen goldenen Diwans bequem gemacht, wo sie Dimitri am nächsten war. Sie trug ein Lederbustier, dessen Ausschnitt tief blicken ließ, hatte sich die Nägel lackiert und flirtete mit jedem Werwolf im Umkreis von einem Kilometer.
Als ob mich das etwas anginge. Im Vergleich zu dem, was Großmutter gerade
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