Ein Dämon macht noch keinen Sommer
Ersttäter keine Bewährung bekommen hat?« knurrte Guido halblaut.
»Um genau zu sein, er soll Ende der Woche hingerichtet werden«, gab Vilhelm zu.
Da schoss ich von meinem Stuhl hoch und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.
»Wir müssen irgend etwas unternehmen«, sagte ich hilflos. »Wie ist es, Vilhelm? Kannst du uns irgendwie helfen? Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, das Urteil rückgängig zu machen oder wenigstens die Hinrichtung zu verschieben?«
»Ich fürchte, nein. Leumundszeugen würden überhaupt nichts ändern, und was neues Beweismaterial angeht, so würde euer Wort lediglich gegen das der anderen Zeugen stehen ... und dabei habt ihr schon zugegeben, dass der Angeklagte euer Freund ist. Versteht mich nicht falsch, ich glaube euch schon, aber es gibt auch Leute, die argwöhnen würden, dass ihr alles Mögliche erfinden würdet, nur um euren Partner freizubekommen.«
»Aber könntest du uns denn nicht wenigstens persönlich helfen?«
»Nein, das kann ich nicht«, sagte der Vampir und wandte den Blick ab. »Ihr scheint wirklich nette Leute zu sein, und euer Freund ist höchstwahrscheinlich das Salz der Erde, aber ich muss noch etwas länger hier leben und mit den Leuten hier zurechtkommen. Wenn ich für einen Außenseiter Partei gegen die Rechtsprechung der Stadt ergreife, dann geht meine ganze Karriere den Bach runter, ob ich nun recht habe oder nicht. Das ist nicht gerade schön, und es gefällt mir ja selbst auch nicht, aber so ist das nun mal.«
»Wir könnten dafür sorgen, dass es dir, noch sehr viel weniger gefällt!« sagte Guido finster und fuhr mit der Hand in seinen Mantel.
»Aufhören, Guido!« befahl ich. »Vergessen wir bitte nicht, wie sehr uns Vilhelm bisher schon geholfen hat! Das ist viel mehr, als wir erwartet haben, nachdem wir in diese Dimension gekommen sind, also fang nicht an, uns den einzigen Freund, den wir hier vor Ort haben, zum Feind zu machen, ist das klar?«
Der Leibwächter sank in seinen Sessel zurück und murmelte etwas, was ich lieber nicht versuchte zu verstehen, aber er holte seine Hand leer aus dem Mantel hervor und behielt sie in meinem Blickfeld.
»Was wollen wir jetzt tun, heißer Junge?« seufzte Massha.
»Das einzige, was mir dazu einfällt, ist, diese Zeugen aufzuspüren, bevor die Hinrichtung stattgefunden hat«, sagte ich. »Ich weiß bloß nicht, wie wir sie suchen sollen, ohne dass uns dabei die halbe Stadt auf den Kopf steigt.«
»Was wir wirklich brauchen, ist ein Bluthund«, knurrte Guido.
»He, das ist gar keine schlechte Idee!« rief Vilhelm und erwachte zu neuem Leben. »Vielleicht kann ich euch ja doch noch helfen!«
»Du hast einen Bluthund?« fragte der Leibwächter und hob eine Augenbraue.
»Etwas viel Besseres«, erklärte der Vampir. »Weiß gar nicht, warum ich nicht schon eher darauf gekommen bin. Die Leute, mit denen ihr euch in Verbindung setzen müsst, sind die Kläffer.«
Ich musterte ihn eindringlich, um festzustellen, ob das eine Art Witz sein sollte.
»Die Kläffer?« wiederholte ich schließlich.
»Na ja, so nennen wir in Blut sie hinter ihrem Rücken. Tatsächlich ist das ein Ehepaar von Werwölfen, die einen gewaltigen Werbefeldzug durchführen, um Sympathien für die Menschen zu gewinnen.«
»Werwölfe«, sagte ich vorsichtig.
»Klar. Hier in der Dimension Vorhölle gibt es alle möglichen Leutchen. Na, wenn irgend jemand in dieser Dimension dazu bereit sein dürfte, für euch seine Haut zu Markte zu tragen, dann sind sie es. Die ziehen ihre Sache ab und scheren sich nicht darum, was die anderen Einheimischen davon halten. Außerdem sind Werwölfe einfach nicht zu überbieten, wenn es darum geht, eine Fährte aufzuspüren.«
»Werwölfe.«
Vilhelm blickt mich mit schräggelegtem Kopf neugierig an. »Bilde ich mir das nur ein, Skeeve, oder hast du das gerade schon mal gesagt?«
»Darüber hinaus«, Massha lächelte süß, »wird er es wahrscheinlich noch mal sagen. So was zu wiederholen lohnt sich nämlich.«
»Werwölfe«, wiederholte ich also, nur um meinen Lehrling nicht hängen zu lassen.
»Boss«, fing Guido an, »ich mag's ja gar nicht sagen, aber von Werwölfen hat niemand was erzählt, als wir ...«
»Gut«, unterbrach ich ihn brüsk. »Du magst es nicht sagen, und ich mag es nicht hören. Da wir also einer Meinung sind, können wir die Sache einfach vergessen und ...«
»Aber Boss! Wir können uns doch nicht mit Werwölfen zusammentun!«
»Guido, das haben wir doch gerade erst durchgekaut.
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