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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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in seinem Sessel auf. »Tut mir leid, wenn ich dich unterbreche, Boss, aber im Augenblick spielst du auf meinem Heimfeld. Davon verstehe ich ein bisschen was. Ich meine, man kann schließlich nicht wegen Mordes vor Gericht gestellt werden, wenn es überhaupt keine Leiche gibt, verstehst du?«
    »Vielleicht dort, wo ihr herkommt«, berichtigte Vilhelm ihn, »aber bei Vampiren ist das ein bisschen anders. Wenn wir eine Leiche hätten oder auch nur einen Haufen Staub, könnten wir denjenigen in null Komma nix wiederbeleben. Das Problem taucht erst auf, wenn es keinen Leichnam gibt ... wenn ein Vampir zu Staub geworden ist und man diesen Staub überall verteilt hat. Dann kann man ihn nicht wiederherstellen.«
    »Aber wenn es doch gar keine Leiche gibt, woher wollt ihr denn dann wissen, ob das Opfer überhaupt tot ist?« wollte ich wissen.
    »Das genau ist der Haken bei der ganzen Sache«, stimmte Vilhelm mir zu. »In diesem Fall gibt es allerdings zwei Augenzeugen.«
    »Zwei gleich, eh?« murmelte Massha nachdenklich. »Hast du zufällig auch eine Beschreibung dieser beiden Spanner für uns parat?«
    »Hab sie selbst gesehen. Es waren Außenweltler, genau wie ihr. Ein junges Mädchen, Typ blond und unschuldig. Und ein ziemlich dürrer Bursche. Eigentlich war sie es, die uns die Geschichte verkauft hat. Ich glaube, dem Kerl hätte niemand geglaubt, selbst dann nicht, wenn er erzählt hätte, dass Werwölfe ziemlich pelzige Gesellen sind.«
    Mein Mut sank. Ich hätte wirklich viel darum gegeben, glauben zu können, dass das Mädchen, das uns gewarnt hatte, eine unschuldige Unbeteiligte war.
    Und jetzt sah es so aus, als wenn ...
    »Kommt dir die Beschreibung nicht bekannt vor, Heißmatz? Glaubst du jetzt immer noch, dass Guido und ich nicht ganz richtig waren, als wir gesagt haben, das hier könnte 'ne Falle sein? Hört sich ganz danach an, als härten sie erst deinen Partner eingeseift und wären dann zurückgekommen, um dich auch noch zu holen und die Sache perfekt zu machen.«
    Ich wich ihrem Blick aus und starrte die Bildschirme an der Wand an.
    »Dafür könnte es auch noch eine andere Erklärung geben, weißt du.«
    Mein Lehrling lachte lauthals.
    »Wenn es die gibt, würde ich sie für mein Leben gern mal hören. Ach, komm schon, Große Nummer, man kann die Sache drehen und wenden, wie man will - sie stinkt! Wenn sie die alte Schuppe so schnell in die Bredouille bringen konnten, bin ich mal gespannt, was für eine Falle sie dir gestellt haben, gerade jetzt, da sie genug Zeit hatten, sich etwas auszudenken, bevor du hinterhergekommen bist.«
    Mir fiel ein, dass ich als Lehrling nie so vorlaut gewesen war. Mir fiel außerdem ein, dass ich nun verstand, weshalb Aahz die seltenen Male, da ich es gewagt hatte, eine eigene Meinung zu äußern, immer so wütend reagiert hatte ... besonders die noch selteneren Male, wenn ich recht gehabt hatte.
    »Ich glaube, ich habe irgendwo den Anschluss verpasst«, meinte Vilhelm stirnrunzelnd. »Wenn ich das richtig verstehe, kennt ihr die Zeugen?«
    Massha machte sich daran, den Verschicker auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen, während Guido das Thema gelegentlich durch ein Knurren kommentierte. Ausnahmsweise war ich einmal froh, dass sie das Wort ergriffen hatte. Das gab mir die Möglichkeit, meine verworrenen Gedanken zu ordnen und zu versuchen, einen Plan zu entwickeln. Als sie fertig waren, musste ich feststellen, dass ich auf beiden Gebieten noch ziemlich viel zu tun hatte.
    »Ich gebe zu, in diesem neuen Licht betrachtet, sieht die ganze Sache tatsächlich ein bisschen verdächtig aus«, meinte der Vampir nachdenklich.
    »Ein bisschen verdächtig!« schnaubte Massha. »Die Geschichte ist ja noch fauler als ein lächelnder Täufler!«
    »Ich will dir was sagen«, fing Guido an. »Gebt uns nur ein paar Minuten allein mit diesen Zeugen, dann werden wir ihnen die Wahrheit schon aus den Textilien schütteln.«
    »Ich fürchte, das wird ein bisschen schwierig«, meinte der Verschicker und richtete seinen Blick gegen die Decke. »Ihr müsst wissen, dass sie schon eine ganze Weile fort sind. Sie sind sofort nach der Verhandlung verschwunden.«
    »Nach der Verhandlung?« fragte ich und gab den Versuch auf, meine Gedanken zu sammeln. »Soll das heißen, der Prozess hat bereits stattgefunden?«
    Der Vampir nickte.
    »Genau. Es bedarf wohl keiner weiteren Erklärung dafür, dass man euren Freund schuldiggesprochen hat.«
    »Wieso habe ich nur das unbestimmte Gefühl, dass er als

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