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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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dir damals deinen Weg selbst aussuchen. Wir wissen nicht, wo sich unsere Gegner versteckt halten. Auf dieser Jagd müssen wir uns durch ganze Massen von Leuten bewegen, und da bringt's dein Gang einfach nicht. Neunzig Prozent einer Verkleidung bestehen darin, sich so zu bewegen wie der Typ, für den man sich ausgibt. Im Augenblick bewegst du dich genau so, als hättest du es auf eine Prügelei abgesehen.«
    »Versuch einfach, dich wie Don Bruce zu bewegen«, schlug ich vor. »Der ist schließlich auch ein Gangster.«
    Das trug mir zwar einen giftigen Blick ein, aber immerhin versuchte mein Leibwächter, meinen Instruktionen Folge zu leisten, indem er von den Fußballen aus emporfederte und herumwatschelte.
    »Schon besser«, sagte Tanda und überließ Guido sich selbst, der nun mit finsterer Miene im Raum auf und ab ging.
    »Wie kommen wir zu Rande?«
    »Lausig«, vertraute sie mir an. »Wir brauchen viel länger, als wir eigentlich dürften. Ich wünschte, es gäbe hier mehr Spiegel ... ach, was sage ich! Schon ein einziger wäre wunderbar!«
    Erst als wir damit begonnen hatten, uns auf unsere Aktion vorzubereiten, bemerkten wir, dass der Verschicker überhaupt keinen Spiegel besaß. Er behauptete, dass Spiegel bei Vampiren nicht sehr beliebt und eher unnötig waren. So hatten wir die undankbare Aufgabe, gegenseitig unsere Verkleidungen zu überprüfen, was schon anstrengend genug gewesen wäre, wenn es dabei um weniger empfindliche Gemüter gegangen wäre.
    »Wie sehen meine Zähne aus?« fragte Massha, streckte mir den Kopf entgegen und öffnete den Mund.
    Es war als würde man in die Tiefen einer unterirdischen Höhle starren.
    »Ähhh ... die linke Seite ist in Ordnung, aber rechts fehlen noch ein paar. Warte mal einen Moment, dann helfe ich dir.«
    Die Zähne erwiesen sich als besonderes Problem.
    Wir hatten gehofft, einige der Gummifänge auftreiben zu können, die in den Kuriositätenläden des Bazars so häufig angeboten werden. Leider führte kein Geschäft in Blut solche falschen Zähne. Das einzige, was dem einigermaßen nahe käme, meinte Vilhelm, waren menschliche Gummizähne, die man auf Vampirzähne aufsetzen konnte. Der Vampir versicherte uns, dass sie in dieser Dimension als ziemlich furchterregend galten. Angesichts dieses Mangels gingen wir dazu über, unsere sämtlichen Zähne mit Ausnahme der Eckzähne zu schwärzen, um auf diese Weise ein halbwegs vampirisches Aussehen zu bekommen. Als wir es ausprobierten, war die Wirkung gar nicht schlecht, aber es dann tatsächlich durchzuführen, erwies sich als ungeheuer kompliziert.
    Wenn man nämlich die eigenen Zähne ohne Spiegel schwärzen wollte, stellte es sich als ziemlich schwierig heraus, die richtigen Zähne zu erwischen, und wenn man einen Freund zu Hilfe rief, dann musste man sich sehr schnell damit auseinandersetzen, dass es diesem besagten Freund geradezu ein Bedürfnis war, einem die Zunge anstelle der Zähne zu schwärzen.
    »Ich mag diesen Mantel nicht«, erklärte Guido und packte mich am Arm. »Ich will wieder meinen Trenchcoat anziehen.«
    »Vampire tragen aber keine Trenchcoats«, sagte ich entschieden. »Und außerdem steht dir der Mantel ausgezeichnet. Du siehst darin ... ich weiß gar nicht, freundlich, aber trotzdem bedrohlich aus.«
    »Ach ja?« erwiderte er zweifelnd und reckte den Hals, um sich selbst zu begutachten.
    »Deine Sorgen möchte ich haben!« platzte Massha heraus. »Schau dir bloß mal an, was ich hier tragen muss! Diesen Fetzen würde ich liebend gern gegen deinen Mantel tauschen!«
    Wie Ihnen vielleicht aufgefallen sein mag, hatte das Team eine Menge Schwierigkeiten, sich mit seiner Verkleidung abzufinden. Vor allem Massha rebellierte gegen ihre Kostümierung.
    Nachdem sie bei unserer Flucht wie ein Ballon über unseren Köpfen durch die Luft geschwebt war, hatten wir befürchtet, dass man sie als erste wiedererkennen könnte. Deshalb färbten wir ihr grellorangefarbenes Haar nicht nur um, wir bestanden auch darauf, dass ihr neues Kostüm soviel von ihr verdeckte wie nur möglich. Zu diesem Zwecke hatte Vilhelm ein Kleid aufgetrieben, das er als >Zelt< bezeichnete - was allerdings nicht gerade dazu angetan war, meinen Lehrling dafür zu begeistern.
    »Also wirklich. Große Nummer!« sagte sie und drängte mich in eine Zimmerecke. »Genügt es denn nicht, dass die halbe Stadt mich als Luftschiff erleben durfte? Jetzt sag mir bloß, dass ich auch noch als Zelt herumlaufen muss!«
    »Ehrlich, Massha«, warf Vilhelm

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