Ein Dämon macht noch keinen Sommer
junge Dame, nischt wahr? Wenn darr Körper so gut ist wie dieses Aroma, dann wärrde isch ihr folgen bis ans Ende darr Welt, ob ihr misch begleitet odärr nischt.«
Ich widerstand dem Verlangen, ihm das Tuch um den Hals zu wickeln und zuzuziehen.
»Also gut, Leute«, sagte ich, nahm das Tuch wieder an mich und verstaute es mit, wie ich hoffte, lässiger Gebärde, in meinem Kittel. »Dann wollen wir mal ausziehen, um einen Verbrechervampir zu fangen.«
17
Irgendwo muss hier doch eine Fährte sein!
Lederstrumpf
Es war wenige Stunden vor Sonnenuntergang, als wir uns endlich auf den Weg machten, eine unangenehme Erinnerung daran, wie lange wir für unsere Verkleidung nunmehr gebraucht hatten. Wir waren übereingekommen, Pepe nicht alle auf einmal zu folgen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Statt dessen bewegten wir uns einzeln oder in kleinen Gruppen auf beiden Seiten der Straße, ganz bewusst in unterschiedlichem Schritttempo. Wer schneller ging, blieb gelegentlich stehen, um die Schaufensterauslagen zu betrachten, so dass unsere Gruppe zusammenblieb, ohne dass es auffiel. Tanda hatte darauf hingewiesen, dass ein solches Vorgehen nicht nur die Chancen verringern würde, dass man uns entdeckte, es würde auch wenigstens einem Teil unserer Gruppe die Flucht ermöglichen, sollte man den anderen doch entlarven ... ein wahrhaft tröstlicher Gedanke.
Obwohl Luanna behauptet hatte, vor dem Büro des Verschickers auf uns gewartet zu haben, war das schon so lange her, dass ich eigentlich damit rechnete, dass sich ihre Spur inzwischen verflüchtigt hatte oder dass sie wenigstens von denen der vielen anderen Leute, die inzwischen hier vorbeigekommen waren, überlagert worden war. Deshalb war ich einigermaßen erstaunt, als der Werwolf uns beinahe sofort signalisierte, dass er die Fährte aufgenommen hatte und sich äußerst zuversichtlich auf den Weg machte.
Entweder war ihre Spur intensiver, als ich gedacht hatte, oder ich hatte Pepes Fähigkeiten sträflich unterschätzt.
Die Fährte schlang sich die mit Kopfsteinpflaster besetzten Straßen entlang, und wir folgten ihr so schnell wir konnten, ohne unsere Rolle als lässige Spaziergänger, die einander nicht kannten, aufzugeben.
Eine Weile stellte unsere Gruppe die Mehrzahl der sich auf den Straßen befindlichen Wesen dar, was mich an der Effektivität unserer List zweifeln ließ, doch schon bald kamen immer mehr Vampire hervor, um sich ihrem geliebten Nachtleben zu widmen, so dass wir nicht mehr so stark auffielen.
Ich befand mich in Begleitung von Chumly, doch der Troll war merkwürdig still, während wir so dahinschritten. Zuerst dachte ich, es läge daran, dass er sich einfach nur darauf konzentrierte, den Werwolf nicht aus den Augen zu verlieren, doch im Laufe der Zeit empfand ich sein Schweigen als ziemlich beunruhigend. Ich hatte Chumly stets als eines der vernünftigeren, gelasseneren Mitglieder unserer buntgemischten Truppe respektiert, und nun gewann ich den beunruhigenden Eindruck, dass er nicht mit ganzem Herzen hinter dieser Unternehmung stand.
»Hast du irgendwelche Sorgen, Chumly?« fragte ich schließlich.
»Hm? Ach so. Nein, eigentlich nicht, Skeeve. Ich habe nur nachgedacht.«
»Worüber denn?«
Der Troll seufzte leise.
»Ich habe gerade über unseren Gegenspieler, diesen Vic, nachgedacht. Weißt du, nach allem, was wir von ihm gehört haben, scheint er ziemlich gerissen und einfallsreich und von äußerst hinterhältiger Art zu sein.«
Das verblüffte mich etwas. Bisher hatte ich unseren Vampirgegner für alles mögliche gehalten, von einem Quälgeist bis zu einem Todesengel. Seine Methoden zu studieren, war mir noch nie in den Sinn gekommen.
»Wie kommst du darauf?«
Der Troll schürzte die Lippen, während er Ordnung in seine Gedanken brachte.
»Überleg doch mal, was er bisher alles erreicht hat. Seit wir ihn kennen, ist er auf der Flucht ... erst vor den Täuflern und dann vor Aahz, der nun bestimmt kein Stümper ist, wenn es darum geht, Leute zu jagen, auf die er es abgesehen hat. Gehen wir vorläufig nur mal davon aus, dass Vic tatsächlich der Kopf der Gruppe ist. Dann war er so geistesgegenwärtig, die Tatsache, dass er in deinem Wartezimmer alleingelassen wurde, auszunutzen, um durch die Hintertür zu entkommen. Das hätte er nicht im voraus planen können, selbst wenn er von der Tür gewusst hätte. Wahrscheinlich hatte er etwas ganz anderes vor und hat seinen Plan ad hoc geändert.«
Wir blieben einen Augenblick stehen,
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