Ein Dämon macht noch keinen Sommer
eben ging) war die Perückenauswahl verständlicherweise klein gewesen.
Tatsächlich hatte es in seiner Größe nur ein Modell namens »Lady Go-Go Diva« gegeben, eine hochgesteckte blonde Perücke im Wabenstil mit einem langen Pferdeschwanz, der ihm bis zu den Kniekehlen herabhing. Tatsächlich erwies sich dieser Pferdeschwanz insgeheim als Segen, denn das dunkelblaue Kleid, das Vilhelm für meinen Partner aufgetrieben hatte, besaß einen außerordentlich weiten Ausschnitt, so dass das Haar, das wir ihm über die Schultern drapierten, verbarg, wie viele Probleme wir damit hatten, genug Material auf zutreiben, um damit seinen Busen auszustopfen.
»Wie mein weiser alter Mentor mir mal in einer ähnlichen Lage sagte«, meinte ich altklug, »was macht es schon, was die Leute von dir denken? Sie sollen dich ja sowieso nicht für dich halten. Das ist doch der ganze Witz bei einer Verkleidung.«
»Aber diese Aufmachung ist einfach demütigend!«
»Genau meine Worte, als jemand, dessen Namen ich durchaus zu nennen imstande wäre, es für erforderlich hielt, dass ich mich als Mädchen verkleide, weißt du noch?«
»Aber dir bereitet die Sache offensichtlich auch noch Vergnügen, oder?« fragte er finster, misstrauisch lauernd.
»Na ja, es gibt auch noch andere Möglichkeiten«, gab ich zu.
»Das klingt schon besser!« grinste er und griff nach seiner Perücke.
»Du könntest zum Beispiel hier bleiben ...«
Seine Hand bremste kurz vor dem Ziel ab.
»... oder wir könnten die ganze Sache vergessen und statt dessen das Bußgeld zahlen.«
Die Hand wich zurück, als die Schultern meines Partners niedergeschlagen heruntersackten. Ich empfand keinen Triumph. Eher hatte ich fast gehofft, die Sache würde ihm peinlich genug sein, um in meinen Vorschlag, das Projekt aufzugeben, einzuwilligen.
Aber ich hätte es besser wissen sollen. Wenn es um Geld geht, dann genügt Peinlichkeit allein nicht, um Aahz von seinen Plänen abzubringen ... ob ihm die Sache nun selbst peinlich sein mag oder einem anderen.
»Also gut, Leute«, rief ich und verbarg dabei meine Enttäuschung. »Alles fertig?«
»Vergesst die Sonnenbrillen nicht!« ermahnte uns Tanda.
Das war der letzte Kniff bei unseren Verkleidungen.
Um zu verbergen, dass unsere Augen nicht rot waren, hatte sich jeder von uns eine Sonnenbrille zugelegt. Wenn ich mir das Endergebnis anschaute, musste ich zugeben, dass wir, von Tanda und Chumly einmal abgesehen, nicht mehr aussahen wie wir selbst. Wie wir genau aussahen, vermochte ich zwar nicht zu sagen, aber auf jeden Fall nicht wie wir!
»Na schön«, stimmte auch Aahz ein. Er hatte sein Unbehagen anscheinend inzwischen überwunden.
»Kennt jeder seinen Marschbefehl? Vilhelm? Bist du sicher, dass du uns auf diesem Ding im Auge behalten kannst?«
»Kein Problem«, nickte der kleine Vampir. »Wenn hier mal wenig los ist, benutze ich diese Anlage, um in der Stadt ein bisschen in die Fenster zu lugen. Die Straßen zu beobachten ist noch wesentlich leichter.«
»Denk dran, auf unser Signal zu achten«, sagte ich zu ihm. »Wenn wir diesen Vic erwischt haben, brauchen wir schleunigst ein paar zuverlässige Ortsansässige als Zeugen.«
»Na ja«, grinste Aahz böse, »so fürchterlich zu beeilen brauchst du dich damit auch wieder nicht. Ich hätte nichts dagegen, mit ihm eine Weile alleine zu sein, bevor wir ihn den Behörden übergeben.«
Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. Aahz klang so, als würde er bei dieser Hatz seiner Rache durchaus freien Lauf lassen wollen, und ich war mir gar nicht sicher, dass er sich dabei nur auf Vic allein konzentrieren würde.
Ich glaube, Tanda bemerkte meine Unruhe.
»Nun mach mal halblang, Aahz«, sagte sie ruhig.
»Ich hab ja nichts dagegen, dir mal aus der Klemme zu helfen, aber wenn es darum gehen sollte, aus reiner Rachsucht ein Übermaß an Gewalt anzuwenden, bin ich nicht mit dabei. Das ist stillos.«
»Seit wann machst denn du dir Gedanken zu übermäßiger Gewaltanwendung?« knurrte Aahz, doch dann zuckte er mit den Schultern. »Na gut. Aber vielleicht haben wir Glück. Vielleicht widersetzt er sich ja einer Festnahme.«
Ich machte mir zwar immer noch Sorgen, wusste aber andererseits, dass dies schon das äußerste an Selbstherrschung war, was ich von meinem Partner erwarten konnte.
»Da diese Sache nun geklärt ist«, sagte ich und holte Luannas Tuch hervor, »Pepe, nimm mal diese Witterung auf.«
»Bezaubärrnd«, lächelte er und drückte seine Nase in das Tuch. »Eine
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