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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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auf das Seil in Aahz' Händen, und für einen Moment schaute sie ihm geradewegs in die Augen. »Bin ich zum Vampir geworden?«
    »Fast«, sagte Harold. »Das war der Grund, warum Ubald und seine Vampire Sie am Leben gelassen haben.«
    »Und das Seil ist, was ich denke, dass es ist?«, hakte Glenda nach, ohne den Blick von Aahz abzuwenden.
    Aahz hielt es hoch. »Du wirst es heute Nacht wieder tragen, nur zur Sicherheit. Das habe ich meinem Lehrling um seines Seelenfriedens willen versprochen.«
    Sie starrte das Seil noch einen Moment an und nickte. »Ich schätze, ich sollte euch dankbar sein.«
    »Hilf uns einfach allen hier raus, dann sind wir quitt«, sagte Aahz.
    »Ich werde tun, was ich kann«, versprach sie. »Aber zuerst hätte ich gern ein Glas Wasser.«
    Harold lachte. »Sie sind geheilt. Ich hole Ihnen etwas zu trinken.«
    Ich hatte keine Ahnung, warum Harold glaubte, Glendas Bitte um ein Glas Wasser wäre ein Beweis ihrer Heilung. Mir kam das ziemlich albern vor. Oder sollten Vampire ihren Durst ausschließlich mit Blut stillen?
    Harold trat durch die Wandöffnung und ging in seine Küche. Als er weg war, starrte Glenda Aahz an, und in ihren Augen funkelte der Zorn mit ganzer Macht.
    »Warum habt ihr mich nicht einfach gepfählt, als ihr die Gelegenheit dazu hattet?«
    Die Frage verblüffte mich. Ebenso wie die Tatsache, dass sie wütend auf Aahz war, weil der sie nicht umgebracht hatte.
    »Ich habe darüber nachgedacht«, gestand Aahz.
    Er deutete auf einen zugespitzten Stock auf einer antiken Kommode neben dem Sofa, auf dem Glenda saß. Mir war das Ding bis her noch gar nicht aufgefallen. Wieder war ich zutiefst verblüfft.
    »Ich denke, du kannst uns allen eine Hilfe sein, und das ist etwas, was man bisher nicht von dir behaupten konnte.«
    »Du weißt genau, dass ich dieses Seil für den Rest meines Lebens werde tragen müssen«, beklagte sie sich. »In jeder Vollmondnacht, immer wenn ich in eine andere Dimension springe, vielleicht sogar in jeder Nacht?«
    »Ich weiß«, sagte Aahz, und seine tiefe Stimme war eisig und von einer mir bisher unbekannten Boshaftigkeit. »Und falls du uns nicht hilfst, werde ich dich ohne das Seil hier auf dem Land aussetzen. In dieser Dimension. Du wirst den größten Teil deines Lebens als Kuh verbringen.«
    Ich starrte ihn an. Das war eine Seite meines Mentors, die ich nicht allzu oft zu sehen bekam. Offenbar hatte er, wie immer, mehr gewusst, als er mir erzählt hatte, und dass er ihr geholfen hatte, war nur ein Schachzug gewesen, um sie bei uns und unter seiner Kontrolle zu behalten. Er steckte das Seil in seine Tasche und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Und falls dir daran gelegen ist, das Seil zu bekommen und die nächste Nacht zu überleben, dann wirst du mit uns zusammenarbeiten und keine Tricks versuchen. Haben wir uns verstanden?«
    Glenda musterte ihn hasserfüllt, nickte dann aber. »Ich habe verstanden.«
    Tja, ich nicht, aber solange so viel Spannung in der Luft lag wie gerade jetzt, wollte ich auch niemanden fragen.

Kapitel 15
SCHWIMM MIT DEM STROM.
M. TWAIN
    Auch während des größten Abenteuers gibt es manchmal Zeiten, in denen einfach nichts passiert. Der Rest des dritten Tages dieses Vollmondzyklus war eine dieser Zeiten.
    Aahz, Tanda, Harold und Glenda verbrachten den ganzen Tag mit Büchern und alten Schriftrollen und versuchten einen Weg zu finden, von hier zu verschwinden. Ich saß meist nur da und lauschte, schlief alle paar Minuten ein, bis mein Kopf plötzlich hochruckte und ich wieder wach genug war, ein wenig länger zuzuhören, nur um gleich darauf wieder einzuschlafen.
    Und so ging es immer weiter und weiter. Als der Tag zu Ende ging, hatte ich mir höllische Nackenschmerzen eingefangen.
    Etwa dreißig Minuten vor Sonnenuntergang befahl Aahz Glenda, sich auf das Sofa zu legen. Dann fesselte er sie mit dem goldgewirkten magischen Seil. Sie schlief sofort ein. Das Seil war das beste Sedativum, das ich je gesehen hatte. Im Stillen dachte ich, wir sollten es mit nach Possiltum nehmen und zu Geld machen. In den besonders schlimmen Nächten hätte der König sicher ein Heidengeld dafür hingelegt.
    Wäre es nach mir gegangen, ich hätte Glenda sofort hinausgejagt, damit sie sich als Kuh am Gras gütlich tun konnte und ständig von einem Kerl mit weißem Hut und einer Schaufel verfolgt werde würde. Aber nach mir ging es eben nicht.
    Etwa zwanzig Minuten vor Sonnenuntergang schloss uns Harold erneut in der Bibliothek ein und zog sich auf

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