Ein Dämon mit beschränkter Haftung
einfach nur dankbar, daß du nur eine Nacht lang spielst und nur die verkürzte Liste lernen mußt.«
»Aber wie soll ich in diesem Spiel denn jemals eine Chance haben? Ich werde mir ja nicht einmal alle Regeln einprägen können.«
Ein beklemmendes Schweigen machte sich am Tisch breit.
»Ich ... äh ... glaube, du hast nicht ganz begriffen, Skeeve«, sagte Tanda schließlich. »Du hast gar keine Chance. Das Kind ist der beste Spieler, den es gibt. Es gibt keinerlei Möglichkeit, wie du in ein paar Tagen oder auch nur in ein paar Jahren genug lernen sollst, um ihm etwas für sein Geld zu bieten. Wir bringen dir das hier alles nur bei, damit du dich nicht blamierst — will heißen, den Ruf des Großen Skeeve ruinierst —, während er dich ausnimmt. Es muß wenigstens so aussehen, als würdest du wissen, was du tust. Sonst machst du den Eindruck eines Narren, der nicht einmal genug weiß, um zu wissen, wie wenig er weiß.«
Darüber dachte ich ein wenig nach.
»Paßt diese Beschreibung nicht auf mich wie die Faust aufs Auge?«
»Dann behalt es wenigstens für dich, okay?« Mein Partner zwinkerte mir zu und knuffte mich scherzhaft an der Schulter. »Kopf hoch, Skeeve. In mancherlei Hinsicht dürfte es spaßig werden. Es geht doch nichts darüber, an einem Wettkampf teilzunehmen, ohne den Druck des Gewinnenmüssens zu haben, dann kann man seine Rolle wenigstens bis zur Neige auskosten.«
»Na klar, Aahz.«
»Schön, dann gehen wir wieder an die Arbeit. Hör diesmal einfach nur zu. Wir werden es nachher noch langsamer wiederholen, damit du alles mitschreiben kannst.«
Mit diesen Worten machten sie sich wieder ans Werk.
Ich hörte mit halbem Ohr zu, während ich meine Gefühle untersuchte. Ich war zu meinem ersten Spiel im Gleiche Chancen in der Erwartung gegangen, zu verlieren, doch das hatte ich als einen netten, geselligen Abend verstanden. Es überstieg meine Fähigkeiten, mir nun einzureden, daß dieses Spiel gegen das Kind nett und gesellig werden würde. So sehr ich auch die Ansichten meiner Ratgeber schätzte, fiel es mir trotzdem ungeheuer schwer, mich damit abzufinden, daß es meinem Ruf helfen würde, wenn ich verlor. Sie hatten allerdings darin recht, daß ich die Herausforderung nicht ohne Gesichtsverlust abschlagen konnte. Und wenn ich nicht die geringste Chance hatte, zu siegen, dann blieb nur noch die Alternative übrig, nämlich in Würde zu verlieren. Richtig?
Doch so sehr ich mich auch bemühte, es gelang mir nicht, eine leise Stimme in meinem Hinterkopf zum Verstummen zu bringen, die mir unentwegt einreden wollte, daß die Ideallösung darin bestehen würde, daß ich dem Kind beim Spiel das Fell über die Ohren zog. Aber das war natürlich unmöglich. Nicht wahr?
15
Ich brauche alle Freunde, die ich bekommen kann.
Quasimodo
Wenn mein Leben auch manchmal verworren und deprimierend erscheinen mag, gibt es doch wenigstens ein Wesen, das sich in meinem Stunden der Not nicht von mir abwendet.
»Gliep.«
Ich habe nie begreifen können, wie die Zunge eines Drachen gleichzeitig schleimig und sandpapiern sein kann, doch so ist es. Na ja, wenigstens gilt das für die Zunge meines Drachen.
»Sitz, Bursche ... sitz ... he! Hör mal, Gliep! Hör auf!«
»Gliep!« erklärte mein Haustier, als es geschickt meinen Händen auswich und eine weitere Schleimspur auf meinem Gesicht hinterließ.
Gehorsam bis zum Geht-nicht-mehr. Es heißt, daß man die Führungsqualität eines Mannes daran erkennen kann, wie gut er mit Tieren zurechtkommt.
»Verdammt, Gliep! Das meine ich ernst!«
Ich habe oft versucht, Aahz davon zu überzeugen, daß mein Drache tatsächlich versteht, was ich sage. Ob dies hier der Fall war, oder ob er einfach nur auf meinen Tonfall reagierte, jedenfalls setzte Gliep sich wieder auf seine Hinterläufe und legte aufmerksam den Kopf schräg.
»Schon besser«, sagte ich und wagte es wieder, durch die Nase zu atmen. Drachen sind bekannt für ihren Mundgeruch (daher auch der Ausdruck »Drachenmaul«), und die Liebesbekundungen meines Lieblings hatten die unglückliche Nebenwirkung, mich mehr als nur ein wenig schwindelig zu machen. Natürlich spürte ich das auch dann noch, wenn ich durch den Mund atmete.
»Verstehst du, ich habe nämlich ein Problem ... na ja, mehrere Probleme, und ich dachte mir, wenn ich vielleicht darüber sprechen könnte, ohne unterbrochen zu werden, dann ...«
»Gliep!«
Die Zunge fuhr wieder hervor und erwischte mich diesmal bei offenem Mund. Obwohl ich mein
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