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Ein Dämon mit beschränkter Haftung

Ein Dämon mit beschränkter Haftung

Titel: Ein Dämon mit beschränkter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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jetzt still. Still!!«
    Vorsichtig öffnete mein Leibwächter wieder die Hand und trat zurück, meinem Haustier die glatte Handfläche vors Gesicht haltend.
    Gliep zuckte ein wenig, rührte sich aber nicht vom Fleck.
    »Siehst du, Boß? Das wird er behalten«, rief mir Nunzio über die Schulter gewandt zu. »Du mußt nur unbeugsam mit ihm sein.«
    Plötzlich bemerkte ich, daß mein Unterkiefer irgendwo unten bei meinen Knien herumbaumelte. »Was ... das ist ja unglaublich, Nunzio! Wie hast du ... was hast du ...«
    »Schätze, das hast du noch nicht gewußt, ich war nämlich mal Dompteur ... hauptsächlich für die gefährlicheren Tiere zuständig, für Shows, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Tierdompteur?«
    »Ja. Schien mir wie die logische Fortsetzung des Lehrerberufs... nur daß man sich keine Sorgen wegen der Eltern machen mußte.«
    Ich mußte mich setzen. Zwischen der Vorstellung mit Gliep und dem plötzlichen Bekenntnis seines Bildungshintergrunds hatte Nunzio es geschafft mein Gehirn hoffnungslos zu überfordern.
    »Dompteur und Schullehrer.«
    »Genau. Sag mal, soll ich noch ein bißchen mit deinem Drachen arbeiten, jetzt, wo er sich beruhigt hat?«
    »Nein. Laß ihn eine Weile herumlaufen. Das hier soll ja schließlich sein Auslauf sein.«
    »Du bist der Boß.«
    Er wandte sich wieder Gliep zu und klatschte heftig in die Hände. Der Drache machte einen Satz zurück, dann kauerte er sich dicht an den Boden, bereit, zu spielen.
    »Hol es, Junge!«
    Mit überraschender Glaubhaftigkeit machte der Leibwächter eine Geste, als würde er etwas ans andere Ende des Gartens werfen.
    Gliep wirbelte herum und sprintete in Richtung des »Wurfs« davon, wobei er eine Bank und zwei Sträucher platt walzte.
    »Einfach erstaunlich«, murmelte ich.
    »Ich wollte mich eigentlich nicht einmischen«, sagte Nunzio und nahm neben mir Platz. »Es sah mir nur so aus, als würdest du lieber reden, während dein Drache lieber herumtoben wollte.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich unterhalte mich sowieso lieber mit dir.«
    Zu meinem mäßigen Erstaunen mußte ich entdecken, daß dies stimmte. Ich war schon immer so etwas wie ein Einzelgänger gewesen, aber in letzter Zeit schien ich nicht nur fähig zu werden, mich mit Leuten zu unterhalten, ich genoß es sogar. Ich hoffte nur, daß dies keine ernste Wende in meiner Freundschaft zu Gliep bedeutete.
    »Mit mir? Klar, Boß. Worüber wolltest du reden?«
    »Ach, über nichts Besonderes. Ich schätze, mir ist soeben klar geworden, daß wir uns noch nie richtig unterhalten haben, nur wir' beide. Sage mir, was hältst du von der Operation hier?« *
    »Ist schon in Ordnung, schätze ich. Habe eigentlich nie viel darüber nachgedacht. Ist jedenfalls nicht unsere typische Null-acht-fünfzehn-Syndikatsoperation, soviel ist sicher. Du hast ein paar merkwürdige Leute um dich ... aber sie sind nett. Ich würde für jeden von denen den rechten Arm hergeben, so nett sind die. Das ist sehr anders hier. In den meisten Firmen versuchen alle weiterzukommen, deshalb verwenden sie mehr Zeit darauf, sich gegenseitig im Auge zu behalten, als die Opposition auszuheben. Hier jedoch stärkt jeder dem anderen den Rücken, anstatt ihn auszubooten.«
    »Willst du denn nicht weiterkommen, Nunzio?«
    »Ja und nein, weißt du, was ich meine? Ich will nicht den Rest meines Lebens das gleiche .tun müssen, aber ich bin auch nicht wild darauf, an die Spitze zu kommen. Es gefällt mir eigentlich, für andere zu arbeiten. Ich lasse sie die großen Entscheidungen treffen, dann muß ich mir nur noch überlegen, wie ich meinen Teil dazu beisteuern kann.«
    »Hier steuerst du deinen Teil jedenfalls richtig bei«, nickte ich. »Ich wußte ja nie, wie schwer ein Leibwächter arbeiten muß.«
    »Wirklich? Ach, schön, daß du das sagst, Boß. Manchmal fühlen Guido und ich uns hier wie das fünfte Rad am Wagen. Vielleicht arbeiten wir deshalb so hart daran, unseren Job ordentlich zu erledigen. Ich habe noch nie viel darüber nachgedacht, ob es mir hier gefällt oder nicht. Ich meine, ich gehe eben dorthin, wohin man mich schickt, und ich tue, was man mir sagt, so daß es keine Rolle spielt, was ich meine. Richtig? Was ich allerdings weiß, ist, daß es mir echt leid täte, wenn ich wieder gehen müßte. So wie du und deine Mannschaft hat mich noch niemand behandelt.«
    Nunzio mochte vielleicht kein Geistesriese oder der schnellste Denker sein, dem ich begegnet war, doch fand ich seine schlichte Ehrlichkeit rührend ... ganz zu

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