Ein Dämon mit beschränkter Haftung
Haustier liebe, gibt es doch Zeiten, da wünsche ich mir, daß es ... kleiner wäre. Zeiten wie diese ... oder wenn ich seine Toilettenkiste saubermachen muß.
»Soll ich dem Drachen mal ein paar Manieren für dich beibringen, Boß? Soll ich ihm auf die Füße treten?«
Ich sah mich um und entdeckte Nunzio, der auf einer der Gartenbänke saß.
»Oh. Hallo, Nunzio. Was machst du denn hier? Ich dachte, du und Guido würdet euch für gewöhnlich aus dem Staub machen, wenn ich Gliep zu Auslauf verhelfe.«
»Für gewöhnlich, ja«, meinte der Leibwächter achselzuckend. »Mein Vetter und ich, wir haben uns unterhalten und beschlossen, daß jetzt, wo diese Axt frei herumläuft, immer einer von uns die ganze Zeit bei dir sein sollte, weißt du, was ich meine? Jetzt ist es gerade meine Schicht, und ich werde dranbleiben ... egal was du tust.«
»Das weiß ich wirklich zu schätzen, aber ich glaube nicht, daß hier sonderlich große Gefahr besteht, daß mir etwas passieren könnte. Ich hatte sowieso schon beschlossen, Gliep erst dann wieder auszufuhren, wenn die Luft rein ist. Man sollte das Schicksal nicht versuchen.«
Das stimmte wenigstens teilweise. Beschlossen hatte ich in Wirklichkeit, daß ich der Axt keine Gelegenheit bieten wollte, mich durch mein Haustier zu treffen. Aahz beklagte sich ohnehin schon genug darüber, daß der Drache bei uns wohnte, ohne daß ich zusätzliches Öl hätte ins Feuer gießen müssen. Wenn andererseits mein Verdacht jedoch richtig sein sollte, daß Bunny die Axt war ...
»Lieber auf Nummer Sicher als auf Nummer Kummer ... und du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Soll ich dem Drachen ein wenig auf die Füße treten?«
Manchmal war mir die Logik von Leibwächtern ein völliges Rätsel.
»Nein. Ich meine, warum solltest du Gliep auf die Füße treten? Sieht doch ganz bequem aus, wie du dort sitzt.«
Nunzio rollte die Augen. »Ich meinte nicht >auf die Füße treten< wie >ihm wirklich auf die Füße zu treten. Ich meine, soll ich ihn ein bißchen hinbiegen? Du weißt schon, ihn ein bißchen aufmischen? Ich halte mich ja aus den Angelegenheiten zwischen dir und deinem Partner heraus, aber so ein Benehmen solltest du dir von einem Drachen nicht bieten lassen müssen.«
»Er versucht nur, freundlich zu sein.«
»Freundlich, schmoindlich. Nach allem, was ich gesehen habe, bist du eher in Gefahr, von deinem eigenen Haustier umgepustet zu werden, als von irgend jemand anderem, den ich im Bazar gesehen habe. Ich habe dich immer nur gebeten, mich meine Arbeit tun zu lassen ... schließlich soll ich ja nun deinen Leib schützen, weißt du. Daher hat mein Beruf schließlich seinen ehrwürdigen Titel.«
Nicht zum ersten Mal war ich davon beeindruckt, mit welcher Hingabe Nunzio seinen Beruf ausübte. Einen Augenblick lang war ich versucht, ihm zu gestatten, was er wollte. Doch in letzter Minute zückte ein Bild vor mein geistiges Auge auf, wie mein übergroßer Leibwächter und mein Drache sich mitten im Garten bis auf den letzten Blutstropfen bekämpften.
»Äh ... danke, aber ich glaube, ich will mal drüber hinwegsehen, Nunzio. Gliep kann zwar manchmal etwas lästig sein, aber irgendwie mag ich es, wenn er ab und zu auf mir herumtrampelt. Dann hab ich das Gefühl, geliebt zu werden. Außerdem möchte ich nicht, daß ihm etwas zustößt... Und dir auch nicht, wenn wir schon dabei sind.«
»Auf dir herumzutrampeln, ist eine Sache. Es zu tun, wenn du es gerade nicht haben willst, ist was anderes. Außerdem würde ich ihm nicht weh tun. Ich würde nur ... He, ich werde es dir zeigen!«
Bevor ich ihn daran hindern konnte, war er aufgesprungen und ging mit Riesenschritten auf meinen Drachen zu.
»Komm her, Gliep. Komm schon, Bursche!«
Der Kopf meines Haustiers ruckte herum, dann kam der Drache auf seinen vermeintlich neuen Spielgefährten zugewatschelt.
»Nunzio. Ich ...«
Als der Drache ihn gerade erreicht hatte, streckte mein Leibwächter eine Hand vor.
»Bleib stehen, Gliep! Sitz! Ich habe gesagt, SITZ!!«
Was als nächstes geschah, mußte ich .rekonstruieren, indem ich es innerlich Revue passieren ließ, so schnell ging alles.
Nunzios Hand zuckte hervor und schloß sich um Glieps Schnauze. Mit einem Ruck riß er die Nase nach unten, bis sie sich unter dem Kopf meines Lieblings befand, dann stieß er kräftig empor.
Mitten im Satz gingen die Hinterläufe meines Drachen in Sitzposition und er hielt inne, während er die ganze Zeit verwundert mit den Lidern klimperte.
»Und
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