Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Dämon mit beschränkter Haftung

Ein Dämon mit beschränkter Haftung

Titel: Ein Dämon mit beschränkter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
auch so oft tun.«
    »Wie recht du hast«, erwiderte er murmelnd und blickte sich vorher um, um sicherzugehen, daß niemand zuhörte. »Diese ganze Sache kann einem zu Kopf steigen, wenn man es zuläßt. Sag mal, hättest du Lust auf einen Drink, bevor wir anfangen?«
    »Nein, mit Sicherheit nicht!« lachte ich. »Ich möchte einen klaren Kopf behalten, wenn wir loslegen.«
    »Wie du meinst«, meinte er achselzuckend.
    Bevor ich noch etwas erwidern konnte, hatte er sich schon zur Menge herumgedreht und die Stimme erneut erhoben. »Könnt ihr vielleicht ein bißchen leiser sein?« brüllte er. »Wir wollen hier oben nämlich Karten spielen!«
    Wie von Zaubererhand verstummte das Geräusch jäh, und alle Blicke richteten sich wieder auf uns beide.
    Ich ertappte mich bei dem Wunsch, daß ich doch lieber den Drink angenommen hätte.

18
Man muß kein Mathematiker sein, um das Meer zu teilen.
Moses
    Der Tisch erwartete uns. Es gab nur zwei Stühle, vor jedem lagen säuberlich gestapelt die Chips.
    Einen kurzen Augenblick geriet ich in Panik, als mir klarwurde, daß ich überhaupt nicht wußte, welcher Stuhl nach Süden zeigte, doch Aahz kam mir zur Hilfe. Er schoß aus der Menge hervor, zog einen Stuhl zurück und bot ihn mir zum Sitzen an. Für die Zuschauer sah es aus wie eine höfliche Geste, nur meine Freunde wußten, daß ich einem völligen Umkrempeln der Regeln, die ich so mühsam auswendig gelernt hatte, verdammt nahe gekommen war.
    »Karten!« befahl das Kind und streckte eine Hand aus, während er sich mir gegenüber auf den anderen Stuhl setzte.
    Ein brandneues Spiel tauchte in seiner Hand auf. Er untersuchte es wie ein Glas guten Weines, hielt es gegen das Licht, um sich davon zu überzeugen, daß die Hülle unversehrt war, ja, er beschnüffelte sogar die Versiegelung, um sicherzugehen, daß es sich um denselben Fabrikleim handelte.
    Zufrieden bot er mir das Blatt an. Ich lächelte und spreizte meine Hände zum Zeichen meiner Befriedigung. Ich meine, was sollte es auch! Wenn er an dem Blatt nichts auszusetzen hatte, war es ja wohl offensichtlich, daß ich auch keine Manipulation bemerken würde.
    Doch schien die Geste ihn zu beeindrucken, und er verneigte sich leise, bevor er das Blatt anbrach. Kaum hatten die Karten die Schachtel verlassen, schienen seine dicklichen Finger auch schon ein Eigenleben zu entwickeln. Mit schnellen Bewegungen entfernten sie die Joker, dann zogen sie immer zwei Karten auf einmal vom Stapel, eine von oben, die andere von unten.
    Während ich zusah, erkannte ich, warum sein Händedruck so sanft gewesen war. So groß sie auch waren, gingen seine Finger anmutig, zart und gefühlvoll vor. Das waren nicht die Hände eines Schwerarbeiters oder auch nur die eines Kämpfers. Sie existierten nur zu einem Zweck: um mit einem Kartenspiel zu hantieren.
    Inzwischen waren die Karten grob gemischt. Das Kind nahm den Stapel auf, strich die Kanten glatt und mischte sie mehrmals sehr schnell. Seine Bewegungen waren so präzise, daß er die Karten nicht mehr auszurichten brauchte, als er fertig war ... er legte sie einfach mitten auf den Tisch.
    .»Abheben?« fragte er.
    Ich wiederholte meine Geste. »Verzichte.« Selbst dies schien das Kind zu beeindrucken ... und die Menge auch. Ein leises Murmeln perlte durch den Raum, als man Vor- und Nachteile meiner Taktik diskutierte. Die Wahrheit war allerdings, daß ich mich angesichts der Fertigkeit des Kinds genierte, meine eigene Unbeholfenheit zur Schau zu stellen.
    Er griff nach dem Stapel, und wieder erwachten die Karten zu neuem Leben. In einem hypnotisch wirkenden Rhythmus begann er den Stapel zu teilen und die Karten wieder miteinander -zu» vereinen, während er mich die ganze Zeit ohne das leiseste Liderzucken anblickte. Ich wußte, daß sein starrer Blick zu seiner Taktik gehörte, war jedoch machtlos, um gegen die Wirkung anzukämpfen.
    »Sagen wir eintausend als Einstand?«
    »Sagen wir doch fünftausend«, erwiderte ich. Seine Hände gerieten einen Moment ins Stocken.
    Das Kind begriff, daß er ausgerutscht war, und überspielte es hastig. Die Karten beiseite legend, griff er nach seinen Chips.
    »Gut, fünftausend«, sagte er und warf eine Handvoll davon auf die Tischmitte. »Und dazu — mein Markenzeichen!«
    Ein kleines weißes Pfefferminzbonbon folgte den Chips in den Topf.
    Ich zählte gerade meine eigenen Chips aus, als mir etwas einfiel.
    »Wieviel ist das wert?« fragte ich und zeigte auf das Bonbon.
    Mein Gegner zeigte sich

Weitere Kostenlose Bücher