Ein Dämon wollte Hochzeit machen
diese Empfehlungen nicht mit Zuckerguß überziehen oder sie nicht so hinbiegen, daß sie dem entsprechen, was die Entscheidungsträger ohnehin von Anfang an hören wollten, oder wenn wir die nicht so überladen, bis nicht einmal die Götter selbst begreifen, was wir in Wirklichkeit damit aussagen ... tja, dann besteht ein äußerst hohes Risiko, daß es am Ende wir sind, die weggeändert werden.«
»Die Wahrheit will keiner hören, wie?« warf Aahz mitfühlend ein. »Schätze, das dürfte wohl typisch sein. Aber Ihr werdet feststellen, Grimble, daß es sich diesmal anders verhält. Skeeve hat unbeschränkte Vollmacht, alle Veränderungen zu verfügen, die er für erforderlich hält, um den Laden wieder in Schuß zu bringen.«
»Das ist richtig«, sagte ich, froh über die Gelegenheit, endlich auch etwas zu dem Gespräch beitragen zu können. »Und eine der Maßnahmen, die wir, wie ich meine, sobald wie möglich in Angriff nehmen sollten, ist die Reduzierung der Armee ... sagen wir mal um die Hälfte?«
Da ich um die langjährige Fehde des Schatzmeisters in Sachen Militärausgaben wußte, hatte ich erwartet, daß er bei diesem Vorschlag vor Freude einen Satz machen würde, doch zu meiner Überraschung schüttelte er nur den Kopf.
»Geht nicht«, sagte er. »Das würde eine Depression auslösen.«
»Ist mir völlig egal, ob die glücklich sind oder nicht!« fauchte Aahz. »Schmeißen wir sie von der Lohnliste! Die Königin hat eingewilligt, ihre Expansionspolitik zu beenden, also gibt es auch keinen Grund mehr, für ein Heer dieser Größe aufzukommen.«
Grimble sah meinen Partner an wie irgend etwas Unangenehmes unter seiner Schuhsohle.
»Ich meinte damit eine wirtschaftliche Depression«, erwiderte er angespannt. »Wenn wir den Arbeitsmarkt auf einen Schlag mit so vielen ehemaligen Soldaten überfluten, würde das zu Massenarbeitslosigkeit führen. Mittellose, hungrige Leute, vor allem solche mit vorhergehender militärischer Ausbildung, haben die unangenehme Neigung, sich gegen die Machthaber zu erheben ... und das sind in diesem Fall zufälligerweise wir. Daher denke ich, daß Ihr mit mir darin übereinstimmen werdet, daß allzugroße Beschneidungen der Militärausgaben nicht unbedingt das klügste Vorgehen wären.«
Mein Respekt für Grimble wuchs mit rasender Geschwindigkeit. Offensichtlich steckte doch sehr viel mehr hinter seinem Erbsenzählerspiel, als ich mir jemals hätte träumen lassen.
»Wir könnten jedoch etwas durch Reduzierung von Ersatzeinstellungen einsparen«, fuhr der Schatzmeister fort.
»Reduzierung von Ersatzeinstellungen?« fragte ich. Ich war zu dem Schluß gelangt, daß ich, sollte ich mich tatsächlich nützlich machen wollen, damit anfangen müßte, meine Ignoranz zuzugeben und wenigstens das Grundvokabular zu erlernen.
»In diesem Fall, edler Skeeve«, erklärte Grimble mit überraschender Geduld, »verstehen wir darunter, daß wir das Personal reduzieren, indem wir keine neuen Leute mehr für jene einstellen, deren Dienstzeit ausgelaufen ist. Das bedeutet im Falle der Armee, daß wir keine neuen Rekruten mehr aufnehmen, um die ausscheidenden Wehrpflichtigen zu ersetzen. Damit verkleinern wir immer noch die Armee, aber in einem geringeren Tempo, das der zivile Arbeitsmarkt weitaus leichter verkraftet.«
»Können wir es uns denn überhaupt leisten, das langsam zu tun?« fragte Aahz, den seine Zurechtweisung offensichtlich nicht erschüttert hatte. »Ich hatte eigentlich den Eindruck, daß dem Königreich finanziell das Wasser bis zum Hals steht.«
»Ich meine ein Gerücht vernommen zu haben, daß wir eventuell die Steuern erhöhen wollen?« Der Schatzmeister machte seine Feststellung zur Frage, während er mich gleichzeitig mit erhobenen Augenbrauen ansah.
»Ich glaube nicht, daß das sehr viel bringen wird«, meinte Bunny und hob den Blick von ihren Zahlenkolonnen.
»Wie bitte?« fragte der Schatzmeister stirnrunzelnd.
»Na ja, so wie es aussieht, sind nicht die Einnahmen das große Problem, sondern die Beitreibung«, meinte sie und klopfte dabei mit dem Finger auf eins der Blätter in ihrer Hand.
Grimble seufzte und schien dabei etwas an Volumen einzubüßen.
»Ich räume ein, das ist einer unseren Schwachpunkte«, sagte er. »Aber ...«
»Hoppla! Einen Moment mal!« unterbrach ich. »Könnte mir das vielleicht mal jemand übersetzen?«
»Ich meine damit, daß das Königreich tatsächlich über ganz beachtliche Mittel verfügt«, erklärt Bunny, »aber die stehen
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