Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Titel: Ein Dämon wollte Hochzeit machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
würde sie greifbar vor mir stehen. Luanna. Die wunderschöne Luanna! Unsere Wege hatten sich nur ein paarmal gekreuzt, besonders im Zuge meines Abenteuers in der Dimension Vorhölle, und beim letztenmal war unser Abschied alles andere als angenehm verlaufen. Kurzum, ich kannte sie eigentlich gar nicht richtig. Trotzdem verkörperte sie für mich so gut wie alles, was ich unter Weiblichkeit verstand: Nicht nur, daß sie eine sanfte, zerbrechliche Schönheit ausstrahlte, ihr Betragen war auch stets nachgiebig und entgegenkommend. Das mag euch vielleicht ein wenig dürftig vorkommen, aber für mich war es das ganz und gar nicht. Ihr müßt nämlich wissen, daß die meisten Frauen, mit denen ich zu tun habe, nur als aggressiv zu bezeichnen sind ... oder, weniger höflich, als Zimtzicken. Selbst Schierlingsfleck war trotz ihres königlichen Geblüts alles andere als »umwegig«, wenn es darum ging, ihre Anliegen und Wünsche kundzutun. Bunny hatte sich zwar ein wenig abgekühlt, nachdem ich ihr die Gangsterbrautambitionen ausgetrieben hatte, doch war ihre unverhohlene Anzüglichkeit dafür einer brüsken Effizienz gewichen, die manchmal ebenso einschüchternd wirken konnte wie ihre alte Sexkätzchennummer.
    Luanna dagegen hatte in meiner Gegenwart immer sehr scheu und zögerlich gewirkt. Ihre Stimme war meistens so leise, daß ich mich manchmal regelrecht anstrengen mußte, sie zu verstehen. Und sie hatte die Angewohnheit, den Blick erst zu senken, um mich dann von unten durch die Wimpern anzusehen, als würde sie mir zwar zutrauen, sie physisch oder verbal in Bedrängnis zu bringen, jedoch darauf vertrauen, daß ich es nicht tat. Ich kann zwar nicht für andere Männer sprechen, aber ich selbst fühlte mich dann jedesmal drei Meter groß, äußerst mächtig und von dem überwältigenden Drang erfüllt, all diese Macht dazu zu benutzen, sie vor allen Unbilden der Welt zu beschützen.
    Als ich mich im Zuge meiner Überlegungen, was ich mir eigentlich unter einer Ehefrau vorstellte, dabei ertappte, wie ich das Bild vor Augen hatte, am Ende eines anstrengenden Tages von Luanna zu Hause erwartet zu werden - da stellte ich auch fest, daß mir dieses Bild gar nicht so abwegig erschien. Tatsächlich war es so, daß ich, nachdem Luanna erst einmal in mein Gedächtnis zurückgekehrt war, ganz schön häufig an sie dachte, sobald ich versuchte, meine gegenwärtige Lage auf die Reihe zu bekommen; und mehr als .einmal wünschte ich mir, sie wiederzusehen, bevor ich meine endgültige Entscheidung fällen mußte.
    Und wie sich herausstellte, sollte mein Wunsch auch in Erfüllung gehen.
    Ich war gerade in meinem Raum und unternahm einmal mehr den schwächlichen Versuch, aus dem Stapel von Tabellen, die mir Bunny und Grimble beinahe täglich zu überreichen pflegten, irgendeinen Sinn herauszupellen. Wie jene unter euch, die diese meine Abenteuer von Anbeginn verfolgt haben, sich erinnern werden, kann ich durchaus lesen, jedenfalls hatte ich das bis dahin geglaubt. Seit ich mich allerdings an die Aufgabe gewagt hatte, die Finanzen des Königreichs zu organisieren, mußte ich feststellen, daß es etwas völlig anderes ist, ob man Text - also Worte - oder Zahlen liest.
    Ich meine, in unserem Ziel waren wir uns ja alle einig, nämlich die Schuldenlast des Königreichs abzustreifen und zu mindern, ohne die Bevölkerung mit überzogenen Steuern zu erdrücken oder soviel aus unserem Staatsetat zu streichen, daß die unverzichtbaren Verwaltungsaufgaben nicht mehr garantiert werden konnten. Wie ich schon sagte, darin waren wir uns einig ... verbal ... rein sprachlich gesehen. Doch jedesmal, wenn es zwischen Grimble und Bunny über Einzelheiten zu Meinungsverschiedenheiten kam und sie mich aufsuchten, um die ausschlaggebende Stimme abzugeben oder gleich eine Entscheidung zu fällen, pflegte jeder der beiden mir zur Bekräftigung seiner jeweiligen Position ein oder zwei (oder noch mehr) dieser fast ausschließlich mit Zahlen bedeckten Blätter zu überreichen, um dann erwartungsvoll zuzusehen, wie ich das Material durchging, als würde sich ihr Standpunkt daraus von allein erklären.
    Nun möchte ich denen unter euch, die noch nie in einer solchen Situation waren, die Sache ein wenig verdeutlichen. Wenn ich behaupte, daß ich keine Zahlen lesen kann, meine ich damit natürlich nicht, daß ich die entsprechenden Symbole nicht entziffern könnte. Ich weiß durchaus, was eine 2 ist, wofür sie steht und wie sie sich beispielsweise von einer 8

Weitere Kostenlose Bücher