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Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Titel: Ein Dämon wollte Hochzeit machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Gelegenheiten durch, da ich sie gesehen oder mit ihr geredet hatte. Zwar hatte ich auch damals schon gewußt, daß sie ständig mit irgendeiner Schwindelei zu tun hatte oder gerade vor den Folgen einer solchen auf der Flucht war, doch hatte ich bisher immer angenommen, daß sie nur ein süßes, unschuldiges Mädchen sei, daß einfach nur bei den dunklen Geschäften ihres Partners Matt mitgemacht hätte. Jetzt wurde mir klar, daß es für diese Annahme keine andere Grundlage gab als ihr unschuldiges Aussehen. Genaugenommen wußte ich, von ihrem Äußeren einmal abgesehen, so gut wie gar nichts über sie.
    »Ach ja?« fragte ich. »Mehr bringst du wirklich nicht zustande?« »Was meinst du damit?«
    »Na ja, kämst du nicht genauso gut oder vielleicht sogar noch besser über die Runden, wenn du es zur Abwechslung mal mit etwas Legalem versuchen würdest? Angenommen, ich würde dir genug Geld geben, um damit ein normales Geschäft aufzubauen?«
    Die letzten Überreste meiner idealisierten Phantasien erstarben, als Luanna nun verächtlich die Lippe hochzog.
    »Du meinst, um ein kleines Geschäft oder einen Lebensmittelladen aufzumachen? Ich? Nein danke! Das riecht mir viel zu sehr nach Arbeit. Komisch, ich habe immer geglaubt, daß das jeder verstehen könnte, daß du es verstehen würdest. Du bist ja schließlich auch nicht gerade durch Schweiß und harte Arbeit zu dem geworden, was du heute bist, sondern dadurch, daß du genau wie Matt und ich die Leichtgläubigen ausgenommen und die Unwissenden abgekocht hast, nur eben in größerem Maßstab. Natürlich hatten wir dabei auch keinen Dämon zum Gehilfen wie du. Ich wette, daß du selbst jetzt noch, so reich und anständig du angeblich bist, in diesem Königreich einen satten Schnitt machst. Das ist ja wohl ein Kinderspiel, jetzt, wo du die Königin in die Tasche gesteckt hast und alle tun, was du sagst. Ich versuche doch nur, mir auch ein Stück aus diesem Kuchen herauszuschneiden ... noch dazu ein kleines.«
    Eine Weile sagte ich gar nichts. Ich überlegte mir, ob ich versuchen sollte, ihr von den langen Arbeitsstunden und der Mühe zu erzählen, die ich und meine Mannschaft gerade darin investierten, die Finanzen des Königreichs wieder auf Vordermann zu bringen. Ja, ich dachte sogar kurz daran, ihr eins der Rätselblätter auf meinem Schreibtisch zu zeigen ... doch dann entschied ich mich dagegen. Denn möglicherweise hätte sie’s entziffern können, und dann hätte sie mir zweifellos irgendwelche peinlichen Fragen zu dem deftigen Honorar gestellt, das ich für meine Dienste kassierte. Ich hatte ja schon Schwierigkeiten genug, es vor mir selbst zu rechtfertigen!
    Die unausweichliche Schlußfolgerung daraus lautete allerdings: Wie immer ich mir auch die wunderschöne Luanna vorgestellt haben mochte, in unserer Auffassung darüber, was es mit Leuten auf sich hatte und wie sie zu behandeln seien, lagen wir unendlich weit auseinander.
    So griff ich also in unsere Kleingeldschublade und fing an, ein paar Münzen abzuzählen.
    »Ich will dir was sagen, Luanna«, sagte ich ohne aufzublicken. »Du hast gesagt, du brauchst fünfzig bis fünfundsiebzig in Gold? Schön, ich gebe dir hundertfünfzig ... doppelt bis dreimal soviel wie das, was du verlangt hast ... und zwar weder als Kredit noch als Geldanlage, sondern einfach als Geschenk.«
    »Aber warum solltest du .«
    ». allerdings unter zwei Bedingungen«, fuhr ich fort, als hätte sie keinen Ton gesagt. »Erstens, daß du etwas von dem zusätzlichen Geld für eine Reise verwendest: am besten fort aus dieser Dimension, zumindest aber in einen anderen Teil von Klah ... das ist mir völlig egal. Hauptsache, du bist nicht mehr in Possiltum, wenn du mit deiner Schwindelnummer anfängst.«
    »Na schön, aber .«
    »Zweitens«, sagte ich und baute den Stapel Münzen dicht vor ihr auf der Schreibtischkante auf, »will ich, daß du mir versprichst, mich nie wieder aufzusuchen oder mit mir zu reden ... nie wieder! ... beginnend sofort.«
    Einen Augenblick lang dachte ich, sie würde etwas sagen. Sie sperrte den Mund auf, dann zögerte sie, zuckte mit den Schultern und schloß ihn wieder.
    Schweigend nahm sie die Münzen und ging, zog die Tür hinter sich zu.
    Ich schenkte mir noch einen Kelch voll Wein ein und trat ans Fenster, wo ich auf die Landschaft hinausblickte, ohne dabei wirklich irgend etwas zu sehen. Träume sterben nicht so leicht, aber meine romantischen Gedanken hinsichtlich Luannas waren gründlichst zerschmettert

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