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Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Titel: Ein Dämon wollte Hochzeit machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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unterscheidet. Das Problem bei diesen Streitigkeiten war jedoch, sie in Relation zueinander zu betrachten. Um einmal eine »Wort-Analogie« dafür zu wählen: Wenn die Zahlen Wörter gewesen wären, hätten sowohl Bunny als auch Grimble nur einen Blick auf ein Blatt voller Zahlen zu werfen brauchen, um darin Sätze und Absätze samt aller Feinheiten und Anspielungen zu erkennen, während ich auf demselben Blatt nur eine Masse isolierter, unzusammenhängender Wörter erblickt hätte. Da war es mir besonders unangenehm, wenn sie mir beispielsweise zwei Blätter überreichten, die für sie den reinsten Krimi darstellten, um mich dann zu fragen, wer meiner Meinung nach wohl der Mörder sei.
    Obwohl ich ja wußte, daß sie wußten, mit welch einem numerischen Analphabeten sie es bei mir zu tun hatten, war ich es doch inzwischen fürchterlich leid, ständig mein »Äh, weiß nicht recht« in endlosen Varianten von mir zu geben. Und so war ich in dem Bemühen, wenigstens ein paar Fetzen meines Selbstrespekts zu wahren, dazu übergegangen, statt dessen zu sagen: »Ich schaue mir die Sache mal an und komme dann auf euch zu.« Das hatte zu meinem Leidwesen den Nachteil, daß ständig ein Stapel von diesen »Rätselblättern« auf meinem Schreibtisch herumlag, während ich mich dazu verpflichtet fühlte, wenigstens den Versuch zu unternehmen, darin nach irgendeinem Sinn zu forschen.
    Jedenfalls war ich gerade eben damit beschäftigt, als es an meiner Tür klopfte. Kurzum, ich fühlte mich gerade völlig unzulänglich, war frustriert und bedurfte verzweifelt einer Ablenkung.
    »Ja?« rief ich entzückt und hoffte wider alle Wahrscheinlichkeit, daß es sich um die Nachricht von einem Erdbeben, einem militärischen Überfall oder etwas ähnlich Katastrophalem handeln möge, das nach meiner sofortigen Aufmerksamkeit verlangt. »Wer ist da?«
    Die Tür ging auf, und Masshas Kopf erschien.
    »Bist du beschäftigt. Heißer Matz?« fragte sie mit eben jenem Respekt und der Ehrerbietung, die sie mir als mein Lehrling schon immer erwiesen hatte. »Du hast nämlich Besuch.«
    »Nichts, was nicht warten könnte«, erwiderte ich, sammelte die ärgerlichen Tabellen hastig ein und stapelte sie an ihrem vertrauten Platz in der Schreibtischecke. »Wer besucht mich denn?«
    »Luanna. Du weißt doch noch, die Kleine, wegen der wir drüben in Vorhölle fast ums Leben gekommen wären!«
    Im nachhinein begreife ich heute, daß Massha damit zugleich ihrer Mißbilligung Ausdruck verleihen und mich warnen wollte, doch damals war mir das komischerweise überhaupt nicht klar.
    »Luanna?« fragte ich freudestrahlend. »Na klar, bring sie rein. Oder noch besser, schick sie rein.«
    »Keine Sorge«, schniefte Massha verächtlich. »Nicht einmal im Traum würde ich auf die Idee kommen, euer kleines Tete-a-tete zu stören.«
    Wiederum entging mir ihre Reaktion völlig. Dazu war ich viel zu sehr damit beschäftigt, mich eilends im Zimmer umzusehen, um mich davon zu überzeugen, daß es präsentierfähig war ... was es natürlich auch tatsächlich war. Denn eins mußte man diesem Schloß lassen: der Zimmerservice war phantastisch.
    Und da war sie auch schon, mitten in meinem Zimmer, so wunderhübsch und betörend wie eh und je.
    »Ah ... hallo, Luanna«, sagte ich. Plötzlich fehlten mir die Worte.
    »Skeeve«, sagte sie in dieser sanften, leisen Stimme, die selbst aus der schlichtesten Feststellung stets noch eine Übung in Eloquenz zu machen schien.
    Schweigend sahen wir uns eine Weile an.
    Dann fiel mir plötzlich wieder ein, daß sie im Zuge unserer letzten Begegnung verschnupft und in dem Irrglauben abgereist war, daß ich verheiratet sei und ein Kind hätte.
    »Was das letzte .«, fing ich an.
    »Es tut mir leid, daß ...«, sagte sie gleichzeitig.
    Wir verstummten abrupt, sahen einander an und lachten.
    »Also gut, du zuerst«, sagte ich schließlich mit einer leisen Verneigung.
    »Ich wollte mich nur dafür entschuldigen, wie ich mich beim letztenmal benommen habe. Wie ich später aus der Gerüchteküche des Bazars erfahren habe, war damals nicht alles so, wie es den Anschein hatte, und es tut mir schrecklich leid, daß ich dir gar keine Gelegenheit gegeben habe, mir alles zu erklären. Ich hätte dich eigentlich schon früher aufgesucht, um dir zu sagen, wie leid es mir tut, aber ich war mir nicht sicher, ob du überhaupt noch jemals ein Wort mit mir wechseln würdest. Ich ... ich kann nur hoffen, daß du mir verzeihen kannst ... auch wenn es für mein

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