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Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Ein Dämon wollte Hochzeit machen

Titel: Ein Dämon wollte Hochzeit machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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abgeben, halten sich nicht lange. Meine Aufgabe ist es, dich zu bewachen, während du tust, was immer du eben tust ... und nicht, dir zu sagen, was du tun sollst.«
    Ich wollte ihn schon anfauchen, doch statt dessen atmete ich tief durch und versuchte, meine Verärgerung im Zaum zu halten.
    »Hör mal, Nunzio«, sagte ich vorsichtig, »ich weiß ja, daß das die übliche Beziehung zwischen Leibwächtern und Kunde ist. Andererseits schmeichle ich mir gelegentlich, daß wir vielleicht schon ein bißchen über dieses Verhältnis hinaus sind. Außerdem bist du Teilhaber bei der Chaos GmbH, folglich hast du auch ein berechtigtes Interesse an meiner Leistung als Geschäftsführer. Nun hat mir Bunny heute morgen gesagt, daß sie meint, ich würde langsam ein Alkoholproblem entwickeln. Ich glaube das zwar nicht so recht, aber ich bin mir bewußt, daß es mir wahrscheinlich zu sehr an Distanz fehlt, um ein objektives Urteil zu fällen. Deswegen bitte ich dich um deine Meinung, als Freund und Kollege, dessen Meinung und Urteil ich zu schätzen und zu respektieren gelernt habe.«
    Nunzio rieb sich nachdenklich das Kinn. Offensichtlich befand er sich in einer Zwickmühle.
    »Ich weiß nicht so recht, Boß«, sagte er schließlich. »Irgendwie verstößt das gegen die Regeln, aber andererseits hast du auch recht. Du behandelst Guido und mich wirklich ganz anders als jeder andere Boß, den wir bisher hatten. Uns hat sonst noch nie jemand um unsere Meinung gefragt.«
    »Ja, und jetzt bitte ich dich gerade darum, Nunzio.«
    »Ein Teil des Problems besteht darin, daß es auf diese Frage keine leichte Antwort gibt«, meinte er achselzuckend. »Klar, du trinkst. Aber trinkst du auch zuviel? Das läßt sich nicht so eindeutig sagen. Du trinkst auch mehr, seit du Aahz aus Perv zurückgeholt hast, aber >mehr< heißt nicht unbedingt >zuviel<. Verstehst du, was ich meine?«
    »Um genau zu sein, nein, ich verstehe es nicht.«
    Er seufzte schwer. Als er weitersprach, mußte ich feststellen, daß sein Ton jenen geduldigen, vorsichtigen Ton angenommen hatte, den man normalerweise verwendet - oder wenigstens verwenden sollte -, wenn man einem Kind etwas erklären will.
    »Schau mal, Boß«, sagte er, »das Trinken beeinflußt die Urteilskraft. Das weiß jeder. Je mehr du trinkst, um so mehr beeinflußt es dein Urteilsvermögen. Trotzdem ist es nicht leicht zu sagen, wieviel tatsächlich zuviel ist, denn das ist von Individuum zu Individuum verschieden und hängt von Faktoren wie Körpergewicht, Temperament und so weiter ab.«
    »Aber wenn es die Urteilskraft beeinflußt«, wandte ich ein, »wie soll man dann feststellen, ob das eigene Urteil falsch oder richtig ist?«
    »Genau das ist das Problem.« Nunzio zuckte die Achseln. »Manche Leute sagen, wenn man noch so vernünftig ist, diese Frage zu stellen, dann trinkt man auch noch nicht zuviel. Andere meinen, wenn man schon fragen muß, dann trinkt man auf jeden Fall zuviel. Eines weiß ich allerdings mit Sicherheit: daß nämlich viele Leute, die zuviel trinken, sich ganz sicher sind, daß sie damit gar kein Problem haben.«
    »Und wie soll man das nun genau feststellen?«
    »Na ja«, erwiderte er und rieb sich sein Kinn, »das beste ist wahrscheinlich, man fragt einen Freund, auf dessen Urteil man vertraut.«
    Ich schloß die Augen und rang um Geduld.
    »Ich habe gedacht, daß ich gerade GENAU DAS TUN WÜRDE, Nunzio. Ich frage gerade DICH. Meinst DU, daß ich zuviel trinke?«
    »Das ist doch nicht wichtig«, versetzte er unverblümt. »Die Frage lautet doch nicht, ob ich glaube, daß du zuviel trinkst, -sondern vielmehr, ob DU glaubst, daß du zuviel trinkst.«
    »NUNZIO«, preßte ich zwischen den Zähnen hervor. »Ich frage dich gerade nach DEINER Meinung.«
    Er wandte den Blick ab und scharrte verlegen mit den Füßen.
    »Tut mir leid, Boß. Wie ich schon sagte, das fällt mir nicht leicht.« Wieder rieb er sich das Kinn. »Eins will ich dir aber tatsächlich sagen, ich finde nämlich, daß du zur falschen Zeit trinkst ... und damit meine ich nicht zu früh oder zu spät am Tag. Ich meine, zur falschen Zeit in deinem Leben.«
    »Das verstehe ich nicht«, meinte ich stirnrunzelnd.
    »Schau doch mal, Boß, das Trinken wirkt meistens wie eine Lupe. Es macht alles größer, übertreibt alles. Manche Leute trinken, um in eine andere Stimmung zu kommen, aber die machen sich nur was vor. So funktioniert das nämlich nicht. Es verändert nicht das, was da ist, es betont es nur. Wenn du trinkst,

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