Ein Dämon wollte Hochzeit machen
wichtig.«
»Na ja, ich habe ihm eben ein bißchen davon erzählt, was ich mir deinetwegen für Sorgen mache, Boß«, gestand Nunzio zögernd. »Weißt du noch, wie du warst, unmittelbar nachdem wir beschlossen hatten, eine Firma zu gründen? Wie dir die Arbeit über den Kopf gewachsen ist und du kaum noch Zeit für irgend etwas oder irgend jemand anderes übrig hattest? Ich habe Gliep nur ein bißchen mein Herz ausgeschüttet, ihm gesagt, daß ich das für ungesund hielte, das ist alles. Ich dachte nicht, daß das schaden könnte. Genau deshalb habe ich ja zu ihm darüber geredet und nicht mit den anderen Leuten aus der Mannschaft ... nicht einmal mit Guido.«
Inzwischen tanzten deutliche Bilder in meinem Kopf herum:
Gliep, wie er Markie mit Feuer behauchte; Markie, die dem nur knapp entging; Nunzio, der in den Kampf eingriff. Und Bilder davon, wie sich mein Haustier vor mich stürzte, als ein anderer, größerer Drache im Begriff stand, mir das Lebenslicht auszupusten.
»Denk mal gründlich nach, Nunzio!« sagte ich schleppend. »Als du mit Gliep gesprochen hast, hast du da vielleicht irgend etwas ... egal was ... über die Möglichkeit gesagt, daß Tanda oder sonst jemand aus der Mannschaft eine Gefahr für mich sein könnte?«
Mein Leibwächter runzelte einen Augenblick nachdenklich die Stirn; dann schüttelte er den Kopf.
»Ich kann mich nicht erinnern, so etwas gesagt zu haben, Boß. Warum fragst du?«
Jetzt war ich mit Zögern an der Reihe. Die Vorstellung, die gerade in meinem Geist Gestalt annahm, schien mir beinahe zu lächerlich, um sie in Worte zu kleiden. Trotzdem: Da ich mich nun schon mal an Nunzio um Rat gewandt hatte, war es nur fair, ihm auch meinen Verdacht mitzuteilen.
»Es mag ja vielleicht verrückt klingen«, sagte ich, »aber ich kriege langsam das Gefühl, daß Gliep sehr viel intelligenter ist, als wir geahnt haben. Ich meine, er hat mich ja immer schon irgendwie beschützt. Angenommen, er wäre tatsächlich intelligent und würde es sich in den Kopf setzen, daß jemand von der Mannschaft eine Gefahr für mich darstellt. Dann bestünde doch durchaus die Chance, daß er versuchen würde, ihn umzubringen ... so, wie er sich über Markie hergemacht hat.«
Mein Leibwächter starrte mich an, dann stieß er ein kurzes, bellendes Lachen aus.
»Du hast recht, Boß«, antwortete er. »Das klingt tatsächlich verrückt. Ich meine, Gliep ist doch ein Drache! Wenn der vorhätte, jemandem aus der Mannschaft eins zu verpassen, würden wir das ziemlich schnell spitzkriegen, wenn du verstehst, was ich meine!«
»So wie damals, als er versucht hat, Tanda zu rösten!« versetzte ich. »Denk doch mal darüber nach, Nunzio! Wenn er tatsächlich intelligent wäre, würde er dann nicht auch zu dem Schluß gelangen, daß ich sehr wütend würde, wenn jemandem von der Mannschaft etwas passiert? Würde er in diesem Fall nicht sein Bestes tun, um dafür zu sorgen, daß jedes Unglück nach einem Unfall aussieht und nicht nach einem gezielten Angriff? Ich gebe zu, es ist eine ziemlich abwegige Theorie, aber immerhin erklärt sie die vorliegenden Tatsachen.«
»Bis auf eine«, konterte mein Leibwächter. »Wenn er das tut, was du da sagst, wenn er einzelne Mosaiksteinchen zusammensetzt und seine eigenen Schlüsse daraus zieht, ja, wenn er sogar einen Plan entwickelt und ihn ausführt, dann ist er mehr als nur intelligent. Dann wäre er ja schlauer als wir! Vergiß nicht, für einen Drachen ist er immer noch echt jung. Ich würde sagen, das ist so, als würde ein Säugling, der kaum laufen kann, einen Bankeinbruch planen.«
»Du hast wahrscheinlich recht«, meinte ich seufzend. »Dann muß es wohl noch eine andere Erklärung geben.«
»Weißt du was, Boß?« fragte Nunzio lächelnd. »Es heißt doch, daß Haustiere mit der Zeit die Züge ihrer Besitzer annehmen und umgekehrt. Wenn man das berücksichtigt, finde ich es nur logisch, daß Gliep sich ab und zu merkwürdig benimmt.«
Aus irgendeinem Grund erinnerte mich das an mein Gespräch mit Bunny.
»Sag mal, Nunzio, findest du, daß ich in letzter Zeit zuviel trinke?«
»Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen, Boß«, antwortete er gelassen. »Ich bin nur ein Leibwächter, kein Babysitter.«
»Ich habe dich aber gefragt, was du denkst.«
»Und ich sage dir gerade, daß es mir nicht zusteht zu denken ... jedenfalls nicht, wenn es um den geht, den ich bewachen soll«, beharrte er. »Leibwächter, die Kommentare über die Lebensgewohnheiten ihrer Kunden
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