Ein Dämon wollte Hochzeit machen
mißverstanden zu haben.
»Boß«, zischte er erregt. »Ich bin dein Leibwächter. Stimmt’s? Schön, als dein Leibwächter, der im Augenblick für die Aufrechterhaltung deiner Gesundheit verantwortlich ist, sage ich dir - raus hier!«
»Aber .«
Guido war anscheinend nicht dazu bereit, die Sache noch weiter zu diskutieren. Statt dessen riß er mich mit seinem heilen Arm von den Beinen und trug mich hinaus in den Gang, wo er mich nicht allzu sanft an der Wand neben der Tür deponierte.
»Und jetzt bleibst du hier«, sagte er und wackelte mit einem massiven Finger vor meiner Nase. »Kapiert? Hiergeblieben*.«
Ich erkannte den Ton in seiner Stimme wieder. Es war genau der gleiche, wie ich ihn benutzte, wenn ich versuchte, Gliep einen einfachen Befehl zu geben ... zum dritten- oder viertenmal, nachdem er mich beharrlich ignoriert hatte. Ich beschloß zu beweisen, daß ich klüger war als mein Haustier, indem ich dem Befehl tatsächlich gehorchte.
»In Ordnung, Guido«, sagte ich mit knappem Nicken. »Ich bleibe genau hier.«
Er zögerte einen Moment, musterte mich, um abzuschätzen, ob ich wohl einen Fluchtversuch in Richtung Tür unternehmen würde. Dann nickte er befriedigt, drehte sich um und kehrte ins Zimmer zurück, wobei er die Tür hinter sich schloß.
Zwar konnte ich in der Folge das Gesagte nicht genau verstehen, doch hörte ich, wie die zankenden Stimmen einen Moment verstummten. Dann ertönten sie wieder in wütendem Chor, unterbrochen durch Guidos Stimme, und schließlich - Stille.
Nach einigen weiteren, langen Augenblicken des Schweigens ging die Tür wieder auf.
»Du kannst jetzt wieder reinkommen, Boß«, verkündete mein Leibwächter. »Sie sind weg.«
Ich verließ meinen Posten an der Wand und betrat wieder mein Zimmer. Ein kurzer Blick bestätigte mir, was mein Leibwächter schon behauptet hatte: Die Djinnis waren mit unbekanntem Ziel abgereist. Überraschenderweise reagierte ich mit leisem Verdruß darauf, daß sie sich nicht einmal die Mühe gemacht hatten, sich ordnungsgemäß zu verabschieden.
Und ich merkte auch, daß ich gern einen Kelch Wein zu mir genommen hätte, unterdrückte dieses Verlangen aber. Statt dessen nahm ich auf der Bettkante Platz.
»Also gut, Guido«, sagte ich. »Was sollte das alles?«
»Tut mir leid, daß ich so reingeplatzt bin, Boß«, erwiderte mein Leibwächter, der dabei allerdings überhaupt nicht so aussah, als täte ihm irgend etwas leid. »Du weißt ja, daß das eigentlich nicht mein Stil ist.«
»Warum hast du es dann getan?«
»Was ich getan habe, war, meiner Pflicht nachzukommen«, versetzte er. »Als dein Leibwächter habe ich versucht, dich davor zu schützen, verletzt oder möglicherweise sogar umgebracht zu werden. Dafür bezahlst du mich, jedenfalls entspricht das meinem offiziellen Tätigkeitsprofil.«
»Mich schützen? Vor den beiden? Ach, komm schon, Guido! Die haben sich doch bloß gestritten. Ja, sie haben sich nicht einmal mit mir gezankt. Das war nur ein kleiner, harmloser Familienkrach.«
»Bloß gestritten!« sagte mein Leibwächter und baute sich vor mir auf. »Was bildest du dir...«
Plötzlich verstummte er wieder und trat einen Schritt zurück. Er keuchte schwer.
Ich war ehrlich verwirrt. Noch nie hatte ich Guido erregter erlebt, und ich hatte keinerlei Ahnung, was ihn so sehr aufwühlte.
»Tut mir leid, Boß«, sagte er schließlich in einem etwas normaleren Ton. »Nach dieser knappen Sache bin ich immer noch ein bißchen in Fahrt. Ist gleich vorbei.«
»Was für eine knappe Sache?« hakte ich nach. »Die haben sich doch bloß .«
»Ich weiß, ich weiß«, antwortete er und winkte ab. »Sie haben sich doch bloß gestritten.« Er atmete tief durch und streckte Arme und Hände aus.
»Weißt du, Boß, ich vergesse immer wieder, wie unerfahren du noch bist. Ich meine, in der Magikabteilung magst du vielleicht Spitze sein, aber wenn es um meine Spezialität geht, also um das Grobe und das Zeug für den Alltag, da bist du immer noch das reinste Wickelkind.«
Ein Teil von mir hätte dem gern widersprochen, da ich im Laufe der Jahre schon in einige ziemlich haarige Situationen geraten war, doch ich hielt lieber den Mund. Guido und sein Vetter Nunzio waren Spezialisten, und wenn ich eins im besagten Laufe besagter Jahre gelernt hatte, dann war es, ihr Fachwissen zu respektieren.
»Verstehst du, Boß, die Leute sagen, daß Burschen wie ich und Nunzio gar nicht viel anders sind als die Bullen, daß es dasselbe Spiel, nur auf
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