Ein Dämon wollte Hochzeit machen
sei denn, du hast mir nicht alles gesagt.«
»Mich stört, daß du es nicht fertigbringst, mir zu glauben«, schoß Kalvin zurück. »Warum machst du dir überhaupt die Mühe, mir Fragen zu stellen, wenn du mir die Wahrheit dann doch nicht glaubst?«
»Früher habe ich dir mal alles geglaubt. Aber DU warst es ja, der mich eines Besseren belehren mußte. Erinnerst du dich nicht mehr?«
Das Gespräch schien nicht vom Fleck zu kommen, und so nahm ich meinen Mut zusammen und trat vor, um einzugreifen.
»Entschuldigt mal, aber ich dachte eigentlich, ihr beide wärt Freunde.«
Kalvin brach sein Streitgespräch ab, um mir einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. »Freunde? Hat sie dir das erzählt?«
Dann stürzte er sich wieder auf die Djeanie.
»Weißt du, Mädchen, für jemanden, der mich ständig bezichtigt, ich würde lügen, gehst du ziemlich lässig und unbekümmert mit der Wahrheit um!«
»Werd nicht albern«, versetzte die Djeanie. »Wenn ich ihm erzählt hätte, daß ich deine Frau bin, hätte er dir doch nur den Rücken gedeckt. Denkst du etwa, ich wüßte nicht, wie ihr Männer das Blaue vom Himmel runterlügt, um euch gegenseitig zu schützen?«
»Einen Augenblick mal«, unterbrach ich. »Hast du >Frau< gesagt? Seid ihr beide verheiratet?«
Was immer von meinem Interesse an Daphnie noch übriggeblieben sein mochte, verabschiedete sich nun ohne einen Piepser.
»Na klar«, erwiderte Kalvin mit einer Grimasse. »Siehst du denn nicht, wie wir uns gegenseitig mit Liebe und Zuneigung förmlich überschütten? Natürlich sind wir verheiratet! Glaubst du etwa, einer von uns würde sich so etwas von einem Fremden gefallen lassen?«
Er schüttelte den Kopf und schien für einen Augenblick beinahe wieder zu seinem alten Ich zurückzufinden.
»Ach, übrigens, Skeeve, nett, dich wiederzusehen«, sagte er und ließ ein gequältes Lächeln aufblitzen. »Tut mir leid, daß ich meine Manieren vergessen habe, aber ich rege, egal, auch wenn es schon ein bißchen zu spät dafür ist, möchte ich dir meine Frau Daphnie vorstellen.«
»Na, jetzt weiß ich wenigstens, was ich tun muß, damit du mich mal einem deiner Geschäftsfreunde vorstellst!«
Und schon gerieten die beiden wieder in Fahrt.
Es klopfte an der Tür.
Ich machte auf und dachte, daß es doch nett sei, wenigstens ein paar Leute zu kennen, die auf ganz normale Weise in mein Zimmer kamen, will sagen, durch die Tür, anstatt einfach unangekündigt aus dem Nichts zu erscheinen.
»Ist alles in Ordnung, Boß? Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört.«
»Na klar«, erwiderte ich. »Es ist nur .. Guido?«
Mein Gehirn mußte mit mehreren Bildern und Vorstellungen gleichzeitig fertig werden, und darin war es nicht unbedingt eine heiße Nummer. Als erstes kam die Erkenntnis, daß Guido von seiner Mission als Spezialsteuereintreiber zurückgekehrt war. Und als zweites, daß er den Arm in einer Schlinge trug.
Letzteres überraschte mich wohl mehr als ersteres. Nachdem wir schon so viel Zeit miteinander zugebracht hatten, war in mir der Glaube entstanden, daß meine Leibwächter unverwundbar seien. Da war es doch ein wenig beunruhigend, daran erinnert zu werden, daß man ihnen ebensosehr körperlichen Schaden zufügen konnte wie jedem anderen.
»Wieso bist du denn zurück?« fragte ich. »Und was ist mit deinem Arm passiert?«
Anstatt zu antworten, spähte er mißtrauisch an mir vorbei zu den sich streitenden Djinnis hinüber. »Was ist denn da los, Boß?« wollte er wissen. »Wer sind diese beiden Komiker überhaupt?«
Ich war ein wenig überrascht, daß er meine Besucher überhaupt sehen und hören konnte, aber dann fiel mir wieder ein, daß ein Djinn nur dann allein vom Besitzer seiner Flasche gesehen und gehört werden kann, wenn er vertraglich entsprechend gebunden ist.
»Och, das sind nur zwei Freunde von mir«, erwiderte ich. »Naja ... so was Ähnliches jedenfalls.
Ich dachte eigentlich, sie seien nur vorbeigekommen, um mal hallo zu sagen, aber wie du siehst, ist die Sache ein bißchen aus dem Ruder gelaufen. Der mit dem Bart ist Kalvin, und die Dame, mit der er sich gerade streitet, ist seine Frau Daphnie.«
Das hielt ich eigentlich für eine ziemlich unverfängliche Erklärung, aber Guido fuhr zurück, als hätte ich ihn geschlagen.
»Hast du gesagt >seine Frau«
»Ja, genau. Warum?«
Mein Leibwächter trat vor, um sich zwischen mir und dem streitenden Paar aufzubauen.
»Geh raus, Boß«, sagte er tonlos.
»Was?« Ich glaubte erst, ihn
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