Ein Dämon zuviel
die Art von Unterstützung war, wie wir sie uns erhofft hatten.
»Was habt ihr denn erwartet?«verhöhnte uns der Offizier. »Wenn ihr von der Armee Hilfe wolltet, dann hättet ihr uns nicht auf eure Kundenliste setzen dürfen.«
Man trieb uns nun zu einem einzeln stehenden Baum.
»Psst, Kerlchen!« flüsterte Aahz.
»Was denn noch?« murmelte ich verbittert.
»Wenn sie dich hängen, flieg!«
»Was?«
Wider Willen erfüllte mich plötzlich neue Hoffnung.
»Jetzt aber, Kerlchen! Wach auf! Flieg! Wie ich es dir unterwegs beigebracht habe.«
»Sie würden mich doch nur abschießen.«
»Nicht wegfliegen, Dummerchen! Nur fliegen. Am Ende des Seils schweben und zappeln. Sie werden glauben, du bist erhängt.« :
Ich dachte darüber nach ... angestrengt darüber nach. Es könnte funktionieren, aber ... Ich bemerkte, daß man die Schlingen über einen tiefen Ast des Baumes warf.
»Aahz! Ich kann das nicht. Ich kann nicht uns beide levitieren, so gut bin ich noch nicht.«
»Nicht uns beide, Kind. Nur dich. Mach dir um mich keine Gedanken.«
»Aber ...Aahz!«
Unsere Zeit war abgelaufen. Grobe Hände schoben uns nach vorn und zogen uns die Schlingen über die Köpfe.
Ich begriff sofort, daß ich gar nicht die Zeit hatte, mir um Aahz Gedanken zu machen.
Ich brauchte meine ganze Konzentration, und selbst dazu war es höchste Zeit.
Ich schloß die Augen und suchte verzweifelt nach einer Kräftelinie in der Luft. Da war eine ... schwach zwar, aber sie war da. Ich begann, mich auf sie einzustellen.
Die Schlinge zog sich um meinen Hals zusammen, und ich spürte, wie meine Füße vom Boden abhoben. Ich fühlte Panik in mir aufsteigen und kämpfte sie nieder.
Eigentlich war es besser so. Sie mußten ja mein Körpergewicht spüren, wenn sie mich hochzogen. Ich konzentrierte mich wieder auf die Kräftelinie ... Energien abziehen ... sie umdirigieren.
Ich spürte, wie sich das Seil leicht entspannte. Ich bekam Luft! Nicht viel, das stimmte, aber ausreichend zum Überleben. Was mußte ich sonst noch tun? Ach ja, zappeln. Ich trat leicht mit den Beinen umher und versuchte zu zittern. Das hatte jedoch zur Folge, daß die Schlinge sich stärker zuzog. Ich beschloß, eine andere Taktik anzuwenden. Ich ließ meinen Kopf zur Seite baumeln und streckte seitlich die Zunge aus dem Mundwinkel.
Es klappte. Ein plötzliches Anschwellen der Pfiffe aus der Menge belohnte meine Bemühungen.
Ich behielt diese Stellung bei.
Meine Zunge trocknete schnell aus, ich zwang mich jedoch, nicht daran zu denken.
Der arme Aahz. Trotz all seiner Grummligkeit und seiner Behauptung, lediglich an sich selbst zu denken, hatte seine letzte Besorgnis meinem Wohlergehen gegolten. Ich schwor mir, wenn ich hier wegkäme ...
Ich dachte gerade noch daran, nicht mehr zu fliegen, ehe sie das Seil abschnitten, als sie unsere Leichen abnahmen, um sie als Warnung an den Stadtrand zu legen. Ich biß mir auf die Zunge, als ich landete und wagte, sie in den Mund zurückzuziehen. Niemand bemerkte etwas.
Unsichtbare Hände packten mich unter den Armen und an den Fußknöcheln, und unsere Reise zur Stadtgrenze begann.
Nun, da ich wußte, daß man mich nicht begraben würde, wandten sich meine Gedanken wieder meiner Zukunft zu. Ich würde mir Frumpel und Isstvan vorknöpfen. Das war ich Aahz schuldig.
»Hier wird es wohl weit genug sein. Wir schmeißen sie einfach hier hinunter!«
Es ertönte ein Chor allgemeiner Zustimmung, und schon flog ich wieder durch die Luft. Ich versuchte, mich für den Aufprall zu entspannen, doch als ich wirklich am Boden aufschlug, blieb mir die Luft weg.
Wenn ich mich weiter um die Kunst des Fliegens bemühen würde, müßte ich mehr Zeit zur Einübung von Notlandungen aufwenden.
Ich lag reglos da. Ich konnte die Soldaten schon nicht mehr hören, ich wollte jedoch noch nicht riskieren, aufzusitzen und womöglich zu offenbaren, daß ich gar nicht tot war.
»Willst du den ganzen Tag hier liegenbleiben, oder hilfst du mir, meine Fesseln zu lösen?«
Unwillkürlich riß ich die Augen auf. Neben mir saß Aahz und grinste auf mich herunter.
Vernünftigerweise blieb hier nur eines zu tun, und das tat ich denn auch. Ich fiel in Ohnmacht.
15
Jeder, der den Ausdruck easy as taking candy from a baby benutzt, hat noch niemals versucht, einem Kind ein Bonbon abzunehmen
ROBIN HOOD
»Können wir uns jetzt rühren?« fragte ich.
»Noch nicht, Kerlchen. Warte, bis die Lichter einen ganzen Tag lang ausgeblieben sind.«
»Eine ganze Stunde
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