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Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Henning
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aufgelegt. Maibach atmete mehrmals tief durch. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er drückte auf einen Knopf und sagte: »Bertram soll reinkommen!«, legte den Hörer auf die Gabel und lehnte sich in seinem teuren Chefsessel zurück, wippte leicht, um sich zu entspannen. Bertram betrat das Büro.
    »Setz dich«, sagte Maibach.
    Bertram zog sich einen der noch von der Versammlung herumstehenden Stühle vor den Schreibtisch.
    »Pass auf, Bertram.« Maibach lehnte sich vor und legte beide Unterarme auf den Tisch, faltete die Hände wie zum Gebet.
    »Sobald die Facts da draußen klar sind, wirst du losfahren und für die Mittagssendung stark RTL-mäßig angereichertes Material reinholen. Und zwar hautnah am Geschehen. Ich will die Bartstoppeln, die fettigen Haare und das Weiße in den Augen dieser Verbrecher sehen. Ich will hören, wie vor Angst das Herz dieser Blondine, wie heißt sie noch mal …
    »Silke, Silke Bischoff.«
    »… Silke Bischoff schlägt. Du wirst dich ohne Rücksicht auf Verluste bis an den Wagen ranmachen. Besser noch, du steigst zu ihnen in die Kiste. Biete ihnen an, was sie wollen. Kaffee, Zigaretten, Geld. Jede Summe, die sie für ein Interview haben wollen. Und wenn sie losfahren, fährst du mit. Wir befinden uns im Krieg um die besten Bilder da draußen, und wir werden diesen Krieg gewinnen. Hast du das verstanden?«
    »Ja!«, sagte Bertram. »Ja, ich habe verstanden.«
    »Dann los!«, sagte Maibach und wedelte ihn mit der Hand hinaus.
    Bertram spürte Maibachs Blick auf sich, tat aber so, als bemerke er ihn nicht und sah weiter stur geradeaus. Wenig später eilten alle wie auf Kommando aus dem Zimmer.
    Er hatte gerade an seinem Schreibtisch Platz genommen, da stand Sylvia vor ihm und legte ihm ein Dossier mit aktuellen Agenturmeldungen auf den Tisch. Dabei sah sie ihn herausfordernd an und sagte wie eine Mutter, die ihrem Sohn einen Baseballschläger in die Hand drückt, damit er sich endlich gegen die Rüpel, die ihn seit Wochen auf dem Schulhof herumschubsen, zur Wehr setzt: »Hier, und jetzt zeig dem Typ endlich mal, was du kannst!«
    Da griff Bertram in seine Hosentasche, zog den Smiley heraus und hielt ihn Sylvia grinsend hin.
    ***
    »Wo bin ich?«, sagte sie und starrte ins Halbdunkel des Zimmers.
    »Schon gut, schlaf weiter«, erwiderte eine Frauenstimme.
    »Aber ich muss doch …«
    »Schlaf weiter«, wiederholte die Stimme entschieden. »Es ist noch früh.«
    »Ich muss aber jetzt sofort …«, rief Chris und zerrte und strampelte sich das dünne Laken von ihrem verschwitzten Körper.
    »Ach komm, Chrisi«, schlug die Stimme nun einen suggestiveren Ton an. »Ruh dich noch ein bisschen aus, und dann sehen wir weiter, okay?«
    Chris richtete sich auf, schwang beide Beine aus dem Bett und lief hinaus in den helleren Flur. Nach ein paar Metern blieb sie stehen, sah sich nach allen Seiten um und dachte wieder: Wo bin ich hier? Sie hatte keine Ahnung, wann und wie sie in diese fremde Wohnung gekommen war. Ihr Blick fiel auf ein an der Wand hängendes Foto, auf dem zwei Wange an Wange lächelnd in die Kamera schauende Frauen zu sehen waren. Eine ältere und eine jüngere.
    Mit Blick auf das Gesicht der jüngeren begriff sie endlich: »Ich bin bei Uli«, murmelte sie, »in Ulis Wohnung. Na klar.«
    »Komm wieder ins Bett«, hörte sie Ulrike aus dem Schlafzimmer rufen.
    »Nein, ich muss zu meinem Vater!«, sagte Chris, ging zurück ins Halbdunkel des Schlafzimmers, griff ihre Kleider vom Stuhl und ging, ohne Ulrike anzusehen, ins Bad am Ende des Flurs. Und nachdem sie sich kurz das Gesicht abgewaschen und sich rasch angezogen hatte, stand sie wieder vor Ulrikes Bett und sagte: »Ich muss los!«
    »Jetzt wart doch mal«, sagte Ulrike und erhob sich schwerfällig.
    »Worauf denn?« Chris blickte auf Ulrike herab, die sich ein Haargummi von dem kleinen, aus einer umgedrehten Obstkisteimprovisierten Nachttisch griff. Sie steckte das Gummi zwischen ihre zupackenden Zähne, formte das schulterlange Haar mit beiden Händen zu einem Zopf und fixierte ihn mit dem Gummi.
    »Ich mach uns erst mal ’n Kaffee, okay?«, sagte Ulrike.
    »Von mir aus«, sagte Chris. Sie setzten sich in der kleinen Küche an den halbmondförmigen safrangelben Klapptisch und tranken stumm aus weißen Keramikhumpen schwarzen Filterkaffee. Ulrike griff nach ihrer auf dem Tisch liegenden Lord-Extra-Packung und steckte sich eine an. Zwischen den nicht ganz zugezogenen zitronengelben Vorhängen brach das Sonnenlicht herein und

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