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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Schwein und versengten Haaren stank. Auf wackligen Beinen entfernte er sich von dem Inferno, hielt aber an, um ein Mitglied des Schnellen Einsatzkommandos, das er zuvor erschossen hatte, nach dem Weg zum Piccadilly Circus zu fragen. »Ungehobelter Klotz. In diesem verfluchten Land kriegt man aus keinem mehr eine höfliche Antwort raus«, nuschelte er, als er seines Wegs wankte.
    Hinter ihm loderte Middenhall und fiel langsam in sich zusammen. Und auf die anderen unglücklichen Middens, die das Haus als ihr Heim in der Fremde betrachtet hatten, mit freier Kost und Logis und allem Drum und Dran, beispielsweise, daß man grob zu dem Personal war, wie sie es in den Tropen gewohnt waren. Falls sie überlebt hätten, wäre allerdings kaum Personal übriggeblieben, zu dem sie hätten grob sein können. Die Köchin, ihre Tochter und die anderen Küchengehilfen wurden von dem Wassertank über ihnen gerettet, der platzte und den Keller flutete. Trotzdem wären sie fast bei lebendigem Leib gekocht worden. Daß eine ganze Flotte Feuerwehrwagen eintraf, half ihnen auch nicht. Sie kamen nämlich nicht an den Autos vorbei, die die Auffahrt und das Tor am Pförtnerhaus zugeparkt hatten. Sie hätten ohnehin nichts tun können. Middenhall, dieses Backstein-, Stein- und Mörtelgebilde von abgrundtief schlechtem Geschmack, dieses Monument imperialer Eitelkeit, Dummheit und Habgier, war zu dem Mausoleum geworden, von dem »Black« Midden geträumt hatte, wenn auch nicht so, wie von ihm erhofft. Das Gebäude würde in die Geschichte der Grafschaft Twixt und Tween eingehen.
    Und während alledem, bei dem Chaos und dem Strudel von Katastrophen, die Middenhall und seine Bewohner verschlangen, saß Miss Midden unbeteiligt in der Diele des alten Middenschen Bauernhauses und unterhielt sich ausführlich und ununterbrochen mit einer alten Schulfreundin in Devon über alles mögliche, was nicht um sie herum ablief, über die schönen Erinnerungen vergangener Zeiten, als sie und Hilda runter nach Land’s End getrampt waren. Sie schuf ein unerschütterliches Alibi. Nie würde jemand behaupten können, sie sei für die Zerstörung dieses verabscheuungswürdigen Hauses verantwortlich, das ihren Vater zu einem gebrochenen Mann gemacht hatte.

28
    Der Anblick, der Lennox Midden empfing, als er in Middenhall eintraf, auch wenn empfing wohl kaum das zutreffendste Wort war (wegen der verstopften Straßen mußte er fast einen Kilometer zu Fuß gehen), war nicht dazu angetan, einen anständigen Anwalt aus einem stillen Vorort zu beruhigen, der erst ein paar Stunden zuvor in der Erwartung aufgewacht war, an dem alljährlichen Turnier des Golfclubs Urnmouth teilzunehmen. Hier war nichts zu sehen von den sanften Grüns, den breiten Fairways sowie der flachsenden Kameraderie nach dem Spiel im Clubhaus unter Männern, die glaubten, einen kleinen weißen Ball ganz weit weg zu schlagen, verleihe dem Leben einen Sinn. Eine tiefe Kluft, ein Abgrund tat sich auf zwischen der friedlichen Welt und dem, was in Middenhall passierte. Wo sich der Rasen hinunter zum See erstreckte, sah man durch den Qualm hier und da grüne Flecken, aber sie waren nicht sanft. Von den Zinnen und Ziertürmchen auf dem Dach abgesprengte Betonbrocken hatten sich in die Grasnarbe gebohrt, dazwischen lagen anrührend tote oder verwundete Scharfschützen der Polizei. In der Auffahrt loderten zerstörte Lkw und Einsatzfahrzeuge. Auch die riesige Veranda brannte, während die Mauern des gewaltigen Hauses gräßlich qualmten und rauchten und unvermutet Flammen aus ihren Tiefen spien wie ein aktiver Vulkan. Einem deutschen Überlebenden der russischen Schlußoffensive auf Stalingrad oder einem amerikanischen Soldaten, der die Verwüstungen betrachtete, die man unnötiger- und barbarischerweise nördlich von Kuwait dem irakischen Konvoi beigebracht hatte, wären der Anblick und die Gerüche vertraut vorgekommen.
    Für Lennox Midden in seiner Knickerbocker galt das nicht. Tod und Verwüstungen dieses Ausmaßes hatte er noch nie zuvor erlebt, und mit jedem schrecklichen Schritt entlang der Straße und die Auffahrt hinunter, vorbei an den versprengten Resten des Teams von Familientherapeutinnen und Traumaspezialistinnen, vorbei an verwundeten Polizeibeamten, an verkommenen, aber beherzten Prostituierten mit rauchgeschwärzten Gesichtern, an wildgewordenen Deutschen Schäferhunden mit glimmenden Schwänzen und versengten Barthaaren, vorbei sogar an dem unter seinem Überzug aus Schweinemist unkenntlichen

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