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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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abgeschnitten, stellte sich der ehemalige SS- Standartenführer tot. Das spielte keine Rolle. Gleich sollte sich etwas noch Katastrophaleres ereignen.
    Es war nur eine Kleinigkeit, aber mit weitreichenden Konsequenzen. Nur die Köchin, die mit dem übrigen Hauspersonal in der kühlen Sicherheit des Kellers kauerte, wußte, daß sie vor der Flucht zwei sehr große Bratpfannen mit zahlreichen Schinkenspeckscheiben auf dem Gasherd zurückgelassen hatte. Da es Sonntag war und einige der Bewohner wenigstens einmal in der Woche auf Schinkenspeck mit Eiern bestanden, dazu gebratene Brotscheiben und Champignons und, scheiß auf das Cholesterin, war sie gerade bei der Frühstückszubereitung gewesen, als »Buffalo« das Feuer eröffnet hatte. Doch selbst sie, eine diensteifrige, wenn auch nicht sehr gute Köchin, hatte keine Ahnung, was zwei Pfund fetter Frühstücksspeck (der verstorbene Leonard Midden, der nun samt der verstorbenen Mrs. Midden in ihrem Schlafzimmer auf dem Fensterbrett lag, hatte aufgrund höchst zweifelhafter medizinischer Erkenntnisse immer behauptet, fetter Frühstücksspeck sei gut für den Uterus, und darauf bestanden, daß seine Frau den fettesten Frühstücksspeck bekam) für einen Qualm anrichten, wenn man ihn über Gebühr lange auf einem Propangasherd erhitzte. Und erst die Flammen. Von dem Mädchen, das als Aushilfe aus Stagstead kam, war es ausgesprochen fahrlässig gewesen, den Behälter mit der Fritüre für die Pommes frites direkt neben die Bratpfannen zu stellen. Als Speckrauch die Küche erfüllte, mochte das Öl nicht länger zurückstehen. Es kam zu einer Explosion mit Brandentwicklung und dem ersten Prasseln einer Katastrophe, die man später das Middenhall-Inferno nannte. Doch man hätte die Situation auch jetzt noch in den Griff bekommen können. Daß dies nicht geschah, war auf das wohlmeinende Eingreifen von Mrs. Laura Midden Rayter zurückzuführen, die sich mit außerordentlicher Tapferkeit durch den Qualm gekämpft hatte, ohne jedoch zu ahnen, was passieren würde, wenn man einen Eimer Wasser auf einen Fritierfettbrand kippte. Sie fand es rasch heraus. Diesmal brauchte man nicht zu erahnen, was das Prasseln bedeutete, als acht Liter brennendes Öl in die Lüfte stiegen. Der große gelaugte Küchentisch aus Fichtenholz schloß sich dem Großbrand an, innerhalb einer Minute loderten die Schränke und Regale, und Mrs. Laura Midden Rayter, die bei ihrem Fluchtversuch die Tür zur Diele hatte offenstehen lassen, konnte einen kurzen Blick darauf erhaschen, wie der Wandteppich, mit dem »Black« Midden die holzgetäfelten Wände des Eßzimmers geschmückt hatte, so schnell in Flammen stand, wie es das abgebildete Motiv verdiente. Im ersten Stock versuchten etliche von Panik erfaßte Kolonialisten-Middens – die sich zu Boden geworfen hatten, weil sie von Scharfschützen der Polizei beschossen wurden, die wiederum aus ihrer Stellung hinter dem Steingarten entkommen waren und sich hinter den Bäumen zu beiden Seiten des großen Hauses in Sicherheit gebracht hatten –, zu der gewaltigen Eichenholztreppe zu gelangen, bevor diese in Rauch aufging und in Flammen stand. Sie schafften es nicht. Der Treppenläufer brannte bereits lichterloh, und die Hitze im Flur war zu groß. Sargents großes Ölgemälde von »Black« Midden über dem Marmorkamin verwandelte sich in einen Vorhof der Hölle. Er war nie ein attraktiver oder auch nur halbwegs gutaussehender Mann gewesen, auch nicht nachdem Sargent seine gesamte kosmetische Kunstfertigkeit aufgewandt hatte, doch nun trug das Porträt wahrhaft teuflische Züge. Nicht daß einer der Gäste lang genug geblieben wäre, um es sich gründlich anzusehen. Die Dringlichkeit, mit der sie Middenhall verlassen wollten, stellte selbst die Beharrlichkeit in den Schatten, mit der sie bei ihrer Ankunft ein Zimmer verlangt hatten. Damals hatte sie niemand aufgehalten. Rauszukommen aber war eine vollkommen andere Sache. Während die Flammen das gesamte Erdgeschoß verschlangen und sogar der Billardtisch zu brennen begann, gingen sie zur Treppe in den zweiten Stock und begaben sich nach oben. Das war unklug. Nur Frank Midden, ein Rentner und ziemlich fußkranker ehemaliger Straußenzüchter vom Kap, war so vernünftig, auf das Verandadach zu springen und sich nach unten rollen zu lassen. Ob er erschossen wurde, war ihm egal. Immer noch besser, als in dem gräßlichen Haus bei lebendigem Leib zu verbrennen.
    Auf einem der Dachtürmchen über ihm kam sogar

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