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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Gesprächston. »Du vielleicht nicht«, bemerkte Lady Vy. »Du brauchst ganz sicher keine, aber was mich betrifft ...« Sir Arnold ging zum Bett und schlug die Decke zurück, die Timothy Brights nackten Körper bedeckte. »Halt den Mund und hör mir zu«, zischte er. »Ich komme nach Hause und finde dich mit dem hier in den Federn. Mit irgendeinem miesen Lustknaben, mit dem du’s in meinem verdammten Bett getrieben hast, und der Arsch hat die Frechheit, hier zu schlafen und zu schnarchen ...« Er brach ab, betrachtete Timothys zerschrammte Knie, Hände und Arme, von dem schwer lädierten Oberkörper und dem übel zugerichteten Gesicht ganz zu schweigen, und änderte seine Ansicht über Vy. Wenn der arme Teufel und Vy sich leidenschaftlich geliebt hatten, war er heilfroh, daß es ihm nie gelungen war, sie sexuell in diesem Ausmaß zu erregen. Einen Sekundenbruchteil lang kam ihm der Gedanke, daß seine Frau zu viele Draculafilme gesehen hatte. Oder Kannibalenstreifen. Nur das fehlende Blut auf ihrer Gesichtscreme überzeugte ihn vom Gegenteil. Den Kopf dieses Brutales sah er sich lieber nicht an. Aus der Kopfwunde sickerte immer noch Blut aufs Kissen. Jedenfalls war Lady Vy seiner Aufmerksamkeit gewiß. »Was erzählst du da von ›Lustknaben‹ und ›es getrieben haben‹, du verkommene Kreatur?« fauchte sie ihn mit beinahe echt wirkender Arroganz an. »Glaubst du etwa, ich würde auch nur im Traum daran denken, mit so einem ... einem Milchbart zu schlafen, der noch ein Kind ist?«
    Sir Arnold betrachtete noch einmal den Burschen auf dem Bett. Ihm war nie die Idee gekommen, seine Frau könnte einen Endzwanziger für ein Kind halten. Oder für einen Milchbart, was auch immer das heißen mochte. Es kam ihm irgendwie widernatürlich vor. Er versuchte, wieder aufs Thema zu kommen.
    »Was hast du denn von mir erwartet? Wenn du unerwartet irgendwann zu nachtschlafender Zeit nach Hause kämst und ein nacktes Mädchen neben mir fändest, was hättest du dann gedacht?«
    »Mir wäre völlig klar gewesen, daß du keinen normalen Sex mit ihr hattest«, warf ihm Lady Vy vor. »Fellatio würde dir ja vielleicht was bringen, aber nicht mit mir. Für so was bin ich nicht mehr jung genug.«
    Sir Arnold schenkte diesem leicht durchschaubaren Versuch, ihn vom Thema abzulenken, keine Beachtung. »Also schön«, hakte er nach. »Wer ist das? Sag mir einfach, wer das ist.«
    »Wer das ist?«
    »Ich habe doch wohl ein Recht darauf, wenigstens das zu erfahren.«
    »Du fragst mich ...? Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt es nicht? Du mußt es wissen. Ich meine ...« Sir Arnold glotzte sie an. »Ich meine, man hat doch nicht irgendeinen kleinen Scheißer im Bett, ohne herauszufinden, wer er ist. Das ist ... das ist ...«
    »Tja, wenn du’s wirklich wissen willst: Ich dachte, du wärst’s gewesen«, sagte Lady Vy mit frischer Arroganz. Der Chief Constable starrte sie mit offenem Mund an. »Ich? Eben noch sagst du, ich bekam keinen hoch, wenn ich keinen geblasen kriege, und jetzt bin ich auf einmal der Knilch, der dich gerammelt hat, daß dir Hören und Sehen vergangen ist.«
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde Lady Vy wieder zum Revolver greifen.
    »Ich sag’s dir doch andauernd«, schrie sie. »Niemand hat irgendwas getan. Ich wußte nicht mal, daß er da war.«
    »Das mußt du aber. Es klettern nicht einfach irgendwelche Leute zu dir ins Bett, ohne daß du’s merkst.«
    »Na schön, vermutlich war ich mir vage bewußt, daß jemand ins Bett stieg, dachte aber natürlich, du wärst es. Er stank halt nach Hund und Schnaps. Woher zum Teufel sollte ich wissen, daß es jemand anderes war?«
    Sir Arnold versuchte sich aufzurichten. »Ich stinke nicht nach Hund und Schnaps, wenn ich ins Bett komme.«
    »Hätte mich fast getäuscht«, sagte Lady Vy. »Wenn ich’s recht bedenke, ist es ihm sogar gelungen.« Sie tastete auf der anderen Seite des Bettes nach der Ginflasche. Sir Arnold entriß sie ihr und nahm einen Schluck. »Und jetzt«, fuhr sie fort, als sie die Flasche zurückbekam, »jetzt hast du ihn einfach ermordet.«
    »Doch nicht ermordet, lieber Himmel«, sagte er. »Totschlag. Ganz was anderes. Bei Totschlag geben Richter häufig ...« Lady Vy lächelte furchtbar.
    »Arnie, Liebling«, sagte sie mit einer Bosheit, die im Laufe von Jahren herangereift war. »Offenbar ist es noch nicht bis zu dem Ding durchgedrungen, was du dein Hirn nennst, daß du erledigt, finito, fertig und am Ende bist. Deine Karriere ist aus und

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