Ein Dicker Hund.
gelandet.
»Das müßte sicherstellen, daß er eine Weile nicht aufwacht«, sagte Sir Arnold, als sie die Kellertreppe hinaufstiegen. »So bleibt er bewußtlos, bis ich die Gelegenheit habe, mir irgendwas einfallen zu lassen.«
Er schloß die Kellertür ab. Den Rest der Nacht versuchte er, auf der Couch in seinem Arbeitszimmer zu schlafen, während Lady Vy im ersten Stock das Bett frisch bezog und noch eine Tablette nahm. Während er sich zwischen kurzen Schlaf- und angsterfüllten Wachphasen hin- und herwälzte, kramte er in seinem Gedächtnis nach einem besonders rachsüchtigen Finsterling, von dem diese Falle hätte stammen können. Es gab einfach zu viele Verbrecher, die einen Groll gegen ihn hegten. Und wieso war die Journaille noch nicht an seiner Türschwelle aufgetaucht? Vermutlich, weil er das Schnelle Einsatzkommando zurückgepfiffen hatte. Das Eintreffen des Kommandos wäre der Vorwand für eine massive Invasion der Presse gewesen. Aber sie brauchten die Jungs vom SEK, die sie zum Alten Bootshaus lotsten. Sir Arnold war froh, daß es so einsam gelegen war. Und trotzdem, irgendwas war verdammt komisch. Morgen früh würde er herumtelefonieren, um herauszufinden, ob jemand einen Tip bekommen hatte, daß ein spektakuläres Ereignis bevorstand. Nein, lieber nicht. Schweigen, absolutes, komplettes und völliges Schweigen war die beste Reaktion. Schweigen, und dann würde er mit Gottes Hilfe diesem Alptraum entkommen. Wenn dieser Drecksack nur nicht starb.
Im großen Schlafzimmer oben verfluchte Lady Vy ihre eigene Torheit. Das Wasser aus dem durchlöcherten Boiler war unter der Badezimmertür durchgelaufen und sickerte jetzt durch den Teppich in den Fußboden. Schon vor vielen Jahren hätte sie auf Daddy hören sollen. Er hatte immer gesagt, um ein erfolgreicher Polizist zu werden, müsse man ein sadistischer Kretin sein, und damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen.
8
In Pud End erwachte Henry Gould und hatte das ungute Gefühl, etwas Schreckliches getan zu haben. Er brauchte ein Weilchen, bis ihm einfiel, was es war, und als er es wieder wußte, war er ehrlich besorgt.
»Großer Gott«, murmelte er und stand rasch auf. »Wie kann man bloß jemandem so einen idiotischen Streich spielen.« Als er nach unten kam, saß sein Onkel in der alten Bauernküche über seinem Frühstückskaffee, neben sich das Radio. Er sah ausgesprochen fröhlich aus für jemanden, der mit ziemlicher Sicherheit soeben einen Neffen verloren hatte. Daran zweifelte Henry nicht. Im nüchternen Morgenlicht war er überzeugt, daß sein Vetter nicht mehr unter den Lebenden weilte. Niemand, den man bis an die Synapsen mit Bufo sonora abgefüllt hatte, konnte über eine längere Strecke ein dermaßen schweres Motorrad fahren und am Leben bleiben. »Krötenstoff« verwirrte einem gewaltig den Verstand.
»Du mußt nicht so bedrückt gucken«, sagte Victor zu ihm. »Ich höre mir seit sechs Uhr den Lokalsender an, und sie haben keinen Unfall erwähnt, in den ein Motorrad verwickelt war, was sie sich sonst zur Abschreckung nie entgehen lassen. Timothy schläft vermutlich in irgendeiner Hecke seinen Rausch aus. Solche Typen haben den Teufel immer auf ihrer Seite.«
»Das möchte ich wirklich hoffen. Weiß der Himmel, was das für ein ›Krötenzeug‹ ist. So wie das angeschlagen hat, fand ich schon erstaunlich, daß er die Maschine überhaupt besteigen, geschweige denn fahren konnte.«
Doch als Victor Gould am späten Vormittag in das Gästezimmer ging, um zu lüften, stellte er fest, daß Timothy Bright ein braunes Päckchen und eine große Reisetasche dagelassen hatte. In der Überzeugung, Timothy werde bestimmt zurückkommen und beides abholen, verstaute Victor es in dem Schrank unter der Treppe. Das war zwar eine ziemlich fürchterliche Vorstellung, aber immerhin war Timothy einstweilen abwesend.
Timothy Bright wäre ebenso besorgt gewesen wie sein Onkel, hätte es sein Zustand zugelassen. Doch so schlief er glücklich weiter, sich seiner Lage nicht bewußt, und da der »Krötenstoff« nun mit Valium und Whisky aufgefrischt worden war, stellte er mit seinen Neuronen ganz neue Dinge an. Zum Glück wußte er nichts davon, daß er in zwei blutbefleckte Laken und einen Kissenbezug gewickelt war und daß man ihn in die äußerste Ecke des Kellers vom Alten Bootshaus gequetscht hatte, wo er beinahe aussah wie einer der Kohlensäcke, die früher dort gelagert hatten.
Über seinem Kopf und draußen im Garten schlenderten die Gäste der
Weitere Kostenlose Bücher